Tales from the Table (D&D 5E): Death men don't wear plate

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Mercen
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Tales from the Table (D&D 5E): Death men don't wear plate

Beitrag von Mercen »

Weihnachten steht vor der Tür und damit etwas spielfreie Zeit. Da kommt eine neue D&D-Fortsetzungserzählung doch gerade recht, um die Langeweile zu überbrücken, oder?

Der SL hatte diesmal einen anderen Anfang als sonst gewählt. Wir sind tot, hieß es. Überlegt euch einen Hintergrund und dann noch, wie ihr gestorben seid, hieß es.

Das war schön, denn dadurch gab es keine Einschränkungen ...
Kein Plan reicht mit einiger Sicherheit über das erste Zusammentreffen mit den Spielern hinaus.
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Mercen
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Re: Tales from the Table (D&D 5E): Death men don't wear plate

Beitrag von Mercen »

Acheron

Dramatis personae:
Ghaundar Vandree Dunkelelf Schurke (Attentäter) 3 NB
Xera S'smaran Drachengeborene Paladin (Eid der Rache) 3 RG
Mikan Halbling Druide (Hirtenzirkel) 3 NG

Als ich wieder klar sehen konnte befand ich mich in einer Reihe mit angeketteten Personen aller möglichen Völker. Von meinem Herzen lief eine Kette zum Fußboden und war dort mit einem Block verbunden. Der Block rutschte in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen vor und zwang mich, ihm mit taumelnden Schritten zu folgen. Gekleidet waren wir alle in formschöne weiße Nachthemden. Nebel umwallte die Szenerie und ließ alles verschwommen wirken. Neben meiner waren noch weitere Reihen mit ähnlichen Figuren im Nebel zu erahnen, darunter auch Völker, von denen ich weder gehört noch sie geschweige denn je gesehen hatte.
Eigentlich hätte ich tot sein müssen. Toter ging es nicht. Ich kenne die Wirkung von Spinnenkuss und das meine Schwester das benutzt hatte, konnte nur eins heißen: Sie wollte auf Nummer sicher gehen. Fünf lange Jahre war ich ihr entkommen. Aber schlussendlich hatte sie mich erwischt. Wir Drow waren hartnäckig, wenn es um Rache ging. Das musste man bewundern. Oder auch nicht, zumindest in meinem Fall. Schließlich war ich nur ein unwichtiger Bruder.
Aber gut, ich stand hier und war recht lebendig, warum auch immer. Nun war ich zwar einerseits froh, beim Erwachen keinen freundlich lächelnden Meister der Folter zu sehen, andererseits sah mir das hier aber auch nicht nach einem wesentlichen Gewinn an Lebensfreude aus. Wo, zur Hölle, war ich hier gelandet?
Nach einiger Zeit gewahrte ich ein Pult, hinter dem eine riesige gehörnte Gestalt thronte. Hässlich war das einzige Wort, was mir dazu einfiel. Nun wusste ich aber, wo ich war, nicht dass das meine Laune hob.
Fünf Positionen vor mir sah ich einen großen breitschultrigen Drachenmann. Hier stutzte der Teufel und blätterte in einer langen Liste, kratzte sich hinter den Hörnern und sah sichtlich enttäuscht aus. Schließlich winkte er den Drachenmann nach links, nachdem dieser vorher ein Schriftstück unterzeichnen musste.
Der nächste in der Reihe war ein Zwerg und der hatte nicht so viel Glück. Das Monstrum grinste, klatschte in die Hände und der Zwerg wurde schreiend in einen flammenden Schlund gezogen. Einem Halbling passierte das Gleiche wie dem Drachenmann und endlich kam ich an die Reihe.
„Name?“, grunzte der Pförtner.
„Ghaundar aus dem Haus Vandree, euer Ehren“, antwortete ich. Wenn Freundlichkeit hilft, sei freundlich. In Ermangelung einer Armbrust oder Gift als Alternative war das wohl auch die einzige Möglichkeit.
Der Pförtner grinste. „Willkommen in Acheron. Mal sehen, wo du hinkommst.“
Ich kam nirgendwo hin, denn auch mein Name stand nicht auf der Liste.
„Verfluchte Axt! Was ist denn heute los? Nichts als Fehllieferungen!“ Der Teufel lief purpurn an und Dampfwolken quollen aus seinen haarigen Ohren. „Na los, raustreten, oder ich foltere dich hier ein bisschen.“
Ich wandte mich hastig in die Richtung, in die er deutete, und wollte zu einer Glastüre marschieren.
„He, du Komiker, erst unterschreiben!“
Ich drehte mich wieder um und der Teufel hielt mir ein Blatt Papier mitsamt einer großen Stahlfeder unter die Nase. Ich hielt vergeblich nach einem Tintenfass Ausschau.
„Mit deinem Blut“, grinste das Monstrum höhnisch.
„Jetzt bleib mal ruhig, mein Großer, ich mach ja schon.“
Sein Gebrüll verfolgte mich bis zur Tür. Diese war formschön mit Flammen verziert und beim Öffnen merkte ich, dass das keine Verzierung war. Die Tür brannte tatsächlich, allerdings nicht besonders unangenehm. Ich stieß sie auf.
Dahinter lag ein schöner Raum mit kostbarem Parkettfußboden, darin stand ein großer Schreibtisch mit drei Stühlen davor und ein Advocatus Diaboli saß in einem Sessel dahinter. Zwei Stühle waren schon besetzt. Ihr habt richtig geraten, meine Freunde, mit den beiden Gestalten von vorhin. Beide hielten eine Schriftrolle wie meine in der Hand. Der Teufel deutete einladend auf den dritten freien Stuhl. Er trug einen purpurfarbenen Anzug und war, nun ja, dicklich. Ich ließ mich auf den Stuhl neben dem Drachenmann fallen. Es war ein blauer, wie ich jetzt bemerkte. Und wahrscheinlich ein Weibchen. Nun war ich ja kein Spezialist für zweibeinige Reptilien, aber so sittsam saß kein Mann.
„Moin Schuppi.“
Das war kein guter Anfang. Schuppi war nicht amüsiert.
„Ich heiße Xera, und ich diene dem erhabenen Bahamut.“
Welcher Gott auch immer das war. Ich schaute mir jetzt die Schriftrolle genauer an. Das war ein Knebelvertrag, wurde mir schnell klar. Ich bleibe so lange am Leben, wie ich dem Typen hinter dem Schreibtisch zu Diensten bin. Ich soll tun, was er sagt, und ansonsten habe ich die Klappe zu halten. Und noch was in Infernalisch, was aber keiner von uns drei lesen konnte. Na gut, so war es besser als tot zu sein. Vielleicht würde sich etwas im Laufe der Zeit ergeben.
Der Advocatus stellte sich als Cassius Julius Viridicus, 10. Sohn des Levistus, vor und lächelte. "Na, alles verstanden?“ Die Antwort wartete er nicht ab. „Dann ist ja alles klar. Bereit für den ersten Auftrag?“
Schuppi war nichts klar. „Seid ihr sicher, dass ich hier richtig bin? Ich bin immerhin eine Paladinin des Guten.“
Paladin? Au weia, diese Sorte gab es auch bei uns ab und zu. Die waren extrem selten, immer weiblich und schlecht umzubringen, aber dafür umso fanatischer. Natürlich waren sie auch als die 'Guten' unterwegs, denn das hing ja mal stark von der persönlichen Sichtweise ab.
Der Teufel grinste noch breiter. „Irgendwas wirst du schon falsch gemacht haben. Hier gibt es keine Irrtümer.“ Er kicherte. „Und keine Berufungsgerichte.“
Dann unterzeichnete er den Vertrag ebenfalls. Bei uns fielen die Ketten aus den Herzen.
„Ich heiße übrigens Mikan“, meldete sich der Halbling und beugte sich zu mir herüber.
„Und ich Ghaundar.“
„Wie, Gouda?“ Schuppi kicherte als einzige über ihren miesen Scherz.

Xera: Das kann ja heiter werden. Von schwarzen Elfen weiß ich nicht viel, aber junge eingebildete Bürschchen hatte ich zu Genüge kennengelernt. Alleine wie der sich schon auf seinem Stuhl lümmelte.

Der Advocatus wurde dienstlich und deutete auf eine weitere Tür. „Dann mal los, meine Kinder. Eine Frau namens Emma Watson in Nux Cranny hat sich an uns um Hilfe gewandt. Dafür versprach sie uns ihre unsterbliche Seele.“
Folgsam standen wir auf und marschierten durch die Türe. Und fielen ins Bodenlose. Jahre und Welten zogen vorbei, der Fall änderte mehrfach seine Richtung und schließlich schlugen wir irgendwo im nirgendwo auf.
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Mercen
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Beitrag von Mercen »

Nux Cranny

Ich wurde als erster wach. Neben mir lag meine vertraute Ausrüstung und Bekleidung. Ein erster Blick zeigte mir eine idyllische Szenerie. Die Sonne schien und baumbestandene Wiesen säumten einen kleinen Flusslauf, auf dessen sandigen Ufern wir lagen. Der Jahreszeit nach war es früher Herbst.
Etwas entfernt saß ein kleiner Junge, vielleicht 10 Jahre alt, im Sand. Der beobachtet uns, nicht besonders ängstlich, was mich natürlich sofort misstrauisch machte. Ich angelte nach meiner Armbrust, stand auf und marschierte steifbeinig zu ihm herüber. Mir tat alles weh, wie von einem gigantischen Muskelkater.
„Na Kleiner, wer bist du denn?“
„Ben Cook.“
Ach, einer von der gesprächigen Sorte.
„Kennst du einen Ort namens Nux Cranny?“
„Klar, da wohne ich.“
Immerhin, wir waren richtig.
„Und eine Frau namens Emma Watson?“
„Ja, aber die Watsons wohnen außerhalb.“ Er seufzte. “Schade eigentlich, die haben eine richtig schöne Tochter. Fleur heißt sie.“
Ich grinste verstehend. „Gut. Würdest du uns da hinbringen?“
„Was wollt ihr denn da?“
Das war eine berechtigte Frage. „Sie hat uns gerufen.“
„Was?“
Schuppi und der Halbling hatten sich in der Zwischenzeit ebenfalls aufgerappelt und die Drachenfrau wandte sich mit einem zahnigen Lächeln an das Kind. „Dann bring uns mal dahin, bitte.“
Das wirkte jetzt auf einmal beunruhigt, was ich verstehen konnte. Den Schwarzen Mann kannte ja jeder und hatte keine Angst vor ihm, aber ein zweibeiniger Drache?
Wir zogen uns um und gingen los. Der Junge war extrem neugierig und so unterhielt ich ihn mit Geschichten aus dem Tiefen Reich. Nach einer halben Stunde trafen wir auf ein Hindernis. Über den Weg spann sich ein Seil, etwas schlampig befestigt. Schlecht versteckt lauerten Gestalten im Unterholz. Ich verschwand in den Büschen am Wegesrand und schlug einen Bogen zu dem Hinterhalt. Auf der anderen Seite sprangen wild kostümierte Gestalten aus dem Unterholz und fuchtelten mit ihren Holzwaffen. Ihr Anführer stolzierte auf Xera zu und schwenkte bedrohlich sein Schwert.
„Ha, ich bin James Northshire und ich fordere euch auf, sofort euer Gold zu übergeben.“ Er überlegte. „Äh, dann passiert euch nichts.“
Ein kleines Mädchen mit einer Puppe im Arm ging zu ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr. „Ach ja, und alle eure Süßigkeiten nehmen wir auch.“
Das sah harmlos aus. Ich kam aus dem Gebüsch, die Armbrust lässig in der Hand. Der Junge drehte sich um und wedelte mit seinem Holzschwert vor meiner Nase herum. Vor einer Dunkelelfennase! Die zu einem Dunkelelf mit einer geladenen Waffe in der Hand gehörte! Reflexartig drückte ich ab und schaffte es im letzten Moment, die Armbrust nach unten zu drücken. Der Bolzen traf das Bein. Sein Gebrüll, als er sich auf dem Boden wälzte, war meilenweit zu hören.
„Du Spinner, hast du sie nicht mehr alle?“, schrie Ben.
„Man bedroht keine Fremden mit einer Waffe.“
Ben glotzte mich an. „Ja aber … aber, das war doch ein Spiel …“
„Sag mal“, antwortete ich wütend, „hast du nicht zugehört, was ich dir die letzte halbe Stunde erzählt habe? Du hättest deine Freunde warnen können. Hast du aber nicht.“
Der Samen fiel auf steinigen Boden und keimte nicht.
Xera kniete neben dem Jungen nieder, zog den Bolzen aus dem Bein, und streichelte die Wunde. Diese verschloss sich auf wundersame Weise. Dann sah sie mich ebenfalls wütend an.
„Du kannst doch nicht auf Kinder schießen.“
„Das kann ich sehr wohl, wie du gerade gesehen hast. Aber ich nehme an, dass dein Satz etwas anderes bedeutet, etwa in der Art: Hier machen wir so was nicht.“
„Ganz genau.“
„Da wo ich her komme, ist eine Kinderbande in einer Gasse tödlich. Sie üben dort das Erwachsenwerden.“

Xera: Ich fasse es nicht! Der erschießt einfach ein Kind, weil er sich bedroht fühlt! Was er aus den Tiefen Reichen erzählt hatte, war ja schon grauenhaft genug. Ich wollte es nicht glauben, aber jetzt?

Sie grummelte irgendwas und die Kinder nutzten die Gelegenheit und flohen zurück ins Dorf. Die Flucht von Ben konnte ich gerade eben noch verhindern.
„Halt mein Kleiner, erst deine Führung, dann deine Freiheit.“
Murrend ging Ben mit uns weiter zum Dorf. Unsere Anwesenheit hatte sich blitzschnell herumgesprochen. Die Straßen waren leer und die Türen verrammelt.
„Gut, hier sind wir. Wo ist das Watson-Anwesen?“
Ben deutete in die gegenüber liegende Richtung. „Kann ich jetzt gehen?“
„Klar, hau ab.“ Was er dann auch tat.

Wir marschierten weiter. Das freundliche Herbstwetter änderte sich abrupt und dunkle Wolken zogen auf. Es begann zu nieseln. Dann regnete es. Dann begann es zu schütten. Man muss auch mal was Positives über das Tiefe Reich sagen: Das Wetter ist stabil.
Nach eine halben Stunde trafen wir auf eine einsame Gestalt, die auf der Straße stand und uns zu erwarten schien. Schuppi blickte mich streng an und sagte: „Du machst jetzt keinen Unsinn und überlässt das Reden uns. Klar?“
Ich nickte und sie wandte sich an die Gestalt.
„Sagt guter Mann, ist es noch weit bis zum Watson-Anwesen?“
Guter Mann? Das Ding sah aus wie die männliche Ausgabe einer Sumpfhexe und stank durch den Regen bis zu mir her. Er war in Lumpen gekleidet und mit Pflanzenresten und Schlamm übersät.
Murmel brummel. „Nich weit, nich weit. Aber geht da nich hin da isses gefährlich.“
„Wie heißt ihr denn, guter Mann?“
„John heiß ich, ja John.“
Ich nannte ihn jetzt insgeheim 'John der Stinker'.
„Ja, gefährlich. Krank wird man da. Der gute John bringt euch zurück, ja, zurück.“
Schuppi sah auf einmal komisch drein. „Ja … ja, das könnte eine gute Idee sein.“
WAS? Mikan schaute auch überrascht und begann auf die Paladinin einzureden. Aber die wurde stur. Ich sollte ja nicht schießen, das hatte sie jetzt davon. Ich sagte Mikan, dass ich mal einen Blick hinter den Hügel werfen würde und schlenderte davon.
John rief mir noch irgendwas nach, aber das ignorierte ich. Etwas zupfte an meinem Geist, aber das ignorierte ich auch. Als ich über den Hügel kam, sah ich das Watson-Anwesen. Und roch es, trotz des strömenden Regens. Es roch faulig. Das Anwesen war zweigeschossig und bis fast an die Hauswände wuchs Korn. Es stand über zwei Meter hoch und sah selbst für meinen ungeübten Blick krank aus. Na gut, dann mal los. Ich drückte mich durch die ekligen Pflanzen. Sie brachen nicht, denn sie waren wie Gummi und federten hinter mir zurück. Nach kurzer Zeit erreichte ich die Haustüre und klopfte an. Ich hörte Schritte und dann öffnete sich ein kleines Sichtfenster.
„Ja?“ Die Stimme klang barsch und nicht begeistert. Das war verständlich. Vor der Türe stand der Schwarze Mann in langem Umhang und tropfte vor sich hin. Ich hätte mich wohl auch nicht rein gelassen. Ich bemühte meine tiefste Stimme.
„Wohnt hier Emma Watson?“
„Ja?“
„Ihr Ruf wurde erhört. Bring mich zu ihr.“
„Verpiss dich!“ Damit ging das Fenster zu.
Ich war mir sicher, Viridicus wäre das nicht passiert. Ich wartete, bis seine Schritte sich entfernten und knackte das Schloss. Dann öffnete ich die Türe, aber der Mann war nicht so blöde, wie er sich angehört hatte. Ich wich seinem Schlag aus und die Türe fiel wieder zu. Nun gut, dann suchen wir eben einen anderen Eingang. Links um das Haus herum war ein großes Fenster, das verriegelt war. Den Riegel konnte man aber bequem hochschieben und ich kletterte ins Innere. Von etwas weiter weg hörte ich zwei Stimmen.
„Was ist los, Papa?“
„Irgend so ein Landstreicher. Geh zu Mama, ich halte hier Wache.“
Oben klappte eine Türe zu.
Ich wartete, bis Ruhe eingekehrt war, schlich mich zur Treppe und huschte nach oben. Dort gab es nur eine Türe. Ich machte sie vorsichtig einen Spalt auf. In dem dahinter liegenden Raum war es schwarz. Die Fenster waren verrammelt. Eine leise Mädchenstimme fragte: „Papa?“
Ich legte mein ganzes Charisma in die Antwort: „Nein, liebe Fleur. Deine Mutter hatte in ihren Träumen nach Hilfe gerufen und hier bin ich.“
Gut, sie schrie nicht los und ließ mich rein. „Mama geht es nicht gut. Sie redet auch nicht mehr.“
Ich ging zum Bett, auf der undeutlich eine Gestalt unter den Laken lag. Die Frau war mindestens 70, so gealtert sah sie aus. Ich beugte mich zu ihr herunter.
„Emma Watson, wir sind gekommen, wie du es dir aus tiefstem Herzen gewünscht hast. Was ist hier geschehen?“
Ein heiseres Flüstern war zu vernehmen. „Krank, alles ist krank. Zu spät …“
Der Meinung war ich zwar auch, aber das wollte ich nicht zugegeben. Ich wandte mich an das Mädchen, das tatsächlich sehr hübsch war. Aber das musste warten.
„Hier ist höchste Eile geboten. Ich hole jetzt meine Gefährten. Bitte versuche deinen Vater zu überreden, uns reinzulassen.“ Sie nickte.
Ich schlich mich wieder nach unten, war aber wohl etwas hastig. Eine der Stufen knarzte vernehmlich.
„Fleur, bist du das?“
„Ja, Papa.“ So ein braves Mädchen.
„Geh ins Bett, ich kann nicht schlafen.“
Ich verschwand ungesehen und schloss das Fenster wieder hinter mir.
Als ich zum Hügel zurückkam, war John verschwunden. Die Paladinin sah bedröppelt aus. „Was war passiert?“
„Bezaubert du wurdest,“ meinte Mikan.
„Verdammt.“
Ich grinste mir einen. Schuppi meckerte noch ein wenig herum und dann machten wir uns auf den Weg zu den Watsons. Unterwegs klärte ich sie über das auf, was ich festgestellt hatte.

Mikan machte sich prompt über die Pflanzen her, stellte aber auch nur fest, dass sie a) stanken und b) so nicht wachsen dürften. Das brachte uns zwar nicht weiter, machte aber den beiden anderen den Ernst der Lage deutlich. Wir gingen zur Haustüre und klopften. Jetzt übernahm Mikan das Reden und tatsächlich, Henry Watson ließ uns rein. Er erzählte uns, dass das vor etwa 3 Monaten begonnen hätte und das Getreide nicht zu ernten sei. Er hätte es probiert, aber die Ähren würden sich in Staub auflösen. Insgesamt wohnen sie seit 20 Jahren hier und ja, sie wären beide etwas menschenscheu, daher wären sie nicht ins Dorf gegangen. Und jetzt wäre seine Frau zu schwach dazu. Xera ging natürlich prompt nach oben und versuchte zusammen mit Mikan, die Kranke zu heilen. Aber was die beiden auch probierten, nichts schien anzuschlagen. Also machten wir es uns in Fleurs Zimmer bequem und versuchten, ein wenig zu schlafen.

Versuchten, denn Xera träumte die ganze Zeit konfuses Zeug und war mehr als unruhig. Hinterher war sie kaum ansprechbar. Offensichtlich hatte ihr irgendein böser Geist ein unmoralisches Angebot gemacht, was sie aber abgelehnt hatte.

Und dann schreckten wir von einem schrillen Schrei aus dem oberen Zimmer auf. Ich sauste die Treppe hinauf und stieß die Tür auf. Über Emma beugte sich eine alptraumartige Gestalt aus Holz, Lumpen und mit einem Kürbis als Kopf. Henry kauerte zitternd in der Ecke, die gute Fleur war nirgends zu sehen. Der erste Schuss stanzte ein säuberliches Loch durch den Kürbis, was die Kreatur zum Anlass nahm zum Fenster zu staksen und hinauszuklettern. Die Bretter, die vorher da waren, waren herausgebrochen und auf dem Boden verteilt. Ein zweiter Schuss rauschte durch die Lumpen und knickte ein Ästchen oder auch zwei.
Xera, die mir gefolgt war, rannte die Treppe wieder nach unten, um das Ding draußen zu empfangen. Zu einem dritten Schuss kam ich nicht mehr, denn das Ding verschwand im Getreide. Außerdem hätte ich eventuell Xera getroffen, denn die war dicht dahinter, brüllte irgendwas und spie einen Blitzstrahl auf die Scheuche. Das war ja mal interessant, was Drachengeborene so können. Das merke ich mir. Henry erholte sich rasch, als der Spuk verschwunden war und Fleur, die sich unter dem Bett versteckt hatte, war augenscheinlich auch wohlauf.

Jetzt kam der Brüller. Hier und jetzt fiel Henry ein, dass vor drei Monaten ein Stern vom Himmel gefallen war, etwa 700 Meter nördlich der Farm. Er wäre mal da gewesen, aber gefunden hätte er nichts. Ich hatte natürlich sofort John den Stinker im Verdacht, dass der da was gefunden hatte. Landstreicher mit Zauberkräften sind doch eher selten, oder?

Xera und Mikan tauchten wieder auf. Mikan hatte einen seltsamen Stein in der Hand. Der sah aus wie zwei Würfel, die man halb verdreht ineinandergeschoben hatte und bestand aus einem weichen, weißgrünen Stein.
„Das war im Kopf von dem Ding“, meinte er. „Es ist übrigens eiskalt.“
Ich erzählte den beiden von dem Meteor und wir beschlossen, uns die Stelle morgen einmal anzusehen. Dann fiel mir noch etwas ein.
„Wie viele Vogelscheuchen hast du eigentlich in deinem Feld?“
„Noch zwei“, erwiderte Henry. „Meinst du etwa …“
Xera war schon wieder auf dem Weg nach draußen, nachdem Henry ihr erzählt hatte, wo die standen. Stehen sollten, denn Xera fand keine. Dafür in dem aufgeweichten Boden Spuren von Stöcken.

Die Nacht war nicht gut. Ich konnte mich nicht richtig auf meine Trance konzentrieren und sah die ganze Zeit einen Brunnenschacht vor mir in den ich kopfüber hineinfiel. Interessanterweise hatte Mikan das gleiche Traumbild.

Am Morgen fragten wir nach dem Brunnen und siehe da, Henry hatte einen. Natürlich mitten in dem versifften Kornfeld. Mann, wie ich Botanik hasse.
Der Schacht war offen und unten stank das Wasser. An der Seite schien etwas herausgebrochen zu sein, jedenfalls sah man eine Aushöhlung. Ich schickte meinen luinthad nach unten, aber der löste keine Angriffsreaktionen aus. Falls ihr nicht wisst, was das ist: luinthad, Blaugeist, ist eine aus dem Zaubertrick Tanzende Lichter geformte humanoide Gestalt aus blauem Licht.
Also kletterte ich nach unten und versaute mir meine Stiefel. In der Höhlung war nichts. Auf dem Boden war nichts. Im Wasser war nichts. Hey, ich bin Elf. Wenn ich es nicht finde, dann ist da auch nichts. mbarad hathol, warum träumen wir dann davon?
Nach der fruchtlosen Untersuchung des Brunnens begaben wir uns in die Richtung des Sternenfalls. Hatte ich erwähnt, dass es immer noch regnete?

Nach einem halben Kilometer kamen wir an einen kleinen Bachlauf. Der Boden war morastig und durch den Regen aufgeweicht. Das machte es einfach, denn wir fanden die Spuren von Stöcken, die in den Boden gerammt und wieder herausgezogen worden waren. Auf der gegenüberliegenden Seite ragte ein Stück Ast aus dem Boden, der wie der Arm einer Vogelscheuche aussah. Mikan zündete das mit einer Handbewegung an. Der Matsch explodierte und wir hatten unsere beiden Gegner gefunden.
Der Kampf wogte hin und her, Mikan gruselte sich die Hose voll und ich tanzte zwischen den Dingern und beharkte sie mit Bolzen. Die Drachenfrau machte das prima, stand wie ein Fels und zog die Angriffe auf sich. In beiden Köpfen fanden wir hinterher die gleichen Würfel wie bei der ersten Vogelscheuche.
Kurze Zeit später fanden wir ein Loch von etwa vier Meter Durchmesser mit einem kaum ausgeprägten Kraterrand. Das sah uns doch sehr nach einer weichen Landung des Objektes aus. Der Boden war schockgefroren und immer noch deutlich kälter als die Umgebung. Die Pflanzen im Umkreis des Lochs sahen ähnlich kränklich aus wie die auf der Farm.
„Na, jetzt wissen wir wenigstens, wo wir suchen müssen.“, meinte Mikan. „Am kältesten Punkt der Farm ist unser Feind.“
Wir kehrten zum Haus zurück. Henry hatte einen Keller, aber der war es nicht. Dann kam mir eine geniale Idee. Die Pflanzen wuchsen fast kreisförmig. Im Zentrum des Kreises musste die Krankheit ihren Ursprung haben. Also kletterte ich rauf aufs Dach und schätzte den Mittelpunkt ab. Dann kämpften wir uns zu der besagten Stelle durch und rammten eine Stange in den Boden. Mikan brannte die Fläche frei und wir fanden einen Spalt im Boden, die etwa einen Meter lang und zwei Finger breit war. Für Mikan war das kein Problem, denn er verwandelte sich in eine Eidechse und kletterte runter. Mein luinthad begleitete ihn, damit er Licht hatte. Unten, also nach etwa zehn Metern, fand er eine kleine höhlenartige Erweiterung. Dort stand ein Altar und darauf lag ein eiförmiges Objekt mit Löchern drin. Das Ei hatte eine ähnliche Konsistenz wie die Würfel in den Köpfen der Vogelscheuchen. Wir waren nahe dran! Aber wie bekamen wir das Ding da raus?
Während wir noch diskutierten, kam Fleur ganz aufgeregt angelaufen und meinte, dass ihre Mama aufgehört hätte zu atmen. Wir sausten ins Haus. Der Atem war flach, lange würde sie es nicht mehr machen. Xera meinte, wir sollten sie in das Dorf bringen, nur weg von hier. Henry war einverstanden und Xera nahm das Bündel Mensch und ging nach draußen. Henry und Fleur folgten ihr. Ich hatte mit einem Mal ein komisches Gefühl und blieb hinter den beiden.
Wir waren gerade gut im Weizen, als ich vor mir bunte Lichter aufleuchten sah. Xera schrie auf und ließ Emma zu Boden gleiten. Sprühende Farben hatten sie geblendet. Sie riss ihr Schwert heraus und hieb wild um sich.
Henry näherte sich Mikan und aus seiner Brust schoss ein langer pfahlförmiger Gegenstand, der den Druiden aufspießte. Ich feuerte einen Bolzen auf John und der saß gut. Aber da war kein John, nur eine dünne Hülle. Durch seinen Kopf konnte ich den Weizen sehen. Xera hieb wild um sich und landete einen Glückstreffer. Die Brust des Wesens öffnete sich. Mikan gurgelte leise vor sich hin und versuchte, Abstand zu gewinnen. Mein nächster Schuss riss einen Teil des Kopfes weg, aber noch immer bewegte sich das Ding. Ich muss sagen, meine nicht vorhandene Loyalität zu den anderen wurde hier auf eine harte Probe gestellt. Aber noch hatte ich Zeit für einen taktischen Rückzug.
Xera holte aus und dieser Schwinger war zu viel. Das Ding brach zusammen und verwandelte sich in einen Haufen weißlichen übelriechenden Schleims. Henry und leider auch Fleur taten es ihm nach. Ich goss flugs Öl über die Pampe und Mikan entzündete das Zeug. Die süße Fleur. Verdammt, hätten wir die Mutter mal eher hier raus geschafft, dann wäre das hier alles früher und anders passiert.
Wir brachten Emma ins Dorf und nisteten uns für die Nacht in einer Scheune ein.

Am Morgen ging Mikan auf die Suche nach Pflegekräften, die sich in Gestalt zweier älterer Damen manifestierten. Xera gab den beiden fünf Goldstücke für die Pflege, was die sehr freute.
Deprimiert machten wir uns auf den Weg zurück. Wir mussten das Ding ausbuddeln. Wenigstens hatte es aufgehört zu regnen.
Schon von Ferne sahen wir, das sich über Nacht etwas getan hatte. Der faulige Dreck schien sich aufgelöst zu haben und eine Art Rauchsäule stand über dem Haus. Es sah so aus, als wenn sich das Zeug auf den Heimweg zurück in den Himmel gemacht hatte.
Dann begannen wir, den Altar auszugraben. Gegen Abend waren wir durch und hatten die beiden Teile in der Hand. Xera besorgte sich aus Henrys Anwesen einen großen Vorschlaghammer und verwandelte den Altar in Schotter. Sie wollte erst ihren Streitkolben nehmen, aber das konnte ich ihr ausreden. Bei den Göttern war die Frau unselbstständig. Dann diskutierten wir über das Schicksal des Eis. Aber nicht lange.
Wir sahen jemanden auf der Straße auf uns zukommen. Ein kleines Mädchen kam hüpfend auf uns zu. Das kleine Mädchen hatte ein niedliches cremefarbenes Kleidchen an, ein Körbchen mit einer Decke darüber unter dem Arm und blonde Zöpfe zierten den Kopf. Auf der Stirn prangte ein spiraliges Mal.
Xera konzentrierte sich und wurde blassblau. „Ein Unhold!“
Das Mädchen hielt bei uns an und meinte: „Ihr habt doch einen Boten erwartet, oder etwa nicht?“
Hatten wir zwar nicht, aber gut. Sie hörte sich die Geschichte an, schlug die Decke zurück, bettete das Ei in ihr Körbchen und gab uns drei schwarze Kerzen.
„Die bringen euch dahin, wo ihr hinwollt“ Dann wollte sie wieder los.
Schuppi hatte mal wieder eine Frage: „Und wie funktioniert das?“
„Anzünden, Rauch inhalieren und an den Ort denken“, meinte ich.
„Stimmt. Und tschüss“ Sie verschwand in einer Rauchwolke.
Die Drachenfrau blickte mich mit gerunzelter Stirn an.
Ich zuckte mit den Achseln. „Ich stamme halt aus einer Priesterfamilie.“
Xera wollte schnellstmöglich in einen ihrer Tempel. Ich wollte in eine Kneipe mit Bordell oder Bordell mit Kneipe, wäre mir egal. Mikan wollte in die Natur. Zusammenbleiben war aber auch eine Option. Irgendwie fand ich die Paladinin putzig in ihrem Bemühen. Vielleicht gab es ja einen Tempel mit daneben liegenden Bordell und Park?
Wir zündeten eine der Kerzen an und konzentrierten uns.
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Das Buch der Toten

Wir saßen auf einer Bank. Um uns herum war Vogelgezwitscher zu hören und Bäume, Büsche, Blumen und ein gepflegter Rasen zu sehen. Vor uns erhob sich ein Herrenhaus aus Stahl und Glas. Weitere ähnliche Häuser waren weitläufig im Park verstreut. Die Sonne schien.
Uns gegenüber stand eine weitere Bank. Auf der saß eine in einen bananengelben Anzug gekleidete gehörnte Gestalt und hatte seinen gegabelten Schwanz lässig über der Armlehne drapiert. Der Teufel sah aus wie eine Zitrone mit Hörnern und war damit ein klarer Fall für eine sofortige Verhaftung durch die Geschmackspolizei. Cassius Julius Viridicus der Gönner höchst persönlich! So viel zum ´Wünsch dir deinen Ort´.
„Nun meine Kinder, euren ersten Auftrag habt ihr ja glänzend erledigt.“
Schuppi war natürlich anderer Meinung und wollte die arme Emma unbedingt aus der Hölle loseisen. Sie versprach ihm weitere Aufträge, bettelte und flehte, aber eins tat sie nicht: Ihre eigene Seele war ihr wohl zu kostbar für einen Deal. Der Teufel nickte und lächelte und meinte, dass er sich das wohl überlegen würde.
Dann schlug Schuppi die Thematik des Eis und seine Gefährlichkeit an. Hier wurde der Gönner redselig. Er erzählte, dass er ein Sammler seltener und ruchloser Artefakte ausgestorbener Kulturen sei, deutete auf das Haus hinter ihm und meinte, dass das nur eines seiner vielen Museen wäre.
„Und damit sind wir schon bei eurem nächsten Auftrag. Einer meiner Späher hat ein Bauwerk entdeckt, das von einem längst untergegangenen Volk erbaut wurde. In diesem Bauwerk liegt ein Gegenstand, dass sogenannte ´Buch der Toten'.“ Hier lächelte er. „Das bringt ihr mir.“
Mikan dachte praktisch. „Wie erkennen wir das denn? Ist es magisch?“
Der Gönner nickte. „Ja und es ist eine Rolle, aus dünnen Knochenplatten gefertigt.“
„Und gefährlich?“
„Überaus, überaus. Ihr solltet nicht darin lesen. Es hat dieses Volk vernichtet.“
Hier hatte ich eine Frage. „Lebt der Späher noch?“
„Aber natürlich.“
„Warum hat er es nicht mitgebracht, eure Gönnerschaft?“
„Weil das nicht seine Aufgabe ist. Er sucht, er findet und Trupps wie ihr holt es dann.“
Aha. Trupps wie wir. Da kennt man doch seinen Stellenwert.
„Ich habe aber noch etwas für euch.“ Damit zog er drei Beutel aus den Tiefen seiner Gewandung. Einen blauen, einen erdbraunen und einen schwarzen.
„Da könnt ihr alle eure Ausrüstung und noch vieles mehr hineintun. Wenn ihr was wollt, einfach an den Gegenstand denken und hineingreifen.“
Das probierte ich gleich aus und siehe da, es funktionierte perfekt! Endlich Bewegungsfreiheit! Einen Nachteil hatte das Ding. Zwanzig Zentimeter war der Durchmesser der Öffnung, was größer war, passte nicht. Und nichts, was länger als einen Meter war.
Mikan bekam noch etwas, nämlich ein kleines Taschenbuch, eng beschrieben mit seltsamen Zeichen und ihre Übersetzung.
„Damit könnt ihr die Inschriften entziffern.“ Hier runzelte er die Stirn. „Hoffentlich, es ist nicht vollständig.“
Dann nickte der Teufel, lächelte und klatschte in die Hände. Erneut fielen wir durch Zeit und Raum.

Wir fanden uns auf einem Podest wieder. Es war sechs Meter breit, etwa drei Meter tief und an der Rückseite befand sich ein riesiges Portal, welches von zwei überlebensgroßen Gestalten mit Hundeköpfen flankiert war. Mikan entzündete eine Laterne und sorgte für Beleuchtung. Das Ganze war aus einem kränklich blassen Sandstein gefertigt, der allerdings extrem hart war, wie wir feststellten, als wir probehalber auf die Statuen schlugen.
Ein Blick nach draußen offenbarte grandiose Schwärze. Wir blickten uns vorsichtig um. So wie es aussah, war es eine gigantische Pyramide, die mit dem Kopf nach unten im Nichts hing. Schuppi wurde prompt schlecht. Flachlandbewohner sind einfach nicht an Höhen gewöhnt.
Das Portal bestand aus Eisen, war stumpfgrau und wog dem Anschein nach Tonnen. In der Mitte war ein Schloss und darunter eine Inschrift, die Mikan nach längerem Blättern in seinem Büchlein übersetzen konnte:

„Dem Schwarzen Pharao, dem Formlosen, dem Verführer, welcher unsere Kultur verschlungen hat.“

Das hörte sich ja aufmunternd an. Ich untersuchte dieweil das Schloss mit seiner Schlüsselaufnahme. Diese war grob zylindrisch und etwa 20 Zentimeter tief. Nach einigem Überlegen bastelte ich mir ein Werkzeug aus einem Dolch und diversen Dietrichen und fummelte darin herum. Nach allen Künsten des versierten Einbrechers hätte ich das aufschließen müssen, aber es wollte nicht. Mikan meinte, dass es magisch wäre und wir wohl nach dem passenden Schlüssel suchen müssten. Klugscheißer! Also untersuchten wir den ganzen Vorraum, klopften die Statuen ab, untersuchten den Fußboden und die Wände. Nichts.
Mikan kam auf die Idee, es mal außerhalb zu versuchen. Also wurde er angebunden und Xera ließ ihn in die Dunkelheit hinunter. Seine Laterne war ein kleiner Leuchtfleck in der Schwärze. Nach einiger Zeit rief er nach oben, dass er ein weiteres Loch etwas unterhalb gesehen hätte, das mit allerlei Gerümpel gefüllt sei. Dann kreischte er auf, weil irgendetwas mit einem langen Tentakel nach ihm geangelt hatte. Xera legte sich ins Zeug und der kleine Druide schoss nach kurze Zeit über den Rand.
Ich seufzte. Eine Seilbrücke zu legen war definitiv mein Job. Ich knüpfte eine Schlinge in das Seilende, kletterte über den Rand und Xera ließ mich nach unten.

Ich hing in der Schlaufe und beobachtete die Umgebung, während ich langsam heruntergelassen wurde. Nichts zu sehen. Dann stoppte die Abwärtsbewegung. Schräg unter mir sah ich die Öffnung, die der Halbling beschrieben hatte. Schutt und zerbrochene Holzbalken bildeten einen großen Haufen in der Mitte. Langsam wickelte ich das Seidenseil mit dem daran befestigten Enterhaken ab und begann, es pendeln zu lassen. Als ich meinte, dass die Länge und der Schwung jetzt ausreichend seien, ließ ich es fliegen. Der Haken prallte auf dem Geröll auf und hing fest. Ich ruckelte ein paarmal, aber der saß wirklich fest. In der Umgebung war immer noch nichts zu sehen.
Nun gut, es folgte der nächste Akt. Ich löste die Schlaufe meines Seils und begann, es mit dem anderen zu verknoten. Als ich der Meinung war, auch das wäre fest, löste ich die Sicherung und wollte sie gerade an dem anderen Seil wieder festmachen, als mich etwas am Bein traf. Ein Tentakel wickelte sich um den Oberschenkel, knöcherne Spitzen zerrissen meine Hose und drangen tief in den Muskel ein. Brennender Schmerz und eine beginnende Lähmung breiteten sich aus. Xera und Mikan bekamen eine eindrucksvolle Lektion in dunkelelfischen Flüchen zu hören.
Ich schlang das gesunde Bein um das Seil, verankerte den Fuß mit einer schnellen Bewegung in einer kleinen Schlaufe und ließ mich rücklings fallen. Dabei zog ich die Schwerter. In Gedanken leistete ich meinem sadistischen Ausbilder nachträglich Abbitte für die endlosen Stunden des Übens und des Schmerzes, wenn man versagt hatte. Noch im Fall zerschnitten die Schwerter den Tentakel und das Brennen ließ sofort nach. Ein schriller Schrei etwas drei Meter von mir entfernt entlockte mir ein Lächeln. Das Ding sah aus wie ein schwebendes Gehirn mit einem papageiartigen Schnabel. Wie es sich unbemerkt an mich heran herangepirscht hatte, war mir allerdings ein Rätsel.
Weitere Tentakel peitschten unter ihm und schickten sich an, die baumelnde Leckerei endgültig zu sich zu ziehen. Ein zweiter Schlag traf mich, konnte sich aber nicht festsetzen. Auch dieser Tentakel bekam seinen Stich ab und hing danach nutzlos unter dem Körper. Ein dritter Schlag traf mich am Bauch, riss mich von dem Seil und schleuderte mich in die Höhlung. Der Aufprall raubte mir den Atem und es wurde schwarz um mich herum.
Aber nur kurzfristig. Ich wurde wieder wach, weil mir etwas das Gesicht ableckte. Ein geisterhafter Wolf hockte neben mir und schleckte mich ab! Ein Teil der Wunden begann, zu verschorfen. Mühsam richtete ich mich auf, lud meine Armbrust und humpelte zum Rand. Der Wolf folgte mir. Da hing es, gute sechs Meter entfernt! Ich hob die Armbrust, zielte und feuerte ihm mitten in den Schädel. Es zuckte einmal und verlor rapide an Höhe, als es in die endlose Dunkelheit fiel. Der Wolf sorgte dafür, dass meine Wunden schnell verheilten.
Ich sicherte das Seil an mehreren Balken und rief nach oben, dass Mikan nachkommen könne. Der fand mich ein paar Minuten später sitzend an die Wand gelehnt und eine Verschnaufpause nehmend. Der Druide sang sein Ritual und ersparte uns damit eine aufwendige Suche, denn der Schlüssel lag natürlich ganz unten im Schutt, war aber magisch. Dann kletterten wir ohne Zwischenfälle zurück.
Der Schlüssel war eine Art Korkenzieher, ebenfalls aus Sandstein. Kein Wunder, dass ich Probleme mit dem Schloss hatte. Wir schraubten den Schlüssel ein. Als er ganz in seiner Aufnahme verschwunden war, begannen sich die Torflügel zu öffnen.

Eine Halle öffnete sich vor uns. Die Decke war mit goldenen Ziegeln ausgelegt, vier mächtige Säulen stützten die Decke und die Wände waren mit Malereien verziert. In die anderen drei Wände war jeweils eine Steinplatte eingelassen, die mit Tentakeln verziert war und in der Mitte jeweils eine 30 cm durchmessende kreisrunde Aussparung hatten. In der Mitte befand sich ein kleiner magische Punkt. Die Bilder zeigten den Aufstieg und Fall der Kultur. Der Fall setzte wohl ein, als der schwarze Pharao auftauchte und ja, er war mit einer Schriftrolle in der Hand abgebildet. Danach widmeten sich die Leute, abgebildet als Humanoide mit Hundeköpfen, statt ihrer vorigen strahlenden Wissenschaft der Nekromantie mit allen ihren üblen Begleiterscheinungen. Das letzte Paneel bestand nur noch aus Dunkelheit und Schwärze und strahlte eine erschreckende Ekeligkeit aus.
Die Steinplatten mit den kreisrunden Löchern waren wohl beweglich, aber weder Drücken des Punktes noch ein Tropfen Blut halfen uns weiter. Nach endlosem Suchen fanden wir in dem Paneel des Grauens einen gut versteckten schwarzen Diskus. Damit ging es dann. Unglücklicherweise begannen wir links im Uhrzeigersinn. Ich setzte die Scheibe ein und die Tür versank im Boden. Gleichzeitig schloss sich das Portal. Die dahinterliegende Kammer war mit einem grauen Pulver gefüllt, welches sich an der Luft sofort zersetzte und die Halle mit Giftschwaden füllte. Wir versuchten alles, von luftzersetzenden Sprüchen über Klettern an die Decke und Xera wollte die Luft in ihrer Verzweiflung schon mit der magischen Tasche absaugen. Als wir gerade beschlossen hatten unsere Sterberiten zu vollziehen, flockte das Zeug aus der Luft aus und rieselte zu Boden.
Die zweite Tür war nicht viel besser. Nach dem Öffnen ergoss sich eine raschelnde Flut von handtellergroßen Käfern in die Halle. Xera bekam einen leichten Anfall, zerhackte und zertrampelte das Zeug in erstaunlich kurzer Zeit. Mikan röstete die verbliebenen in ihrem Kämmerchen.
Die dritte Türe endlich öffnete sich in einen Vorraum, in dem sich rechter Hand eine Treppe nach oben anschloss. Links stand in einer Nische der Schwarze Pharao als Statue und blickte die Treppe empor. Das war ein hübsches Kerlchen, aber er konnte sich natürlich nicht mit einem durchschnittlichen Drow messen, geschweige denn mit mir. Ich untersuchte den Altar mit der Statue und fand tatsächlich eine geheime Klappe und dahinter einen gläsernen Dolch mit Messinggriff. Die Spitze war zu einem Widerhaken geformt und ich war mir sicher, dass das Ding für unheilige Riten gedacht war.
Auch die Treppe sah seltsam aus, denn im oberen Drittel schien eine Art Barriere zu sein. Dort wirkte die Treppe seltsam verschwommen. Der Herr Druide meinte aber, dass hier nichts magisch sei. Meine Kollegen möchten jetzt zum auffrischen ihrer Kräfte eine längere Rast einlegen, was wir dann auch taten.

Als wir wach wurden, war der Effekt aber überschaubar, denn man fühlte sich nicht ausgeruht. Nach einigem Nachdenken kamen wir auf die Idee, dass man hier wohl länger rasten müsste, nämlich gute 24 Stunden.
Und die waren unfassbar langweilig. Xera betete, aß und betete weiter. Mikan lernte das Buch auswendig, aß und lernte weiter.
Der nette, aber sehr gelangweilte Drow inspizierte dieweil die Treppe. Da ich die Falle am Rande der Unschärfe vermutete, achtete ich nicht weiter auf die Stufen. Das war unklug, denn der Baumeister hatte wohl mit so etwas gerechnet und ich plumpste durch die Falltür in die darunter liegende Grube. Und wenn man schon kein Glück hat, kommt auch noch Pech dazu. Ich spießte mich fein säuberlich mit meinem Bein auf einen spitzen Pfahl auf. Zwei weiteren Personen war das ähnlich ergangen, denn ihre Skelette leisteten mir Gesellschaft. Zu allem Überfluss krochen aus diversen Löchern einige ziemlich trockene Würmer und wollten sich über mein frisches Fleisch hermachen.
Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, um Hilfe zu rufen, was ich dann auch tat. Mikan kam herbei geeilt und röstete das Ungeziefer mit seinem obligatorischen Lagerfeuer. Dann befreite man mich aus meiner misslichen Lage, nicht ohne mir eine Predigt zum Thema 'Alleingänge' zu halten. Die Skelette hatten nicht viel Verwertbares bei sich: 6 GM und 8 SM.
Die Sperre schien den Raum zu strecken. Ich schoss einen Bolzen hinein. Der blieb für einen Moment in der Luft hängen und verschwand dann. Man hörte aber das Klirren, als die Spitze auf Mauerwerk traf. Weitere Erkundungen verschoben wir auf den nächsten Tag.

Nach der Rast machten wir uns dann an den Aufstieg. Ich schob vorsichtig mein Schwert in die Barriere hinein. Nichts passierte und ich konnte es wieder herausziehen. Ich steckte meine Hand hinein, es geschah das gleiche wie beim Schwert. Ich steckte meinen Kopf hindurch: Nichts, beziehungsweise die Treppe ging weiter und bog rechts ab. Ich sah meinen verbogenen Bolzen auf einer Stufe liegen.
Oben gab es ein Podest und eine Messingtür. Die Tür hatte einen Riegel, eine Inschrift und war im Türspalt versiegelt. Der Riegel war außen angebracht. Das schrie förmlich nach 'Mach mich auf und du bist tot'. Die Inschrift lautete:

„Der Tod ist jener der gnädigen Art, welcher dich in diesem Gemäuer erwarten wird.“

Die Grammatik war der fragwürdigen Art auf dieser Tür, aber die Botschaft war unmissverständlich. Uns blieb wohl nichts anderes übrig, als auf das Schlimmste gefasst zu sein. Wir kratzten die Isolierung heraus und öffneten die Tür.
Staub bedeckte den Boden. Der Raum war sechs Meter breit und etwa zehn Meter lang. Links und rechts an der Wand waren Skelette mit Messingbändern befestigt. Nun gut, die Bänder hielten nur noch das, was nicht heruntergefallen war: Hundeartige Schädel, Unterarme und Schienbeine. Die restlichen Knochen und ein paar Kopesh-Schwerter lagen auf dem Boden herum.
Im Boden waren zwei parallele Schlitze zu sehen, etwa einen Meter lang und fingerbreit. Das gegenüberliegende Portal war ebenfalls im Türschlitz versiegelt und ein ähnlicher Riegel war zu sehen, dafür gab es keine Inschrift. Was auch immer uns erwartete, war in diesem Raum. Ich ließ meinen luinthad in den Schlitz wandern. Vier weitere Schlitze begannen zu leuchten, zwei in der Mitte und zwei an der gegenüberliegenden Tür. Hinten war das Leuchten deutlich schwächer, als es hätte sein sollen. Etwas war unter dem Fußboden und blockierte das Licht. Magisch war hier allerdings nichts, wie Mikan feststellte. Die Knochen waren seltsam verätzt und in dem Raum stank es durchdringend nach Essig.
Xera schlug vor, dass Mikan als Eidechse mal in die Schlitze klettern sollte. Der zeigte ihr berechtigterweise den Vogel. Also durchquerten wir den Raum. Nichts passierte. Ich kratzte die Isolierung aus der Türe, wir entfernten den Riegel und machten sie auf. Dahinter lag ein kleiner Vorraum und eine Wendeltreppe wendelte sich nach oben. Und hinter uns war ein schmatzendes Geräusch zu hören. Der Schlick kroch aus den Schlitzen.
Ich rannte die Treppe hoch. Jetzt kannte ich auch die ehemalige Funktion der angeketteten Gestalten: Futter für Schlicki! Mikan ging langsam rückwärts und entzündete ein Lagerfeuer. Xera blies reflexartig ihre Odemwaffe in das Zeug. Der Effekt war spektakulär. Wer konnte denn ahnen, dass Schlicki das als Ersatzfutter betrachtete? Jedenfalls wurde er dicker. Dann hackte sie mit dem Schwert hinein. Damit produzierte sie zwei Schlicke, von denen einer jetzt auf Mikan zukroch. Anstatt sich zu verpissen, warf er einen seiner magischen Steine und wollte dann zurückweichen. Schlicki II nutzte die Gelegenheit und traf ihn mit einem Pseudopodium.

(SP: Die darauffolgende erregte Diskussion zwischen SP (Mikan) und SL führte erst zu nichts und dann zum Abbruch. Dabei sind die Regeln zum Weglaufen ohne Rückzugsaktion eindeutig: Gehst du weg, bekommst du den Gelegenheitsangriff ab …)

(SP: Drei Monate später … Neuer Spieler, neues Glück. Da in der Pyramide kein Replacement Killer eingesetzt werden kann, sollten wir so tun, als wäre der neue Charakter schon immer dabei gewesen. Ein Grauzwerg. Mit einem Dunkelelfen. Zigtausend Jahre Erbfeindschaft. Tja … dann tun wir mal so, als wäre nix vorgefallen …)


Dramatis personae:
Ghaundar Vandree Dunkelelf Schurke (Attentäter) 3 NB
Xera S'smaran Drachengeborene Paladin (Rache) 3 RG
Darracc Grauzwerg Barde (Schwerter) 3 NB

Ich rannte die Treppe hoch. Darracc ging langsam rückwärts und schlug mit dem Hammer zu. Schlicki II nutzte die Gelegenheit und traf ihn mit einem Pseudopodium.
Darracc fing an zu kreischen und patschte heftig auf das Zeug, was es nur verschlimmerte. Ich hörte die Hilferufe, zündete eine Fackel an und rannte die Treppe wieder runter, dabei hektisch nach meinen beiden verbliebenen Ölfläschchen fummelnd. Unten angekommen, goss ich die erste Flasche auf Darracc, der bereits auf dem Boden lag und sich in Krämpfen wand. Dann entzündete ich das Öl mit einer eleganten Bewegung meiner Fackel. Der Schlick verdampfte zufriedenstellend. Darracc teilweise auch.
Xera war inzwischen auch mit dem Zeug bedeckt. Das zweite Öl goss ich über sie und brannte ebenfalls den Dreck weg. Dann kümmerte ich mich um Darracc Es gelang mir noch gerade rechtzeitig, ihn zu stabilisieren. Xeras heilende Hände erledigten dann den Rest.

Dann stiegen wir die Treppe hoch. Die Stufen waren aus dem üblichen gelben Sandstein, die Säule war vierkantig, aber aus einem blauen Stein gemacht. Nach drei Drehungen der Wendel begann sich die Höhe der Treppenstufen zu verändern. Sie verdoppelte sich pro Stufe, die letzte war gute 6 Meter hoch. Ich band meinen Widerhaken ans Seil und warf es hoch, aber der Haken wollte nicht fassen und rutschte ab.
Darracc grinste und meinte, das wäre was für die großen Jungs. Er begann zu wachsen und wir sahen erstaunt zu, wie er eine lichte Höhe von fast zweieinhalb Metern erreichte. Dann griff er in seinen Beutel und zog drei Stücke einer Leiter heraus, die er zusammensteckte. Die hatte nur einen Holm und die Sprossen waren durchgesteckt. Die Magie seines Volkes bewirkte, dass das Teil mitgewachsen war. Super, damit erreichten wir problemlos die oberste Stufe.
Noch ein Schritt durch einen Durchgang und wir standen auf einer endlosen Ebene aus grauem Geröll. Der Wind pfiff und leichte Regenschauer aus gelblichen, leicht brennenden Tropfen peitschten darüber. Dunkle Wolken jagten über einen schwarzen Himmel.
Zu unsere Rechten konnten wir in der Ferne ein Meer ausmachen, zu unserer Linken, ebenfalls weiter entfernt, einen riesigen Quader. Über dem Quader schwebte in den tiefhängenden Wolken ein gigantisches Tier, etwa so groß wie ein Blauwal. Tentakel hingen herunter und aus seinem Kopf (?) wuchsen zwei trompetenartige Auswüchse. Eine fremdartige Melodie tönte von dort zu uns herüber, eine ansteigende mehrstimmige Kadenz, die am Ende abrupt wieder abfiel.
Ich fragte den Barden, ob er das imitieren könne. Darracc gab alles, nur das seine Flöte halt einstimmig war. Der Effekt war trotzdem nett, denn das Vieh schwebte davon.

Der Quader war 25 Meter an den Seiten und etwa 50 Meter hoch. Er bestand aus einem grünlich kränklich aussehenden Stein, aus dem auch die Paneele in der Eingangshalle gefertigt waren und war wie ein Schweizer Käse perforiert. Die Löcher reichten aber nur zwischen einem und bis zu 20 Zentimeter in das Innere. Der Zugang war wohl auf dem Dach. Nun ja, mit den Handgriffen war das für mich kein Problem, aber für Xera würden wir etwas basteln müssen.
Also machte ich mich an die Arbeit und baute auf dem Weg nach oben eine Seilsicherung ein, die alle 5 Meter mit Haken in dem Würfel befestigt wurde. Der Zwerg hatte zwei Seilrollen dabei, was ungemein praktisch war. Das Regenzeug war auch noch glitschig wie Seife, so dass ich ganz froh war, als die erste Sicherung saß.
Oben angekommen, machte ich erst einmal eine Verschnaufpause und sah mich dann um. Tatsächlich gab es eine Türe. Die stand allerdings frei in der Mitte des Bauwerkes und war aus einer dünnen irisierenden Haut. Von der Seite war sie flach, wie ein Stück Papier und von hinten gab es keine Tür. Offensichtlich ging es hier weiter.
Darracc folgte mit der Kletterhilfe ohne Probleme und dann wuchtete sich die riesige Drachenfrau mit roher Kraft nach oben, 140 Kilogramm mit Ausrüstung. Ich war heilfroh, als die Haken hielten.

Dann spinksten wir durch die halbtransparente Tür. Wir sahen einen Gang, drei Meter breit und drei Meter hoch, die ersten drei Meter des Bodens waren aus Stein und gingen dann wohl in eine Art Sandboden über. Ich testete vorsichtig die Türe. Ein Schwert konnte man mit etwas Widerstand durchschieben. Eine Hand auch. Dann schob sich der ganze Dunkelelf ins Innere. Die Membran klebte an einem, bis man durch war und schnellte dann zurück. An der Decke des Ganges waren Feuerschalen an Ketten befestigt. Der Sand war grau und sehr feinkörnig, wie gebackene Asche. Das Ganze war etwa 18 Meter lang und bog dann nach rechts ab. In der Biegung hing unter der Decke ein umgedrehter Obelisk von etwa einem Meter Länge, der aus Bronze oder Messing gemacht war. Und ich stellte noch etwas sehr schnell fest: Hier war zwar Luft, aber kein Sauerstoff. Das mit den Feuerschalen war jetzt klar, die brannten damals so lange, bis der verbraucht war. Gerade zu teuflisch genial und einfach.
Ich machte mich umgehend auf den Weg nach draußen, was erstaunlicherweise auch problemlos möglich war. Hier war wohl schrittweise Ausräuchern mit dauerndem Rückzug angesagt, denn dass man da so einfach durchmarschieren konnte, meine Freunde, das glaubt doch niemand, oder?
Wir probierten zwar noch eine Rolle zu bauen, um Frischluft von außen zu haben, aber diese Membran umschloss ein Objekt so lange, bis es vollständig im Gang war.
Nun marschierte unsere tapfere Xera hinein. Sie war gerade einen Meter weit auf dem Sand gekommen, als eine Hand von unten nach ihr griff. Sie hackte das Ding durch wobei ihr Schwert in unerträglicher Helligkeit aufflammte. Dann buddelte sie die Mumie aus und brachte sie nach draußen. Es war ein Humanoider, der stark eingetrocknet, aber nicht verwest war. Daran war jetzt nichts weiter auffällig.
Wir einigten uns auf folgende Vorgehensweise: Xera ging langsam vor und ich massakrierte alles, was aus dem Sand kam. Das klappte auch prima, bis wir auf 9 Meter an den Obelisken herankamen. Aus dem schnellte eine Messingkette, wickelte sich um Xera und hielt sie fest. Nun kam Darracc ins Spiel und zerhackte die Kette, was sich als aufwendig erwies.
Neuer Gegner, neuer Plan: Xera provozierte die Kette und wich aus, ich versuchte, dass innen liegende Gelenk mit Bolzen zu treffen. Fünf Bolzen später war nicht Bedeutendes passiert und das Ding produzierte immer noch so viele Ketten, wie Personen in seiner Nähe waren.
Alter Gegner, neuer Plan: Darracc beschäftigte sich mit dem Obelisken und bearbeitete ihn mit seinem Kriegshammer. Xera und ich zerstörten die Ketten, die wie bei einer Hydra immer wieder nachwuchsen. Nach einer gefühlten Ewigkeit lag der Obelisk als Scherbenhaufen auf dem Boden und wir konnten zum Ende des Ganges weiter gehen. Der Sand ging drei Meter vor der Türe wieder in eine Plattform über. Die Türe dort war auch versiegelt, aber das sollte wohl nur die Luft aus dem dahinter liegenden Raum daran hindern, wieder den Gang zu füllen. Und so war es auch. Wir machten die Türe auf und bewunderten den sich jetzt auftuenden Raum.

Der Raum war nicht so groß, etwa 20 Meter im Durchmesser, 7 Meter hoch und statt eines Bodens war dort ein See. Seerosen wuchsen überall. Die Decke war mit Blattgold ausgekleidet. In der Mitte war eine kleine Plattform, auf der drei kleine knorrige Bäume am Rand standen und ihre Wurzeln in das Wasser wachsen ließen. Von unserem Podest aus führte ein Damm zu dem Rondell mit den Bäumen, nach rechts ein weiterer zu Treppenstufen, die zu einem fast fünf Meter hohen Portal aus Messing führten. In der Mitte des Portals war eine Reihe kleiner Löcher zu erkennen. Unter der Decke schwebte eine auf den Kopf gestellte kleine Pyramide und ganz schwach war ein winziger Eingang an der Unterseite zu erkennen. Unwillkürlich hielt ich nach den Überresten eines Grell Ausschau. Das Wasser schwappte etwa einen Meter unterhalb des Damms an die Steine. Zwei Zuläufe versorgten den See mit Wasser, der wohl dann auch irgendwo einen Ablauf haben musste. Wir beschlossen, erst einmal eine Lange Rast einzulegen.

Meine Gefährten bewachten meine Trance und wechselten sich dabei ab. Dann war ich an der Reihe. Vor mir erstreckte sich der Steg, hinter mir die graue Aschenbahn. Seerosen wuchsen bleich auf dem Wasser. Trister geht es nicht. Dann bewegte sich etwas im Wasser. Ein Kopf mit nassen strähnigen Haaren tauchte auf, ein Seerosenblatt malerisch über die Stirn geklebt. Mit wurde kalt. Das Ding starrte mich an, bewegte sich aber kein Stück. Ich löste meinen luinthad und der marschierte auf den Steg hinaus. Immer noch keine Reaktion. Nach 10 Minuten tauchte ein zweiter Kopf auf, die Haare hingen ebenfalls nass herunter, ebenfalls ein bleiches Gesicht und auch der rührte sich nicht von der Stelle. Aus meinem luinthad löste sich eine blaue Kugel und schwebte zu dem ersten hinüber. Immer noch nichts. Na gut, dann brauchte ich auch keinen zu wecken, denn herumsitzen und dumm gucken konnte ich auch alleine.
Als meine Gefährten wach wurden, war die Zahl auf vier angeschwollen. Dramatisch zeigte ich auf den See hinaus und erntete verständnislose Blicke. Keiner der beiden sah irgendeinen Kopf. Als ich wieder hinausblickte, waren die Köpfe verschwunden. Ich schaute missmutig die drei Bäume an und versuchte mir in Gedanken eine große Säge vorzustellen. Das hatte nicht den gewünschten Effekt, denn die Kommunikationsaufnahme mit der fast abgestorbenen Pflanzenwelt schlug fehl.

Wir machten uns über das Tor her, das magisch war, ebenso wie die beiden Zuläufe des Wassers. Ich vermutete, dass dort Flaschen des Endlosen Wassers eingemauert waren, aber man hätte durch die Plörre schwimmen müssen und wer weiß schon, was darin noch so lebte. Die Lochreihe entpuppte sich als 6 etwa fingerdicke Löcher, etwa eine Fingerkuppe tief. Das war es auch schon. Finger reinstecken war nicht und das Tor hatte keinen weiteren sichtbaren Öffnungsmechanismus. Im Gegenteil, wir wussten nicht mal, in welche Richtung es aufging. Zu uns hin nicht, dass war klar, aber sonst?
Also der See. Darracc stocherte mit seiner Leiter drin herum und verkündete, dass der Boden weich sei. Allerdings zog er keinen Schlick oder so nach oben. Ich seufzte, zog mich aus und tauchte, mit einem Seil gesichert. Der Boden bestand aus Leichen, hunderten von Leichen, die mich mit glasigen Augen anstarrten. Die Bäume und die Seerosen hatten ihr Wurzelgeflecht darüber und darin ausgebreitet. Nach einer Viertelstunde fruchtlosen Suchens hatte ich genug, war durchgefroren und kletterte an Land. Jetzt hätte ich gerne meine nicht mehr vorhandene Seele gegen eine Flasche Schnaps eingetauscht.
Und nun?
Dann kam mir endlich eine Idee. Ich besah mir die Bäume genauer. Zwischen paarweise angeordneten kleinen Blättchen wuchsen unscheinbare silberne Beeren. Ich pflückte eine, steckte sie mir in den Mund und zerkaute sie. Sie schmeckte bitter. Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten und mir wurde warm. Sehr warm. Ich zog mich wieder aus. Meine Gefährten sahen mich verwundert an. Riesige Pupillen, Schweißausbrüche am gesamten Körper und ein irres Kichern zeigten deutlich, dass ich nicht mehr ganz der Herr meiner Sinne war. Die Löcher auf der Tür verschwammen und zeigten eine Inschrift:

„Fleht ihn an, huldigt dem Betrüger, schreit seinen unheiligen Namen.“

Ich nuschelte das vor mich hin, nahm Anlauf und sprang in das Wasser. Herrlich. Diese Kühle, diese Geborgenheit. Diese Leichen, die auf einmal vertraut wirkten. Ich strampelte auf der Stelle und stellte die alles entscheidende Frage:
„Wie heißt der Pharao?“
Die Toten sahen mich an. Hunderte sahen mich an. Sie öffneten ihre Münder und antworteten.
„Nyarlathotep. Nyarlathotep. Nyarlathotep. Nyarlathotep. Nyarlathotep.“
Der Ruf brauste durch das Wasser und trieb mich zurück an das Ufer. Die nächsten Monate werde ich Alpträume haben, das ist mal gewiss. Ich kletterte an Land, marschierte tropfnass zum Tor und brüllte: „Nyarlathotep.“ Uralte Mechanismen knackten und rumpelten, ein Spalt bildete sich in der Mitte und das Tor öffnete sich. Ich wollte mich gerade auf den Weg ins Innere machen als Xera treffend bemerkte, dass ich noch splitternackt sei. Das wäre zwar ein erfreulicher Anblick, aber der Situation wohl nicht angemessen.
Gut, da hatte sie recht. Außerdem ließ die Wirkung der Beere langsam nach und ich begann zu frösteln. Also zog ich mich wieder an und wir betraten die Halle.

Der Raum war etwa 20 Meter lang, 10 Meter breit und 12 Meter hoch. Die Decke war mit Blattgold ausgekleidet. Irgendwas war an die Decke gemalt worden, aber das erreichte nicht mein Gehirn. Links und rechts waren Galerien in etwa 2 Metern Höhe angebracht, auf jeder Galerie standen 4 Sarkophage aufrecht. Vor den Sarkophagen konnten wir dutzende von Krügen und Amphoren ausmachen. Links und rechts auf dem Boden standen jeweils 2 bauchige mannshohe Amphoren, vor den Amphoren waren Rinnen in den Boden eingelassen. Der Inhalt gehörte wohl da rein, dachten wir uns. Ich dachte zuerst an Blut für eine Wiedererweckung, aber auf den Dingern stand „Pech“ und eine kurze Aromaprobe bestätigte das: Bestes Naphtha oder auch Steinöl.
Der Boden war über und über mit dicken Goldmünzen bedeckt. Wenn man versuchte, sie aufzuheben, fingen sie an zu quietschen, ein unangenehm hoher Ton.
An der Stirnwand stand ein prächtiger Sarkophag aufrecht, aus schwarzem Stein gefertigt und auf der Vorderseite war als Relief ein Schakalmensch abgebildet. Darracc macht sein Ritual und wir erfuhren, dass alle Sarkophage magisch waren. Nachdem er sich genauer umgesehen hatte, war auch hinter dem Hauptsarkophag etwas tiefer in der Wand ein magischer Fleck und wir folgerten messerscharf, dass da wohl das Buch der Toten liegen müsse. Xera konzentrierte sich auf ihr Gefühl für Bösartigkeit und das Ergebnis machte uns so gar nicht froh. Untote zuhauf, also derer neun, und was in den Kanopenkrügen untergebracht war ließ sich schlecht identifizieren, war aber auch nicht harmlos. Manche von ihnen waren mit kleinen Bildern und Hieroglyphen verziert.
Ich war der Meinung, dass wir die großen Amphoren in die Gruben ausschütten sollten, um so eine gewissen Deckung durch die entstehende Flammenwand zu haben. Zumindest ich, weil ich ja durch die Wand schießen konnte. Gesagt, getan und wir machten uns bereit für das Finale. Eine brennende Fackel lag griffbereit neben mir, Xera baute sich vor dem Sarkophag auf, Darracc daneben. Der öffnete den Sarkophag und der Tanz der Untoten begann.

Der Deckel fiel polternd zu Boden. Die Mumie im Sarkophag öffnete ihre rotglühenden Augen und entfaltete sich, um nach draußen zu treten. Xera stieß ihr das Langschwert in die Brust, Darracc zertrümmerte eine Kniescheibe und ich schoss ihr einen Bolzen in die Stirn. Das war jetzt noch nicht so effektiv, wie wir gehofft hatten. Die Kanopenkrüge auf den Galerien platzten auf, schwärzlicher Rauch wirbelte durch die Luft und verschwand in der Mumie. Kleine Würmer erschienen an der Oberfläche und begannen, die entstandenen Löcher zu flicken.
Vier Sarkophagdeckel auf den Rängen polterten zu Boden und mit kühnem Hechtsprung kamen vier Skelette über die Brüstung geturnt. Und, wie nicht anders zu erwarten war, schloss sich das Portal.
Ich zündete das Naphtha an. Eine brodelnde Flammenwand erhob sich um mich herum und trennte mich vom Restgeschehen. Ärgerlicherweise hielt das die Skelette aber nicht auf. Zwei kamen qualmend in das Innere marschiert, um mich zu massakrieren. Der Rest wandte sich den Gegnern des BBEG zu.
Dem ersten hieb ich in die Schulter, dass sein Kopf abknickte und er zusammenbrach. Das zweite erwischte mich mit seinem Kopesh. Ich sprang mit einem gekonnten Salto über die Flammenwand, um das Tor zu erreichen, welches sich zwar in der Zwischenzeit geschlossen hatte, aber da hatte ich wenigstens den Rücken frei.
Xera hieb weiter auf die Mumie ein und attackierte sie zusätzlich mit einem Blitz. Darracc wurde von einem der Würmer angesprungen und beseitigte erst einmal diesen neuen Feind. Dann wandte er sich den Skeletten zu, damit Xera den Rücken frei hatte.
Und auf der Galerie polterten zwei weitere Deckel zu Boden.
Aus der Flammenwand kam mein zweiter Gegner gestapft und brach zusammen, kurz bevor er mich erreichte. Die neuen Jungs von oben teilten sich auf. Einer kam mich besuchen, der andere gesellte sich zu dem Duo am schwarzen Sarkophag. Ich verfehlte ihn in dem Chaos, duckte mich unter seinem Schlag hindurch und bekam zum Dank einen herz- und schmerzhaften Biss in meinen linken Arm. Ich rannte zu der anderen Galerie und kletterte hinauf. Das war richtig dämlich, denn in dem Moment öffneten sich auch hier die beiden letzten Sarkophage und ich hatte jetzt zwei Gegner vor mir und hinter mir kletterte mein Gegner von unten bereits über die Balustrade.
Xera landete einen mächtigen Schlag in die Mumie, die daraufhin zusammenbrach, und bekam im Gegenzug das Kopesh eines der Skelette zu schmecken. Zwei Würmer kletterten auf ihr herum und bohrten sich in ihr Fleisch. Darracc erledigte seinen Gegner problemlos.
Unter haltlosem Fluchen hämmerte ich mein Kurzschwert in die Spina des Kletterers, der daraufhin zufriedenstellend in zwei Teile zerfiel. Dann machte ich mich vom Acker, verfolgt von den beiden Neuen.
Xera zerstörte ebenfalls ein Skelett und stellte erfreut fest, dass die Würmer ihr heiliges Blut nicht verdaulich fanden. Erst wurden sie grün, dann platzten sie.
Darracc hatte ein wenig Mühe mit seinem Gegner, der ihn ziemlich verwundete, bevor er ihn erledigen konnte.
Ich tanzte mit meinen Gegnern, die mir gefolgt waren. Einen erledigte ich, der andere rächte sich, indem er sein Kopesh in meinen doch mittlerweile sehr angeschlagenen Körper trieb. Darracc sah das und machte sich auf den Weg zu mir.
Und Xera? Sie zerstörte das letzte Skelett in ihrer Nähe und bekam als Dank einen Schlag in den Rücken. Die Kack-Würmer hatten die Mumie soweit wiederhergestellt, dass die sich wieder in das Kampfgeschehen einmischen konnte.
Ich erwischte endlich das verdammte Skelett und rannte los. Darracc sprintet ebenfalls durch die Halle zurück. Langsam wurde es eng.
Ich traf am Sarkophag ein und etwas klickte in meinem Kopf. Ich vergaß mich, ich vergaß meine Ausbildung als Sargh'elgg und meine Drow-Prinzipien. Xera wankte und war kurz davor, zu fallen. Anstatt zur Armbrust zu greifen, schrie ich irgendetwas auf Dunkelelf und sprang die Mumie an. Mein Schwert bohrte sich tief in die Brust der Kreatur, leider nicht letal. Seine Klaue erwischte mich, riss mir die Kehle auf und warf mich zurück. Blut spritzte, röchelnd wälzte ich mich auf dem Boden und blieb liegen.
Der Rückschlag erwischte Xera. Ihr Kettenhemd riss auf, Blut machte den Boden glitschig und sie brach zusammen. Darracc hatte es endlich geschafft, auf seinen kurzen Beinchen quer durch die Halle zu sprinten.
Mit kühlem Blick erfasste der Grauzwerg die Situation, sah die beiden Fast-Toten und dann sprach er das WORT. Die Donnerwoge warf die Mumie zurück in ihren Sarkophag und ließ ihre Binden platzen. Staub wallte auf und die Würmer, die immer noch eilfertig die Wunden schlossen, hingen schlaff herunter.
Eine zweite Donnerwoge löste einen Arm ab, der danach an einer Binde herunterhing und schmetterte die Mumie zu Boden. Dann stapfte der Zwerg zu der Mumie, holte mit seinem Krummschwert aus und hieb ihr den Kopf ab. Die Reste schleppte er zu der noch immer brennenden Pechgrube und stopfte sie hinein. Das war’s. Nur noch das Knistern des Feuers und das Stöhnen der Verwundeten war zu vernehmen. Darracc verband unsere Wunden, so gut es ging, hoffte das Beste und ging, um sich die Kammer hinter dem Sarkophag anzusehen.
Wie erwartet, lag dort eine Rolle, aus einzelnen Knochenstreifen gefertigt, das gesuchte Buch der Toten. An der Wand hingen drei altertümliche Köcher, gefüllt mit Pfeilen mit Silberspitzen sowie ein relativ gerades magisches Kopesh-Schwert, das auch als Langschwert durchgehen konnte, mit einer Inschrift: „Für Ihn, den Pharao, den Gesegneten, auf das kein Pfeil seinen Körper treffen kann.“ Desweiteren lag dort noch eine Schatulle mit einem Spielbrett, 7 Lapis, 7 Türkise, und vier markierte dreiseitige Pyramiden (Das Spiel der Könige von Ur).

Level up!
Kein Plan reicht mit einiger Sicherheit über das erste Zusammentreffen mit den Spielern hinaus.
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Mercen
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Re: Tales from the Table (D&D 5E): Death men don't wear plate

Beitrag von Mercen »

Zwischenspiel

(SP: Ghaundar hat das Talent Drow High Magic aus Xanathars gewählt, Xera Meister der schweren Rüstung und Darracc seinen GES-Score auf 20 gepimpt. Man sollte aber jetzt nicht glauben, dass wir das schon könnten. Der SL gab vor, dass sich die Talente im Laufe des Abends ´entwickeln würden´.)

Dramatis personae:
Ghaundar Vandree Dunkelelf Schurke (Attentäter) 4 NB
Xera S'smaran Drachengeborene Paladin (Rache) 4 RG
Darracc Grauzwerg Barde (Schwerter) 4 NB


Die Beere, die Toten, der Kampf und die Schwelle des Todes hatten etwas in mir geweckt. Magie brodelte und wollte nach draußen. Allerdings hatte ich keine Ahnung, wie. Mir war abwechselnd heiß und kalt und ich brauchte ein paar Minuten, um mich wieder zu fangen. Außerdem nagte eine Situation in der Halle an mir: Warum hatte ich Xera beschützen wollen? Ich schuldete ihr nichts, oder jedenfalls nicht viel. Warum also hatte ich das getan? Ich hatte kurz eine übernatürliche Macht gespürt, aber welche? Ich hatte keine Ahnung, außer dass es sich richtig angefühlt hatte.
Nach der Rast verteilten wir die Beute und leckten unsere Wunden. Von den alten Goldmünzen in der Halle gab es etwa 10.000 und sie quietschten auch nicht mehr, also stopften wir uns damit die Nimmersatten Beutel voll.
Darracc beschloss, trotz der Warnung des Gönners, das Buch zu identifizieren. Er sang sein Ritual, öffnete den Verschluss und legte seine Hand darauf. Das Ergebnis war spektakulär. Das Buch der Toten weigerte sich auf sehr aggressive Weise, seine Geheimnisse freizugeben. Darracc wurde weggeschleudert und krachte an die Wand. Ich hob das Buch auf und steckte es in meinen Nimmervollen Beutel.
„He“, meinte Darracc, „das ist nicht fair.“
„Manchmal muss man Leute vor sich selber schützen. Jetzt komm her und lass uns endlich abhauen.“

Dann setzten wir uns hin, zündeten eine Kerze an und inhalierten den Rauch.

Das bereits bekannt Gefühl vom Fall durch Zeit und Raum setzte ein. Während wir fielen, spürte ich, dass etwas an meiner Tasche zupfte und zerrte. Der Fall dauerte ungewöhnlich lange und dann stolperten wir in das Licht der Sonne hinaus. Falsch, in das Licht von zwei Sonnen. Da war wohl etwas gründlich schief gegangen, möchte ich meinen.

Wir standen auf einer grasbewachsenen hügeligen Ebene, die mit seltsamen kleinen Büschen mit violetten Beeren gesprenkelt war. In der Ferne graste ein Rudel ziegenartiger weißer Tiere mit Geweih. Über uns war ein wolkenloser Himmel und leichter Wind zauste unsere Kleidung und unsere Haare. Über uns schien eine Sonne und vor uns schwebte eine zweite über den Ruinen einer Stadt. Hinter uns ging es nach unten und wir vermochten ein kleines Flüsschen und einen großen Wald auszumachen. Es schien eine Art Hochebene zu sein, die in mehreren Stufen angelegt war.
Etwas weiter weg hörte man das Rauschen eines Wasserfalls und wenn uns unsere Sinne nicht trogen, schienen die aufsteigenden Dampfwolken auch auf warmes Wasser hin zu deuten. Die ab und an durch die Vegetationsdecke ragenden Felsformationen waren aus Kalkstein, mit Glimmer und Kalcitplättchen durchzogen. Jedenfalls funkelte es in allen Farben.
Ich warf einen Blick auf meinen Beutel. Der war um die Öffnung herum angesengt und die Rolle war natürlich weg. Der Beutel schien aber erfreulicherweise noch intakt zu sein. Hatte sich der Gönner unterwegs bedient? Waren wir beklaut worden? Wer bei Lolths haarigen Titten konnte während eines Falls durch Raum und Zeit einen Taschendiebstahl durchführen?
Wir boten bestimmt einen wundervollen Anblick für eventuelle Beobachter. Ich war über und über mit Blut besudelt, meine Rüstung hing in Streifen vom Leib und um den Hals schlang sich ein verkrusteter Verband, hoffentlich nicht aus Mumienbinden. Xera sah nicht viel besser aus. Ihr Kettenpanzer war löchrig und breite Verbände zierten ihr Brust. Darracc sah von uns Dreien noch am frischesten aus. Alle drei dampften wir vor uns hin und rochen durchdringend nach Naphtha, Schweiß und Schlimmerem.
Baden! Baden war das Gebot der Stunde, also machten wir uns auf dem Weg zum Wasserfall. Der rauschte zufriedenstellend in einen großen Tümpel. Darracc und ich testeten das Wasser und es war angenehm warm. Also runter mit den Klamotten. Xera, die das zwar schon einmal erlebt hatte wurde ungewohnt schammich und beschloss, mal nach oben zu klettern, um etwas Intimität zu haben.
Ich schnappte mir in Ermangelung von Seife ein paar Handvoll Sand und begann, mich sehr vorsichtig abzureiben, denn es waren noch genug Wunden am ganzen Leib vorhanden. Dann folgten meine Klamotten und die Rüstung. Ich schlüpfte in meine Ersatzunterhose, setzte mich auf einen Stein und begann, meine Haare auszukämmen und neu zu flechten. Mann, tat das gut. Die Kleidung beziehungsweise deren Überreste trocknete dieweil auf anderen Steinen.
Xera hatte oben ein paar sehr heiße Tümpel gefunden und plätscherte trällernd in ihrer Badewanne herum. Ich streckte mich im Gras aus. Bei den Göttern war das friedlich hier. Nur das Summen der Insekten und ab und an das Rufen eines Vogels waren zu hören. Eins fiel mir nun allerdings doch auf. Ganz wolkenfrei war es nicht, denn am Rand der Hochebene ballten sich tatsächlich Wolken, aber diese wurden von der zweiten Sonne verdampft, bevor sie die Hochebene erreichen konnten.

Nachdem wir einigermaßen getrocknet und wieder angezogen waren, trat ein weiteres Problem in den Vordergrund.
„Wie viele Rationen haben wir eigentlich noch?“ fragte Darracc.
Eine rasche Zählung ergab insgesamt fünf, was jetzt nicht so lange vorhalten würde. Also beschlossen wir, zuerst den Wald zu erkunden und darauf zu hoffen, dass wir jagdbares Wild fanden.
Die Wanderung war ereignislos. Wir fanden kleine Eidechsen, die blitzschnell die Farbe wechseln konnten, wenn man ihnen zu nahekam, eine große Schildkröte, deren Panzer mit Moosen und Kristallen bewachsen war, ein Geweihende, dessen Spitzen mit Löchern versehen waren, die im Wind Musik machten und ähnlich spannende Dinge. Hier schien es wirklich friedlich zu sein. Als wir uns dem Wald näherten wurde es Abend. Vom Wald her drang eine leichte Musik wie von mehreren Instrumenten zu uns her. Die richtige Sonne ging unter und die andere wurde kleiner und dunkler. Gleichzeitig schoben sich die Wolken von der Plateaukante her in das Innere.
Wir schlugen unser Lager auf und beschlossen, dass ich mich mal umsehen sollte. Ich entfernte mich vom Lager und wanderte durch den Wald. Die Bäume glitzerten in der Dämmerung. Die allgegenwärtigen Glimmerstücke waren in die Rinde eingewachsen, was ein recht netter Anblick war. Plötzlich hörte ich ein Rascheln und Grunzen. Vorsichtig nährte ich mich der Stelle und kauerte mich hinter einen großen Baum. Drei schweineartige Lebewesen, bewaffnet mit großen Hauern, wühlten sich durch den Waldboden. Es waren zwei große und ein kleineres, wohl eine Familie. Fleisch!
Vorsichtig zog ich die Armbrust, zielte und wartete, bis mir eines der beiden Großen die Breitseite zuwendete. Ich zog den Auslöser durch. Ein perfekter Blattschuss, das Tier brach ohne ein weiteres Geräusch zusammen und blieb liegen. Die beiden anderen hoben verdutzt den Kopf und trollten sich dann. Ich schoss sicherheitshalber noch einen zweiten Bolzen in den Kadaver, dann ging ich hinüber.
Das Tier war schwer, zu schwer für mich. Ich rief nach Xera, aber wie immer, wenn man Hilfe braucht, hört einen keiner. Also brach ich das Tier auf und entfernte alles, was nicht lecker aussah. Damit ging es dann einigermaßen und ich schaffte den Rückweg. Inzwischen war es dunkel geworden und es begann, zu regnen. Klugerweise hatte Darracc das Feuer verlegt und wir saßen leidlich trocken unter einem großen Baum, rösteten Schweinefleisch, schlugen uns die Bäuche voll und fühlten uns gut.
Nach Abendessen sprach Xera ein Thema an, was sie sehr zu beschäftigen schien.
„Wir sollten mal drüber reden, wie wir aus diesem Vertrag rauskommen.“, meinte sie.
„Warum?“
„Das kann nicht im Sinne Bahamuts sein, was wir hier tun.“
Ich sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. „Du hast doch noch deine Sprüche, oder?“
„Ja, natürlich.“
„Und deine Heilfähigkeiten?“
„Ja. Was soll das Gefrage?“
Ich seufzte. „Ich weiß ja, Paladine sind nicht die hellsten Kerzen im Kronleuchter.“
Xera wurde langsam wütend und ich beeilte mich, weiterzusprechen.
„Hör mal Schuppi, meine ganze Kultur ist auf Gottesfurcht gebaut. Wenn man die Gnade seiner Göttin verliert, gibt es auch keine Sprüche mehr, keine göttlichen Fähigkeiten, nichts. Du bist ein vogelfreies Stück Fleisch.“
Xera stutzte. „Du meinst …“
„Genau. Dein Gott ist noch bei dir, also ist es richtig, was du gerade tust.“ Dann grinste ich. „Entweder das oder er schläft tief und fest.“
„Aber wir liefern Böses an die Hölle!“, klagte sie.
„Nein.“
„Hä?“
„Das ist eine Frage der Perspektive: Wir entfernen Böses aus der Welt. Die Hölle ist schon böse also was soll’s. Die Welt ist es noch nicht.“
Sie begann nachzudenken. Das war ein interessanter Anblick, denn die Zunge hing leicht aus dem Mundwinkel heraus und die schuppige Stirn bekam Falten.
„Mmh. Irgendwie fühlt es sich aber trotzdem nicht richtig an.“
Ich klapste ihr auf die Schulter. Das war, als hätte man einen Felsen getätschelt.
„Für dich vielleicht. Aber du solltest nie den Fehler begehen, die Absichten deines Gottes erraten zu wollen. Betrachte es doch einfach als Prüfung, wenn es das für dich einfacher macht.“
Xera lächelte erleichtert. „In der Tat, das hilft.“
Dann fiel ihr noch etwas ein. „Aber du willst doch nicht bis an dein Lebensende für diesen Teufel arbeiten?“
„Warum nicht? Wir sind doch schon tot.“
Sie war für einen Moment sprachlos.
„Außerdem setze ich auf deinen Bahamut. Wenn er dich woanders braucht, wird er dich schon holen. Und ich glaube“, hier erlaubte ich mir ein hämisches Schmunzeln, “kein Teufel in der Hölle wird ihn davon abhalten können."
Und wenn er kam, konnte man ja mal höflich fragen, ob man ebenfalls mitkommen könne, nicht wahr? Schließlich hätte man sich ja so nett um seine Gefolgsfrau gekümmert. Dann fiel mir noch etwas ein.
"Aber sag mal, wie bist du eigentlich in die Hölle geraten?“
"Ich weiß nicht, warum. Ich war mit einem Himmlischen, auch ein Paladin, unterwegs, um eine Hexe zu verfolgen. In einem Waldstück trafen wir auf ein paar Waldelfen, die uns um Hilfe baten. Ein Riese würde sie tyrannisieren und ihnen die Lebensmittel stehlen. Ich erklärte mich bereit, die Hilfe zu leisten. Mein Begleiter sagte, dass unsere Quest wichtiger wäre und ritt weiter. Auf dem Weg zu dem Riesen fiel ich über einen grünen Drachen. Das war es dann gewesen."
Sie blickte in die Ferne. "Vielleicht hätte ich die Quest fortsetzen sollen. Aber ich kann doch andere nicht einfach so zurück lassen."
Ich nickte. "Ich verstehe. Nach allem, was ich bisher gesehen habe, konntest du das wirklich nicht."
"Und du?", fragte sie nach einiger Zeit.
"Meine Schwester hat mich ermordet."
"Was? Deine eigene Schwester?"
"Ja, sie hatte meine Mutter vergiftet. Meine Mutter war allerdings noch fruchtbar und damit war der Mord ein Verstoß gegen die guten Sitten, was ich meiner Schwester auch vorwarf. Das war ein Fehler, meiner Jugend geschuldet. Ich nutzte das Chaos während der Ereignisse und floh. Meine Oberflächenerfahrung, die ich mir durch diverse Expeditionen angeeignet hatte, kam mir zu Nutze und ich schaffte es, mich fast fünf Jahre lang zu verstecken. Aber ich unterschätzte die Entschlossenheit meiner Schwester. Drow sind leider nicht unauffällig und wir haben einen schlechten Ruf. Letztendlich hat sie mich erwischt."
"Aber das ist ja grässlich. Ist das bei euch immer so?"
"Nur bei den Adeligen, zu denen ich gehöre. Gehört hatte. Jetzt bin ich tot und frei. Das muss man positiv sehen."
Die restliche Nacht verlief ruhig. Meine Gefährten schnarchten bis in den hellen Vormittag hinein und ich trocknete das verbliebene Fleisch über dem Feuer.

Nach einem ausgiebigen Frühstück mit geräuchertem Schweinefleisch beschlossen wir, der Musik zu folgen. Der Wald war nicht besonders dicht, so dass wir wenig Mühe hatten. Immer wieder tauchten offen liegende Kalksteinfelsen auf, mal kleiner, mal größer. Seltsame Pflanzen wuchsen hier, ab und an durch ausgedehnte Pilzfelder an schattigen Orten unterbrochen. Ich kannte keinen einzigen davon, was etwas heißen will, denn die Dinger gehören zur Mahlzeit eines Drow wie in der Oberwelt das Brot. Die zahlreichen Bächlein waren klar und um Wasser brauchten wir uns deshalb keine Sorgen zu machen.

Mir fiel eine kleine Schlucht auf, in der sich an der Rückseite ein recht schmaler Gang öffnete. Ich entledigte mich meiner Rüstung und zwängte mich in das Innere und natürlich ging der luinthad vor, löste aber keine Reaktion aus. Am Ende machte der enge Gang einen leichten Knick nach rechts und öffnete sich in eine mannshohe Kaverne. In der Mitte war ein kleiner Tümpel mit Kalkwasser und in dem lag ein Skelett. Dieses war völlig versintert und die Kleidung unbrauchbar.
Neben dem Skelett lag ein Rucksack auf dem Trockenen, der an der Seite aufgeplatzt war. An der Wand lehnte ein Stab von etwa 3 Metern Länge, an dem eine kleine silberne Schnur hing. Daran war keinerlei Spur von Kalkablagerungen zu sehen. Im Rucksack fand sich ein Notizbuch und die typischen Utensilien von jemandem, der länger in der Natur unterwegs war. Der Unbekannte hatte allerdings einen hübschen Kristall gefunden, den ich einsteckte. Waffen fand ich keine, was mich etwas wunderte. Die anderen Sachen waren nahe an der Grenze zum Unbenutzbaren, daher ließ ich sie zurück und kletterte nach draußen.
Der Grauzwerg machte sich über den Stab her. Dieser entpuppte sich als magische Angel mit ein paar Eigenheiten: Ein Gewässer wird niemals leer gefischt, von jeder Art nur eines und sie findet alles, was angelbar ist, auch Schuhe. Sie hat zwei Kodewörter: Fryskipper (Lass frei) und Bouqtha (Filetieren). Letzteres ist eine Supersache, ansonsten stinkt man ja tagelang nach seiner Jagdbeute. Zu allem Überfluss bleibt das filetierte Stück 10 Tage lang haltbar.
Xera war richtig glücklich über den Kristall und streichelte ihn mit verzücktem Blick. Ich hatte kurzfristig die Vision, dass sie sich irgendwann den Schlafsack mit Gold und Edelsteinen auspolstert und zum Drachen wird.

Gegen Mittag erreichten wir eine Lichtung. Die sah so natürlich aus, dass hier nur ein sehr begnadeter Gärtner am Werk gewesen sein konnte. In der Mitte stand der Großvater aller Bäume des Waldes. Seine Wurzeln zogen sich über die gesamte Lichtung, in den kleinen Mulden dazwischen wuchsen kleine Blumen mit azurblauen Blüten. Um seine Krone drehten sich kleine Panflöten und Glockenspiele, die die überirdische Musik erzeugten, der wir gefolgt waren. Die Blätter waren hellrosa und entpuppten sich schnell als Zigtausende von Schmetterlingen, die dort eine Rast eingelegt hatten. Vöglein brüteten in dem weitläufigen Geäst und es wuchsen Kirschen an den Zweigen, die aber keine waren, sondern große rote Käfer, die sich zu Kugeln zusammengerollt hatten. Ansonsten war hier außer Schönheit nichts los.
Als es wieder dämmrig wurde, suchten wir uns ein trockenes Plätzchen außerhalb der Lichtung und aßen unsere letzten Stücke Schwein, dabei blätterte ich durch das Notizbuch. Es hatte stark gelitten, vor allem die ersten und die letzten Seiten waren unleserlich. Die Sprache kannte ich nicht, aber Darracc konnte mit einem seiner Rituale aushelfen.
Wer der Tote war und was mit ihm geschehen war, wussten wir nicht. Er hatte dieses Hochplateau offensichtlich durch Zufall gefunden, kam wohl von einer Universität (Was bitte, war das? So etwas wie eine Schule?) und erforschte das Tier- und Pflanzenleben. Das erklärte zwar nicht die Abwesenheit von Waffen, aber es schien eine friedliche Welt zu sein, wenn ein Lehrer einfach so durch die Wälder wandern konnte. Auch diese Nacht verlief ruhig.

Wir machten uns auf den Weg, um den Wald zu verlassen und zur Ruinenstadt zu wandern. Unterwegs sah ich ein recht großes Nest in einem Baum und kletterte nach oben. Drinnen waren 4 blassgraue Eier und zwei Edelsteine, zwölfseitig und gelblich durchsichtig. Die steckte ich ein. Wieder unten gab ich den kleineren Darracc, der sich begeistert über die Kristallform ausließ und meinte, es wäre wohl ein Topas und besser hätte ihn kein Edelsteinschleifer hinbekommen.
Wir erreichten gerade den Waldrand, als über den nächsten Hügel eines der Schweine getorkelt kam. Es schien verwundet zu sein und ich wollte mich gerade auf den Weg für den Fangschuss machen, als ein leises Pfeifen ertönte und ein riesiger Wurfspeer aus dem Himmel kam. Dieser nagelte das Schwein an den Boden. Wir warfen uns in Deckung. Ein Riese tauchte auf, ein Riese mit fettigem schwarzen Haar und nur einem Auge mitten auf der Stirn, über dem Rücken einen Sack mit weiteren Speeren. Begleitet wurde er von zwei riesigen grauen Hunden, die die Größe eine Pferdes hatten. Wir wagten kaum zu atmen, als der Zyklop seinen Speer mit einem Grunzen aus dem Schwein zog und sich dieses über die Schulter warf. Dann verschwand er mit seiner Meute. Wir warteten noch einige Zeit, dann wagten wir uns auf die Ebene hinaus, Richtung Sonne.
Gegen Mittag erreichten wir eine Seenplatte aus mehreren kleinen Teichen. Die waren wohl entstanden, als eine Statue, die vorher hier am Flusslauf stand, umgefallen war und den Fluss aufgestaut hatte. Die war wohl so um die 20 Meter hoch gewesen und sollte wahrscheinlich einen Elf darstellen.
Im Wasser sahen wir Bewegung, daher war es an der Zeit, die Angel auszuprobieren. Wir versuchten reihum unser Glück und erhielten: Eine Forelle, einen Aal, eine Muschel, ein Stück Leder, einen Klumpen Zyklopenkot, eine Muschel mit Perle, ein Büschel Seegras, einen alten Helm und diverses andere. Die Krönung war ein großer grüner Frosch, der uns an quakte und sehr missgelaunt über die Störung war. Dann gaben wir auf.
Aus den genießbaren Teilen unseres Fangs kochte ich eine Fischsuppe, angereichert mit Speck aus unseren schwindenden Vorräten. Wie immer, verlief die Nacht ereignislos. Das nervt langsam, ich verliere noch meinen Gefahreninstinkt, wenn das so weitergeht.

Wir überquerten den Fluss, um uns an den Aufstieg zum oberen Plateau zu machen, auf dem die Stadt lag. Der Fluss rauschte durch ein steiniges Bett, in dem polierte Steine aller Farben und Größen lagen. Keine Edelsteine, wie Darracc bemerkte, aber immerhin fand er ein recht großes Goldnugget. Wir stapften nach oben, was mehrere Stunden in Anspruch nahm und standen auf einer zerklüfteten, leicht hügeligen Hochebene. Es roch nach Heide, ab und an lagen Steinhaufen herum die sehr künstlich aussahen, aber was so richtig künstlich aussah, waren die schwebenden Säulen, die in Abständen von mehreren hundert Meter ein paar Fuß über dem Boden schwebten. Teilweise waren sie zerbrochen und mit Moos bewachsen, aber dann schwebten halt beide Teile.
Darracc warf einen magisch verstärkten Blick auf die Säulen, kam aber mit der verwendeten Magie ins Schleudern. Nach seiner Meinung wäre das hier so was wie ein Zaubertrick. Für mich klang das logisch, wenn Götter mal spielen würde es wohl so ähnlich aussehen. Das ganze Plateau war nach meiner Meinung gebaut oder zumindest so verändert worden, dass es nur noch eine Gartenlandschaft war. Wahrscheinlich waren die Säulen einfach Wegweiser, die zurück zur Stadt wiesen.
Wir wanderten an den Schwebesäulen entlang. Xera, die mal in die Büsche musste, sah in einer kleinen Schlucht fünf Statuen stehen. Diese waren alt, uralt. Sie hielten in den Händen Steinschalen. In vieren davon waren Votivgaben, durchaus neueren Datums. Die erste enthielt einen Klumpen goldgelben Material, welches mit kleinen silbernen Wirbeln durchzogen war, in der zweiten lag ein Vogelschädel, die dritte enthielt eine dunkelrote Paste, vielleicht Ocker und in der vierten befand sich ein Stück Rinde, welches mit Moos bewachsen war. Die fünfte Schale war leer.
Xera legte das Nugget hinein. Ihre Hände formten danach unwillkürlich ebenfalls eine Schale und eine Phiole aus Bergkristall erschien darin. Das war ja richtig großen Theater hier! Die Phiole enthielt einen Trank, mit dem jemand an der Schwelle des Todes gerettet werden konnte. Nach kurzer Diskussion entschieden wir uns, die anderen Schalen in Ruhe zu lassen. Reize die Götter nicht, sie würfeln dein Schicksal besser als du. Außerdem bekommst du keine Würfel für das Spiel.

Etwas später bemerkte ich eine kleinen Höhleneingang auf der linken Seite. Zwei sitzende Statuen, bis zur Unkenntlichkeit verwittert, flankierten den Eingang. Im Boden in einer Schlammpfütze waren 2 winzige Fußabdrücke zu sehen, vielleicht von einem Wichtel. Der Gang war nicht sehr lang, vielleicht fünf Meter und mündete dann in eine Kuppelhöhle mit vielleicht sechs Meter Durchmesser. Im Dach der Kuppel war eine Öffnung, die mit verschiedenfarbigen Kristallen zugewachsen war. In der Höhle war dadurch das farbigste Licht, dass man sich vorstellen konnte. Es schien auf einen Obelisken, der aus einem ungewöhnlichem roten Stein gemacht war. In einem Ring um den Obelisken herum lagen hunderte von kleinen Votivgaben, vom Tannenzapfen über farbige Kiesel bis hin zu ungewöhnlich gewachsenen Ästchen. Nichts davon war hergestellt oder bearbeitet worden.
Ich konzentrierte mich und die Höhle wurde von blauem Leuchten erfüllt. Das Blau setzte sich auf alle Oberflächen und ließ die Gegenstände strahlen. Ein unsichtbares Wesen war nicht zu sehen, aber dafür flammte am Obelisken eine Inschrift auf. Sie war in alten elfischen Runen geschrieben, aber die Sprache war definitiv nicht elfisch. Darracc schaltete schnell und sang leise einen Zauberspruch. Dann begann er vorzulesen:

Zu Beginn der Mond und zum Ende das Licht;
Der Tropfen wird zum Strom und schleift den Berg;
Der Kiesel wird zum Gebirge und greift nach den Wolken;
Das Korn wird zum Feld und nährt die Herden;
Das Küken wird zum Schwarm und erobert die Himmel;
Zu Beginn das Licht und zum Ende der Mond.


Es war sylvanisch! Ich hatte langsam den Verdacht, dass hier zwei Kulturen aufeinandergetroffen waren. Am Anfang die Sylvaner mit ihrer Naturreligion, dann kamen die Elfen und errichteten eine monströse und dekadente Gesellschaft. Ich äußerte die Vermutung, dass die Sonne von den Sylvanern zur Bestrafung über die Elfenstadt gesetzt worden war, aber Xera war anderer Ansicht. Sie meinte, das Teil wäre deren Art der Wetterkontrolle gewesen. Tagsüber Sonnenschein und nachts Regen für die Pflanzen klänge ihr doch sehr nach absoluter Kontrolle über die Natur. Das mag sein und es war wahrscheinlich meiner Herkunft geschuldet, dass ich immerwährende Sonne als Strafe ansah.

Am späten Nachmittag erreichten wir den Stadtrand. Weitläufige Gebäude, die zu Ruinen zerfallen waren, säumten breite Straßen. Die ehemaligen Gärten hatten sich in wuchernde Flächen aus Grün verwandelt und ließen nur noch wenig von der einstigen Pracht erahnen.
Wir fanden eine breite Prachtstraße, die mit Mamor ausgekleidet war und in das Zentrum führte. Was für eine Pracht! Was für eine Dekadenz! Hat alles nichts genutzt, man ist ausgestorben, warum auch immer.
Uns fiel an der Straße ein Gebäude auf, welches nicht ganz so zerfallen aussah. Es hatte außen einen Abgang, der zu einem Keller zu führen schien. Richtig, unten war sogar noch eine intakte Tür, die allerdings ziemlich durch Schutt blockiert war. Xera brach das Teil mit roher Kraft auf und wir kletterten über das Geröll in den Keller. An den Seiten waren Regale angebracht, in denen Glasflaschen gelagert waren, viele davon kaputt. Selbst die Keller hier waren mit Mamor und Alabaster ausgelegt und prächtiger als die Empfangsräume vieler vornehmer Häuser, die ich gesehen hatte.
Darracc holte eine Flasche aus einem Regal. Sie war aus Glas, hatte einen sehr langen Hals und war fünfkantig geschliffen. „Hier steht was von ´Ithildim` oder so ähnlich“, meinte er. Ich traute meinen Ohren nicht.
„Sternenlicht?“ fragte Xera. „Was soll das denn sein?“
Mir fiel die Kinnlade herunter. „Die teuerste Droge der Welt,“ flüsterte ich mit leicht zitternder Stimme. Die beiden sahen mich fragend an.
„Sternenlicht nimmt man nachts, aber nur einen kleinen Schluck. Dann betrachtet man den Nachthimmel und erinnert sich an die angenehmen Dinge, die man erlebt hat. Schmerz, Kränkung, Hass und anderes sind wie weggeflogen. Am nächsten Morgen ist man so ausgeruht wie noch nie.“
Ich schluckte. „Meine Mutter kredenzte das sehr ausgewählten Gästen zu sehr ausgewählten Anlässen. Einmal alle 50-100 Jahre oder so.“
„Wie teuer?“, wollte der Grauzwerg wissen.
„Mindestens 100 GM pro Schluck, eine Flasche enthält etwa 15-20 davon.“
Und hier lagen neun Flaschen, die heil geblieben waren, durch Konservierungszauber vor der Alterung geschützt! Wahnsinn! Jeder von uns steckte sich drei davon ein.

Die Straße mündete in einen großen kreisrunden Platz, in den weitere Straßen einmündeten. Genau im Zentrum des Platzes stand eine Statue, fast zur Unkenntlich verwittert durch die nächtlichen Regengüsse, aber unzweifelhaft ein Lichtelf. Die Arme schienen abgebrochen zu sein, lagen aber nicht am Fuße der Statue herum. Warum nicht? Wir würden das wohl nie erfahren. In den Sockel war eine Inschrift eingemeißelt:

Der unbefleckte Miluirel
Sohn des Siebten Konsulats


Unbefleckt? Von was denn? War der Mann Jungfrau geblieben? Warum tut man so was? Langsam begann ich, den Geschichten des Tiefen Reiches über die Geistesgaben unserer Lichten Vettern zu glauben.
Um den Platz herum lief ein Mosaik, welches kleine Lichtelfen in klerikalen Kutten darstellte. Jede der Figuren und das mussten hunderte sein, war individuell gestaltet worden. Geld und Zeit hatten hier wohl keine Rolle gespielt.
Die gegenüberliegende Straße führte uns weiter und endlich standen wir genau unter der künstlichen Sonne. Es war angenehm warm, etwa 28 Grad, aber das Licht war fast zu viel für meine Augen. Vor uns ragte eine Säule aus purem Gold in die Höhe und glänzte vor sich hin.
Die Säule war etwa drei Meter hoch, dreikantig und zeigte in drei umlaufenden Friesen Bilder. Im oberen Drittel waren schöne Lichtelfen in prunkvollen Gewändern zu sehen, die sich würdevoll selber feierten, teilweise mit Flügeln und Heiligenschein ausgestattet.
In der Mitte wurden die minderen Rassen gezeigt, Menschen in zotteliger Kleidung, brutal aussehende Orks und dümmlich saufende Zwerge.
Und unten? Niederträchtig aussehende Elfen, teilweise mit acht Beinen und Spinnenkörpern, grotesk deformiert, die widerliche Rituale abhielten.
Ich traute meinen Augen nicht. Meine Gedanken begannen, sich zu blutigem Rot zu verfärben und mir wurde warm. Ich hatte das Gefühl absoluten Hasses und gleichzeitigen Versagens, ein Gefühl, welches mich früher immer überkommen hatte, wenn ich zusehen musste, wie meine tolle Schwester mit Leichtigkeit ihre Rituale meisterte, während ich gerade mal ein blaues Gespenst erzeugen konnte. Etwas zerriss in mir und quoll nach draußen.
„Fuia‘anim edhellim!“, knurrte ich. Blaue Lichtkaskaden umspielten mich und meine Gefährten wichen zurück, Angst in den Augen.
„Narcha‘anim guldur!“ Ich breitete die Arme aus, und dann griff ich mit weit ausholender Geste in das Gewebe der Magie, das die Säule umgab und zerriss es mit einer einzigen Handbewegung.
Rumpeln und Poltern setzte ein. In einem Ring von fünf Metern um die Säule herum zog sich der Boden zurück und gab eine Treppe frei, die in die Tiefe führte. Steinbrocken polterten herunter und blieben auf den Marmorstufen liegen.
Ich atmete aus und der Moment der absoluten Macht verebbte. Xera hatte die Hand am Schwertgriff, die Waffe halb gezogen und knisternde Blitze zuckten um den Knauf.
„Geht’s wieder?“ fragte sie.
Ich nickte und atmete tief durch. Sie würde mich erschlagen, wenn sie die falsche Antwort bekam, da war ich mir sicher. Sie würde es hinterher bedauern, aber sie würde es tun. Wenn ein Paladin etwas im Übermaß hat, dann ist es Konsequenz.
„Ja, es geht wieder. So ein arrogantes widerliches Pack!“
Sie nickte verstehend. „Ja, ging mir ähnlich auf der Schule. Als Blaue war ich immer das Opfer der Metallenen. Hab’s trotzdem geschafft und du wirst das auch hinbekommen. Wer oder was sind denn die Spinnigen? Und die da, ist das …“
„NEIN!“
Sie hielt erschrocken inne.
„Sprich niemals IHREN Namen laut aus. Sie kann dich hören, erst recht vor diesen Bildern und mit mir daneben.“
Darracc nickte mit ungewohntem Ernst. „Er hat recht, Xera. Sie, die zu viele haarige Beine hat, ist brandgefährlich.“
„Wenn wir mal in einem magisch abgeschirmten Raum sind, erzähle ich dir was. Mama war die oberste Priesterin unseres Hauses, da blieb was hängen. Obwohl ich als Junge eigentlich nichts davon wissen durfte.“
„Als Junge?“
„Ja, wir haben ein absolutes Matriarchat. Jungs sind gut für Sex und als Krieger oder Mörder. Wenn mal einer stirbt, interessiert das keinen. Die Töchter hingegen …“ Die Wut kam schon wieder hoch, aber ich konnte mich gerade noch beherrschen.
"Wo kommt denn jetzt die Magie her?", wollte sie wissen.
"Sie war wohl schon immer da. Dunkelelfen waren früher einmal sehr gute Magier und fast jeder von uns kann zaubern, die Männer aber viel schlechter als die Frauen. Manchmal reift es aber auch in einem Mann."
"Und was kannst du jetzt?"
"Magie aufheben, wie du gerade gesehen hast. Und ich glaube, ich kann auch Schweben, das muss ich aber erst einmal in Ruhe ausprobieren. Und ich sehe magische Auren, wenn ich mich konzentriere."
"Schön.", sagte Xera. "Wird das noch mehr?"
"Ich weiß es nicht, wirklich nicht. Aber ich habe das Gefühl, dass noch nicht alles in geordnete Bahnen geraten ist."

Bevor wir in die Keller hinabstiegen, wollten wir noch ein wenig in der Stadt herumstöbern. Diese war nach einem Plan angelegt worden, die Gebäude selber wirkten aber, als hätte man sie irgendwie auf ein zugeteiltes Grundstück gebaut. Die größten Häuser waren um den zentralen Platz gruppiert, nach außen zur Stadtgrenze hin wurde das alles kleiner und weniger prächtig.
Wir schlenderten durch die Straßen und nichts, aber auch wirklich nichts war einen zweiten Blick wert. Bis auf ein Rudel der weißen Ziegen mit den Musikgeweihen, das vor uns die Straße überquerte. Ich hastete in die Parallelstraße, die sich rechts neben uns befand und rannte um den Block. Ich kam gerade noch rechtzeitig an, um Deckung zu nehmen. Ein großes Fensterkreuz war stehen geblieben und ich lehnte mich an, um einen besseren Stand für den Schuss zu haben. Und dann geschah das Unvermeidliche.
Gerade, als die Tiere auftauchten, brach das morsche Fensterkreuz mit lautem Getöse in sich zusammen. Die Viecher rannten panisch los. Ich versuchte mein Gleichgewicht zu halten, blinzelte den aufwallenden Staub aus meinen Augen und feuerte aufs Geratewohl in Richtung der Ziegen. Da hatte ich wohl das Glück auf meiner Seite, denn eine von ihnen brach zusammen und blieb zuckend liegen. Ein zweiter Bolzen beendete das Drama. Dann tauchten meine Gefährten auf und gemeinsam nahmen wir das Tier aus.
Zur Nachtruhe suchten wir den Keller auf, den wir schon kannten. Wir rösteten Ziege und ich trocknete das restliche Fleisch für den nächsten Tag, während meine Gefährten schliefen. Draußen regnete es. Und regnete. Ein leises Plätschern war zu vernehmen und langsam lief der Keller voll. Verdammt, daran hatten wir nicht gedacht. Ein sehr unleidlicher Grauzwerg wurde wach, fluchte hingebungsvoll und wuchtete ein paar Blöcke ins Innere. Darauf schnarchte er dann weiter. Xera tat es ihm nach.
Die Nacht war ruhig, nur einmal meinte ich ein dreifaches Klopfen zu hören, wie wenn jemand an eine große Steinplatte klopft.

Am Morgen machten wir uns auf den Weg zurück zur Säule. Ein kleiner Umweg führte uns noch einmal zu dem unbefleckten Miluirel, aber die Statue war weder beweglich noch half sie uns in irgendeiner Weise weiter. Dann standen wir vor dem Treppenabgang.
Die Treppe führte in einer großen Wendel nach unten. Wir kletterten über die nachgerutschten Schuttmassen, aber nach einer halben Drehung hörte das auf und wir konnten normal weitergehen.
Neben der Stufen war ein kleiner Kanal eingelassen, der spiralig in die Tiefe führte und dort in einem Becken endete. Nach dem Regen der vergangenen Nacht war das Becken gut gefüllt. Die Wände waren aus roten Marmor gefertigt, einem kräftigen blutrot. Eingelassen in den Stein waren kleine geometrische Muster, eine wunderschöne Intarsienarbeit. Der Boden des Raums unterhalb der Säule war aus Holz gefertigt und bildete ein ebenmäßiges Parkett. Das Wasser des Nachtregens bildete einen dünnen Film auf dem Boden. Linkerhand war ein Durchgang, der allerdings zusammengebrochen war und rechterhand öffnete sich ein weiterer Torbogen zu einer riesigen Halle.
Ich marschierte durch den Bogen und der misstrauische frühere Hausherr hatte sich etwas ausgedacht. Eine der Dielen gab nach und aus der Wand löste sich eine große scharf geschliffene Klinge, die in Höhe meines Brustkorbs angebracht war. Die Feder dahinter war aber so korrodiert, dass sie mit lautem Schnappen brach. Die Klinge hielt kurz vor mir an.
Die Halle war gigantisch, etwas 15 Meter breit, 40 Meter lang und gute 10 Meter hoch. Die Decke wurde von filigranen Spitzbögen gehalten, deren Schlusssteine in längliche Zapfen ausliefen.
Die Halle zierte auf der rechten Seite ein gigantisches Wandgemälde, üppig mit Blattgold verziert. Lichtelben in einfachen Roben und barfüßig standen beieinander, Soldaten mit goldenen Rüstungen und Kegelhelmen waren abgebildet, in der oberen Reihe waren 16 Magier oder Priester zusehen, teilweise mit Heiligenschein und ganz oben thronten zwei uralte Frauen, die wohl die Anführer dieses Volkes waren. In zwei Alkoven auf der rechten Seite standen zwei Büsten. Die Inschriften besagten:

Noenon (Weiser) Arodil (Dame)
Mimmui (11.) Engui (6.)

Das war alles. Gegenüber dem Eingang befand sich ein Portal aus grünem Alabaster. Reste von Magie flackerten über die Oberfläche. Xera öffnete das Portal einen Spalt breit mit schierer Muskelkraft und ich betrat den Raum. Eine ähnlich große Halle erstreckte sich vor mir. In der Mitte standen zwei Statuen, die mit der Wand verbunden waren (SP: Karyatiden siehe oben). Sie sahen aus wie Lichtelfenkrieger und waren etwa 10 Meter groß. Die linke Statue hielt ein mächtiges Steinschwert in der Hand, die Spitze auf den Boden gestützt. Das Schwert der rechten Statue fehlte, dafür lagen ein paar abgebrochene Finger auf dem Boden. Die Wände waren über und über mit Einschlagkratern versehen und auf dem Boden waren Schleifspuren.
Ich machte ein paar Schritte in den Raum hinein und drehte mich um. Mein magisch verstärkter Blick fiel auf eine Öffnung über der Tür. Dort war etwas magisch. Ich sah Messingstäbe, die nach außen gebogen waren und zwei große rote Augen erwiderten meinen Blick. Dann sprang das Monstrum aus seinem Käfig und griff mich an.
Der Körper war monströs und wie ein Fass geformt, mit mächtigen Muskeln, die in ebenso mächtige Arme ausliefen. Die Fäuste hatten die Größe von Schmiedehämmern. Zwei kurze krumme Beine vervollständigte den Anblick eines grotesk verformten Körpers. Aus seiner Schulter ragte ein riesiges Steinschwert, das ihm durch den Leib getrieben worden war und das Ding war mit zotteligem rötlichem und fettigem Fell bedeckt.
Ich duckte mich unter dem ersten Schlag durch, wurde zur Belohnung in die Schulter gebissen und der zweite Schlag trieb mich fast durch den Parkettboden. Mein Schuss ging natürlich daneben. Ich blinzelte, schüttelte den Kopf und versuchte, die bunten Sterne aus meinem Blickfeld zu vertreiben.
Xera mischte sich in das Geschehen ein. Blitze umzuckten ihr Schwert, als sie ausholte und dem Monstrum einen kräftigen Schmiss in den Rücken hackte. Darracc zerfleischte einen der Oberschenkel, aber auch das stoppte unseren Gegner nicht. Der drehte sich um und machte sich über Xera her. Die wurde richtig übel erwischt, wankte, aber stand noch. Und auch mein zweiter Schuss ging daneben. Als die Drachenfrau das Steinschwert bemerkte, sprang sie die affenartige Kreatur an und griff nach dem Schwert. Ein mächtige Ruck und sie hatte das Steinschwert in der Hand. Der Kopf des Wesens flog davon und es brach zusammen.
Irgendetwas im Rücken des Wesens war magisch, das konnte ich jetzt besser erkennen. Ich kletterte auf den Torso und schnitt den Rücken auf. Etwas wie ein Stab oder eine Kette, aus einzelnen Gliedern gefertigt, war in den Körper eingelassen worden.
Dann begann ein Beben durch den Körper zu laufen und das Vieh richtete sich wieder auf! Es gelang mir, die Kette zu fassen und auf dem Rücken zu bleiben. Hektisch schnitt ich in das Fleisch, um den Gegenstand heraus zerren zu können. Es fasste nach mir, konnte mich aber nicht erreichen. Stattdessen nahm es das Steinschwert und hieb damit nach Xera. Der fehlende Kopf schien es dabei nicht zu beeinträchtigen. Xeras Kettenpanzer wurde nach innen gedrückt und mit einem Japsen fiel sie um und blieb liegen. Der zweiter Schlag fegte Darracc von den Beinen, der sich mit einem Salto überschlug. Der Grauzwerg schrie wütend auf und fiel erneut über den Affen her. Und endlich gelang es mir, die Kette herauszuschneiden und zu zerren. Ein weiteres Beben ging durch den Körper und das Ding brach erneut zusammen, diesmal endgültig.
Ich suchte in Xeras Beutel nach der Bergkristallphiole, fand sie und gab ihr den Inhalt zu trinken. Ihr Atem wurde ruhiger und ein Teil ihrer Wunden schloss sich. Wir entschieden uns zu einer kurzen Rast, um unsere Wunden zu versorgen. Der Grauzwerg fand heraus, dass es sich um eine Art Dienstkette handelt, die den Beschworenen an den Körper bindet. Das erklärte auch die Spuren im Raum. Dem armen Kerl war wohl nach ein paar Jahrhunderten Gefangenschaft langweilig geworden und so war er ausgebrochen und hatte versucht, sich durch die Wände zu graben. Als das nicht klappte, hatte er versucht, sich die Kette selber mit dem Steinschwert herauszuschneiden.
Das Portal zur nächsten Halle war magisch. Darracc sang erneut sein Ritual und sagte, dass die Torflügel mit zwei einfachen Kommandos geöffnet und geschlossen werden konnten, was wir dann auch taten.
Die dritte Halle war in einem rechten Winkel zu den ersten beiden angeordnet. Hier war ein Mosaik in der Mitte der Halle in den Boden eingelassen und die Wände waren bis zu einer Höhe von drei Metern verspiegelt. In dem Mosaik waren die 16 Magierpriester aus der ersten Halle abgebildet, die Hände zu einer Beschwörung erhoben. Sie schienen die Kalksteinklippe aus dem Boden zu heben. Über allem schwebte die künstliche Sonne. Aha, Hybris vom Feinsten.
Xera verspürte einen kalten Hauch und neben ihr war plötzlich eine geisterhafte Erscheinung zu sehen. Eine elfische Dame, das war gewiss. Kurze Zeit später erschien ihr Galan und beide führten eine Art Tanz auf. Immer mehr der geisterhaften Erscheinungen materialisierten um uns herum. Sie standen in Grüppchen beieinander, tanzten, aßen, tranken oder taten einfach nichts. Überflüssig zu erwähnen, dass in den Spiegeln außer uns niemand zu sehen war.
Die Kleider sahen anders aus, nicht mehr so einfach wie auf dem ersten Bild. Sie waren über und über mit Perlen, Plättchen und ähnlichem bedeckt und die Frisuren waren kunstvoll aufgetürmt worden. Irgendwas hatte sich in der Gesellschaft geändert, wohl nicht zum Besseren. Was auffiel, waren dunkle Verfärbungen um den Mund herum, die sich teilweise bis zur Brust herunterzogen, allerdings nicht bei allen hochgestellten Herrschaften. Das sah aus, als hätten sich die betreffenden Personen besabbert. Die geisterhaften Diener hatten das übrigens nicht.
Xera war damit nicht glücklich, denn wie ihr Göttlicher Blick ihr enthüllte, war das hier keine Illusion, sondern es waren Untote. Untote, die nichts taten, als einfach einen winzigen Ausschnitt aus der vergangenen Zeit darzustellen. Es erinnerte mich ein wenig an die Leute aus der Pyramide, die von hoher Wissenschaft in finstere Künste abgeglitten und dann ausgestorben waren.
Das war gruselig und wir verabschiedeten uns vom Ort des Geschehens. Auf der anderen Seite der Halle war zwar wieder eine Tür, aber dahinter waren nur Geröllhaufen. Hier gab es kein Durchkommen, denn wir hatten kein Pionierbataillon zu allem entschlossener Zwerge zur Hand.

Wir verließen die ungastlichen Hallen und zum ersten Mal freute ich mich über das Licht der Abendsonnen. Wir standen vor der goldenen Säule. Xera versuchte ihr Glück ein letzte Mal.
„Redet mit uns, bitte.“ Gut, keiner von uns konnte sylvanisch, aber elfisch sollte doch bei der früheren Bewohnerschaft auch gehen. Ging aber nicht.
„Mit wem redet ihr denn da?“ Ein kleines Mädchen in cremefarbenem Sommerkleidchen mit langen blonden Zöpfen kam hinter der Säule hervor. Unser Botenunhold war angekommen!
„Wo wart ihr eigentlich? Und habt ihr die Rolle?“
„Ähm, wir sind unterwegs beklaut worden.“ Mir war nicht ganz wohl in meiner Haut.
„Unterwegs?“
„Also, das war so. Wir hatten die Rolle in der Pyramide gefunden und eingesteckt. Wir zündeten die Kerze an und der Fall begann. Während des Falls spürte ich ein Zupfen an meinem Beutel und als wir hier landeten, war die Rolle weg.“
Ich zeigte ihr den Beutel mit den Brandspuren. Sie besah sich den Beutel und starrte mich an. Ich hatte das unangenehme Gefühl, das mein Gehirn nach außen gekehrt wurde und beeilte mich fortzufahren: „Wir dachten, dass der Dieb vielleicht hier wäre und machten uns auf die Suche.“
„Mmh, du sprichst die Wahrheit.“ Sie lächelte.
„Natürlich tue ich das“, erwiderte ich gekränkt.
„Ich kann euch versichern, dass die Rolle wieder bei Viridicus ist. Ein Dämon hatte euch abgefangen und es gab einen netten kleinen Krieg. Die Rolle liegt jetzt sicher in einem der Museen.“
Wir sahen uns gegenseitig an.
„Ich habe hier etwa für euch.“ Cremeweißchen holte aus ihrem Täschchen eine weitere schwarze Kerze heraus.
„Diese hier bringt euch zu einem Grabmal. Ein Barbarenkönig von einem Volk aus dem hohen Norden liegt darin begraben. Er hat ein Schwert, welches eine Rose als Parier hat. Das holt ihr.“
„Sofort?“
„Nein, genießt noch euren letzten Tag hier. Morgen früh reicht.“
„Halt, bevor du gehst: Wir brauchen Vorräte, neue Kleidung, unsere Rüstungen brauchen eine Reparatur und …“
„Findet ihr alles da.“ Damit verschwand sie in der obligatorischen Rauchwolke.

Genießen? Oh Mann. Nichts war klar und Vorräte hatten wir auch keine. Tja, das Leben ist hart als wiedererweckter Diener eines Teufels.

Wir wanderten zu den fünf alten Statuen zurück und übernachteten in der Grotte mit dem Obelisken. Am Morgen zündeten wir die Kerze an und der Fall setzte ein.
Kein Plan reicht mit einiger Sicherheit über das erste Zusammentreffen mit den Spielern hinaus.
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Re: Tales from the Table (D&D 5E): Death men don't wear plate

Beitrag von Mercen »

Koboldtanz

Wir standen in einer Vorratskammer. Feuchte, muffige Luft füllte unsere Lungen, vermischt mit dem Aroma von Würsten, Schinken und Käse. Es war stockfinster. Xera entzündete ihre Laterne und ließ den Schein über die Regale wandern. Wie schon gerochen, sahen wir Vorräte auf den Regalen liegen, die noch recht frisch aussahen und nur an wenigen Stellen angegammelt waren. Drei Wasserfässer standen auf dem Boden. Ich hatte gehört, dass man hochgestellten Persönlichkeiten Essen und Trinken mit in das Grab gab. Entweder war Ragnar erst vor kurzem begraben worden oder wir waren hier falsch. Das sah nicht wie der Eingang zu einem Grab aus. Allerdings waren wir von lehmigem Erdreich umgeben und ein Ausgang war nicht in Sicht.
Ich schaute um die Ecke. In der Rückwand war ein Tunnel zu sehen, der etwa 90 Zentimeter hoch und etwas schmaler war. Und ich hörte Schritte näherkommen.
„Wir bekommen Besuch!“, zischte ich und Xera klappte ihre Laterne zu. Erneut umfing uns wohlige Dunkelheit. Mit der Armbrust in der Hand wartete ich auf das Erscheinen des Bewohners. Aus dem Tunnel tauchte ein kleiner Humanoider auf, der mit einer Kutte bekleidet war. Aus den Ärmeln lugten vierfingrige Hände hervor. Ein langes Maul sprang aus seinem Gesicht hervor und kleine kugelige Augen glitzerten in einem schuppigen Gesicht. Ein Kobold! Ich entschied mich, ihn nicht zu töten und trat aus der Deckung.
„Guten Tag, Drachengeborener!“, bemühte ich mein bestes Drakonisch und zeigte meine leeren Hände. Ein paar Brocken dieser Sprache hatte ich von Xera aufgeschnappt.
Das Ergebnis war, wie nicht anders zu erwarten, nicht das Gewünschte. Wahrscheinlich hatte ich gerade ewige Verdammnis auf ihn herab beschworen. Der kleine Kerl kreischte wie am Spieß und raste davon. Er hatte wohl schon einmal den Schwarzen Mann gesehen und hatte Angst vor ihm.
Toll. Da bemüht man sich, ein besserer Drow zu werden und schon geht’s in die Hose. Erst schießen, dann fragen war bisher meine Überlebensstrategie gewesen und die würde ich wieder einführen. Jetzt war der ganze Bau dieser kleinen Kröten aufgeschreckt und die waren hier deutlich im Vorteil. Ich beschimpfte Xera, dass das jetzt ihre Schuld sei.
Die zuckte nur mit den Schultern und meinte: „Der Weg der Guten ist kein einfacher Weg. Aber du hast es versucht, das ist doch schon mal was. Wir folgen ihm und ich gehe voran. Vielleicht kann ich ja noch etwas ausrichten.“
Wir stopften uns die Nimmervollen Beutel mit Essbarem voll und machten uns auf dem Weg. Xera kroch voran. Ihre fast zwei Meter große gepanzerte Eleganz drohte bereits in der ersten Biegung steckenzubleiben. Darracc seufzte. Ich seufzte. Das würde ein langer Tag werden.
Der Gang war etwa 15 Meter lang und mündete in eine große Höhle. Hochbeete säumten die Wände und auf diesen wuchsen überdimensionierte champignonartige Pilze. Drei weitere Ausgänge waren zu sehen, einer davon ein recht breiter und hoher Gang.
Xera kroch heraus, richtete sich auf und marschierte quer durch die Höhle auf den gegenüberliegenden Ausgang zu. Dabei prallte sie auf ein Hindernis. Es sah putzig aus, wie sie so in der Luft schwebte, bis wir sahen, dass sich ihre Schuppen aufzulösen begannen.
Darracc bemerkte ein Zittern in der Luft, wie von einer großen, gläsernen Kontur. Ich legte einen großen Würfel aus blauen Flammen um den Ort des Geschehens und das Leuchten verdichtete sich zu einem drei Meter großen Würfel, der ekstatisch vor sich hin zitterte und offensichtlich dabei war, Xera zu verdauen. Darracc zündete zwei Fackeln an und ging los, den Wackelpudding zu rösten. Im Würfel flackerte es dieweil ebenfalls blau auf, als Xera ihre Odemwaffe losließ, Sie brannte einen Kanal durch den Würfel, der sich aber sofort wieder mit Gelee füllte
Ich inspizierte dieweil die restlichen Ausgänge. Es waren derer drei, einer davon direkt neben mir und aus dem drang jetzt ein Rumpeln wie von Steinschlag. Da blockierte gerade jemand die Zugänge. Der zweite war drei Meter breit, tief und hoch und ein Fallgatter war in der Decke zu sehen. Das sah mir nach dem Käfig für den Würfel aus. Der dritte war gegenüber und genauso winzig wie der Gang, durch den wir hineingekrochen waren.
Ich wandte mich wieder dem Ort des Geschehens zu. Darracc hatte in der Zwischenzeit einen Teil des Gelee verdampft und Xera war es gelungen, sich aus der Umarmung des Schlicks zu befreien. Ihr Schwert flammte auf und schnitt einen beträchtlichen Teil aus dem Ding heraus. Ich schoss auf den Schlick und der Bolzen flog glatt durch und blieb in der dahinter liegenden Wand stecken. Dem Würfel ging es nicht mehr gut. Das Beben hatte zugenommen und Teile des Gelee platschten auf den Boden. Darracc zog sein Krummschwert und dann hieb er mit zwei blitzschnellen Streichen eine Furche in die Oberfläche. Mein zweiter Bolzen und Xeras Hieb beendeten das Drama.
Xera fluchte hingebungsvoll und benutzte ihre Heilkräfte, um die Wunden zu verschließen. Wir nahmen den kleinen Gang gegenüber, allerdings machte diesmal Darracc die Spitze. Das war eine gute Idee, denn ihm fiel mitten im Gang ein Fallgatter auf, das gut getarnt in der Decke steckte. Er kroch vorsichtig darunter hindurch und ich nahm mir die Zeit, das Ding mit ein paar Kletterhaken zu fixieren. Hinter mir ächzte und stöhnte Xera, die sich durch die Enge wand.
Darracc erreichte endlich eine weitere Höhle. Diese war rötlich erleuchtet. Hier standen drei einfache Schmelzöfen und eine große Werkbank mit allerlei Gerätschaften darauf. Was er auch bemerkte, war das Fallgatter, welches unseren Gang verschließen konnte. Er suchte sich den größten Meißel aus, den er finden konnte und fixierte auch dieses. Keine Moment zu früh, denn es gab ein Klacken wie von Zahnrädern und das Gatter blockierte beim Fall. Ein drittes Gatter fiel herunter. Dieses war vor einem kleinen Nebengang angebracht, welcher sich parallel zu unserem befand. Und darin waren die Verteidiger. Ich wurde von einem Speer gepikst, der sich durch eine getarnte Öffnung bohrte. Ich krabbelte schneller und griff prompt in einen Krähenfuß, denn die netten kleinen Monster hier vergraben hatten.
Ich erreichte die Schmiede, nicht ohne eine weiteres Mal in eine Spitze gegriffen zu haben. Zwei weitere Ausgänge waren zu sehen. Neben einem von diesen war eine Kette mit einem Ring zu sehen. Darracc zog daran und, oh Wunder, die Gatter gingen wieder auf. Zwei Kobolde quollen aus dem Parallelgang und wollten sich vom Acker machen. Dem Ersten schoss ich durch den Kopf, der Zweite wurde von Darracc tranchiert. Xera hatte sich im Schutz ihrer Rüstung ebenfalls ins Freie gequält. Sie versuchte es auf die diplomatische Art.
„Ergebt euch und euch wird nichts geschehen. Kommt ohne Waffen heraus.“
Nun, der erste, der herauskam, hatte das mit der Waffe nicht verstanden und seinen Speer mitgebracht. Er machte einen Salto, als mein Bolzen in seinen Kopf eindrang.
„Ohne Waffen, ihr Dummköpfe!“
Der Zweite begriff das besser, erst flog der Speer heraus, dann kam ein Kobold. Darracc machte kurzen Prozess mit ihm und verschnürte ihn zu einem handlichen Paket.
„So mein kleiner Freund, jetzt können wir reden.“ Xera grinste den Kobold an, der prompt anfing, zu zittern.
„Wie heißt du denn?“
„Iffh, ja Iffh heiße ich.“
„Nun, Iffh, wie viele seid ihr denn?“
„Nicht viele, nicht viele. 20 Krieger …“
„Aha. Wir möchten euch nichts tun. Wir suchen ein Grab.“
Das mit dem ‚nichts tun‘ wirkte ein wenig lächerlich, immerhin lagen hier drei Leichen seiner Art herum. Das war natürlich auch Iffh nicht entgangen.
„Weiß nichts von einem Grab. Vielleicht in den Minen?“
„Was für Minen?“
Der Kobold nickte verdrießlich zu dem nördlichen Gang hinüber. „Da sind die Minen. Aber ich kenne mich nicht aus, nicht aus. Bin kein Schürfer.“
„Na gut, du begleitest uns.“
Der Kobold zitterte weiter. Ich machte eine formschöne, selbst arretierende Garotte aus den Seilen, die auf dem Tisch herum lagen und legte sie um seinen Hals. Darracc grinste, nahm Maß und prüfte, ob der Kobold wohl in einen der Öfen passen würde. Der fiel fast in Ohnmacht. Xera redete weiter auf ihn ein und mir ging das Gequieke und Gewinsel langsam auf den Nerv. Ich inspizierte den südlichen Gang. Der war erfreulicherweise etwas höher, so dass ich ihn gebückt passieren konnte. Mein luinthad ging natürlich voran.
Der schmale Gang mündete in eine weitere Höhle mit einem gegenüberliegenden Ausgang. Über den tieferliegenden Boden spann sich eine fragil aussehende Holzbrücke, die mit Hanfseilen gesichert war. Es roch durchdringend nach Kot. Der luinthad bekam Flügel und sank in die Tiefe. Etwas unter mir standen mehrere Eisenkäfige an der Wand, die einen Spalt weit offenstanden. Die waren recht klein, vielleicht einen halben Meter groß. Man hörte das typische Rascheln und Fiepen von Nagetieren. Von sehr großen Nagetieren. Der luinthad erreichte den Boden, der etwa fünf Meter unter der Brücke lag.
Zwei Ratten, die dort gelauert hatten, sprangen ihn an und bissen ins Leere. Die Viecher hatte die Größe eines kleinen Hundes. Wunderbar, aber das hatte Zeit bis später. Der luinthad kam zurück, ging bis zum Ende der Brücke und ließ sich in die Bohlen sinken. Die schimmerten noch einen Moment in Blau, dann wurde es wieder dunkel. Ich hoffte, das schreckte eventuelle Beobachter ab, hier drüber zu marschieren. Dann kroch ich zur Schmiede zurück.
Wir betraten die Minengänge. Überall waren die Spuren von Bergbau zu sehen und das Objekt der Begierde war offensichtlich Kupfererz. Von einem etwas größeren Ausbruch gingen diverse Gänge ab. Wir nahmen den nördlichen.
Der Gang endete vor einer Mauer, die aus soliden Steinblöcken gefügt war. Mir kamen die Blöcke wage bekannt vor, aber natürlich wusste Darracc sofort, was das war.
„Adanit“, sagte er und runzelte die Stirn. „Eine Mischung aus Granitmehl, Adamant und anderen Stoffen. Da kommt man selbst mit Zauberei nicht weiter. Wo zur Hölle sind wir hier?“
Der Name sagte mir was. Man baute die Grundmauern von Festungen und ausbruchsicheren Verliesen aus diesem Material und man fand es in Drow- und Grauzwergfestungen. Und nur da.
Aber hier? In einem angeblichen Grabmal eines barbarischen Königs des hohen Nordens? Das wurde alles immer seltsamer. Entweder waren die Späher des Viridicus absolute Idioten oder man hielt absichtlich Informationen zurück. Das würde ein Nachspiel haben, wenn wir denn überlebten.
Der nächste Gangabzweig war mit Brettern vernagelt.
„Was ist denn hier, Iffh?“ wollte Xera wissen.
„Nicht gehen, nicht, ist böse da, ist ein Skelett am Ende, ja ein Skelett.“
Klar, das war jetzt keine Warnung, sondern eher eine Einladung. Wir entfernten die Bretter und spähten in den Gang. Der kleine Kerl hatte zum ersten Mal nicht gelogen. Am Ende lag ein Skelett, daneben war ein Riss in der Wand und unter dem Skelett vermochte ich den gewölbten Deckel eine Truhe auszumachen. Das Skelett war blank geputzt und von der Größe her wohl ein Kobold.
‚Alles klar‘, dachte ich, ‚nicht mit mir.‘
Der Bolzen pfiff durch die Luft und bohrte sich in den Mimic, den ich dort vermutete. Es war aber keiner und der Deckel brach mit einem hübschen hölzernen Knacken.
Also marschierte ich zu der Truhe, sah kurz auf den Riss in der Wand und bückte mich, um das Teil zu öffnen.
Ein schmutzig grauer Tentakel kroch aus dem Riss, wickelte sich um meinen Arm und drückte herzhaft zu. Gleichzeitig setzten bohrende Kopfschmerzen ein. Darraccs Schwert beendete kurz darauf das Problem und wir hörten, wie etwas hinter der Wand ins Wasser platschte und verschwand.
Ich fluchte hingebungsvoll und rieb mir die schmerzende Stelle. Darracc zog dieweil die Truhe aus dem Boden und fummelte am Schloss herum. Das hätte ich mit verbundenen Augen, auf einem Bein stehend, öffnen können, was ich dann auch tat. Im Innern war ein in purpurnen Samt eingeschlagener Kelch aus Gold, etwa 20 Zentimeter hoch, mit vier großen Rubinen geschmückt. Xera bekam große Augen und begann zu sabbern.
„Das wäre ein wunderschöner Start für meinen Hort!“ flüsterte sie.
Hort? Darracc und ich sahen uns an und hatten wohl den gleichen Gedanken. Das Drachenblut war stark in ihr, Paladin hin oder her.
„Kein Problem“, meinte ich. „gib uns den Gegenwert in Gold und er ist dir.“
Sie nickte eifrig und begann, in ihrem Beutel zu kramen.
„Das hat auch Zeit bis später“, sagte ich und gab ihr den Kelch. „Da, pack weg.“
Glücklich lächelnd ließ sie den Kelch in ihrem Beutel verschwinden.
Der letzte Gang entpuppte sich als Sackgasse.
„Wo ist denn jetzt das Grab?“ Meine schlechte Laune ließ den Kobold wieder loswinseln. Xera gab die Übersetzerin.
„Ich weiß es doch nicht, weiß es nicht. Hier ist kein Grab. Iffh hat nie ein Grab gesehen.“
„In der Höhle südlich der Schmiede sind kleine Eisenkäfige, Darracc quetscht dich bestimmt in einen rein. Und Ratten, halb so groß wie du. Möchtest du?“
Der kleine Kerl machte sich fast in die Hose.
Darracc grinste dreckig und meinte in Tiefensprache: „Ich hatte mir langsam Sorgen gemacht, Dunkelelf. Die da“, er nickte in Richtung Xera,“ ist nicht der richtige Umgang.“
Das sah ich zwar anders, aber ich wollte ihn jetzt nicht aufbringen. Irgendwann würde ich ihn umbringen müssen, das wurde mir langsam klar. Der Kerl war ein Psychopath und damit eine Gefahr für seine Umwelt. Also nickte ich nur.
„Mal uns eine Karte!“ befahl Xera. „Wir möchten euch nichts tun, kleiner Vetter, aber so geht das nicht weiter.“
„Ich habe kein Papier! Und keinen Stift!“ jammerte der Kobold.
„Mal es auf den Boden, ich habe ein gutes Gedächtnis.“
Also malte er. Die Höhle mit den Käfigen, dann eine große Höhle, wo die Kobolde lebten, ein Gang, der sich verzweigte mit einem Heiligtum auf der einen Seite und den Vorräten auf der anderen.
„Das ist alles?“
„Ja, ja, das ist alles. Nur wir Kobolde, keine Ausgänge, niemand sonst. Kein Grab.“
Zeit geschunden hatte die kleine Ratte, richtig viel Zeit. Wie waren die hier hereingekommen? Wer hatte den kleinen Scheißern denn die Schmiede eingerichtet? Die stand doch nicht einfach so hier herum. Wo kamen die Werkzeuge her? Was war hinter den Festungsmauern? Wir würden es herausfinden müssen, aber das wird schwierig werden. Die kleinen Kröten hatten jetzt genug Zeit gehabt, um für uns ein nettes Willkommen vorzubereiten. Mit den schmalen Gängen und ihrer Ortskenntnis waren sie klar im Vorteil. Iffh hatte von einem Schrein gesprochen und in dem lauerte normalerweise auch ein Schamane. Wenn der einen Flächenspruch in einem der engen Gänge zündete, waren wir Patina auf der Gangwand. Xeras diplomatische Künste waren hier nicht gefragt und wenn uns nichts Gescheites einfiel, würden wir hier draufgehen. Viele Hasen sind des Hundes Tod oder so ähnlich.
Darracc zeigte erst auf den Kobold und dann auf den Ofen. „Es reicht.“
Xera schüttelte den Kopf.
„Klar, er lügt, aber warum?“ Sie wandte sich an Iffh.
„Wo kommen eure Vorräte her.“
„Weiß nicht, die Sammler finden es. Wir essen leckere Ratten und manchmal Rattenkot. Vorräte sind nur für besondere Tage.“
„Du willst mich verscheißern, oder?“
„Nein, nein, Rattenkot ist lecker.“
„Das meine ich nicht. Wo finden denn die Sammler Schinken und Käse?“
„Weiß nicht, bin kein Sammler. War aber schon immer so, ich bin hier geboren.“
Der Grauzwerg machte ein nachdenkliches Gesicht. „Für einen Kobold ist das ein tapferes Kerlchen. Das ist nicht normal.“ Dann schlug er unvermittelt zu. Iffh spuckte ein paar Zähne aus und funkelte ihn hasserfüllt an.
„Nein, es ist nicht normal. Hör auf damit und lasst uns weitergehen.“
Ich inspizierte die Brücke. Das Ding war morsch und hielt einen Kobold so gerade eben noch aus. Xera würde durch die Bretter rauschen, kaum dass sie ein paar Schritte gemacht hatte. Da brauchte man keine weitere Falle, da war ich mir sicher. Ich gab Darracc ein Ende meines Seils und bat ihn, dass irgendwo sicher zu befestigen. Mit dem Rest in der Hand ging ich vorsichtig auf die Brücke hinaus. Bereits die dritte Bohle gab nach und darauf war ich vorbereitet. Aber das die komplette Konstruktion nach zwei Dritteln des Weges abbrach, weil die Seile rissen, eher nicht. Ich landete in der Scheiße. Hektisch krabbelte ich zum Brückenrest und versuchte daran hochzuklettern. Das ging auch recht gut, bis ich fast oben war. Dann riss auch der gesamte restliche Teil ab und ich war wieder unten, natürlich inmitten von ein paar hungrigen räudigen Ratten, die sich in der Zwischenzeit versammelt hatten und deren kleine rote Äuglein mich mordlüstern anglitzerten.
Das ging ja gut los. Ich wich den zuschnappenden Zähnen aus und kletterte wieder nach oben, diesmal auf der Wand, was erstaunlicherweise recht gut klappte. Oben angekommen, schob ich mich in den Gang und suchte nach einer Stelle, um das Seil zu befestigen. Die Ratte, die mir gefolgt war, suchte unterdessen nach einer Stelle in meinem Stiefel, um meine Wade zu beknabbern. Ich beseitigte sie mit einem gezielten Schuss. Dann machte ich das Seil fest und schob mich den Gang entlang, der sich nach etwa 10 Metern zu einer Höhle öffnete.
Aber vorher hatte man noch eine Überraschung für uns parat. Der Boden vor mir fühlte sich plötzlich weich an, ein untrügliches Zeichen, dass hier etwas verborgen war. Und richtig, er gab nach und das Netz, welches mit Erde bedeckt war, fiel in eine zwei Meter lange Grube. Unten wimmelte es von Tausendfüßlern und anderem Geziefer. Drüber springen konnte ich nicht bei einer Deckenhöhe von 80 Zentimetern, also kletterte ich mit zusammengebissenen Zähnen hinunter und recht flott auf der anderen Seite wieder hinaus. Das Geziefer wimmelte über meine Stiefel und meine Hose, konnte sich aber nicht festsetzen. Dann erreichte ich den Ausgang.
Dies war der beschriebene Schlafsaal. Nette kleine Barrikaden säumten den Zugang und durch die Schlitze ragten Pfeilspitzen heraus. Der Gang vergrößerte sich, wo er in die Höhle mündete, so dass ich gebückt stehen konnte. Ich bekam mit, dass Xera auf dem Weg über die Grube war, also holte ich tief Luft und sprang in die Höhle und direkt nach dem ersten Satz nach links über die erste Barrikade hinweg. Das war alles sehr elegant und sollte durch einen gezielten Schuss in einen Kobold gekrönt werden. Leider ahnte der etwas, blieb nicht stehen und so erwischte ich ihn nur an der Schulter.
Während des Sprungs hatte ich einen ungefähren Überblick über die Anzahl unserer Gegner bekommen. Es waren derer neun, die sich in Dreiergrüppchen hinter die hufeisenförmig aufgestellten Barrikaden drückten. Ich duckte mich unter den Schüssen meiner drei Gegner weg und erreichte die Höhlenwand, um meinen Rücken zu sichern. Zwei Gänge führten aus dieser Höhle weiter. Eigentlich drei, aber der dritte war durch Geröll blockiert.
Xera kletterte in die Grube hinunter und auf der anderen Seite wieder hinauf. Das dauerte länger als ich gedacht hatte und so war ich sehr alleine mit meinen kleinen Gegnern. Währenddessen feuerten die Kobolde an der Stirnwand in den Gang hinein und erwischten die Drachenfrau auf dem linken Fuß. Wütendes Fauchen war die Antwort.
Ich wehrte mich, so gut es ging mit meinen Kurzschwertern und erwischte tatsächlich den Verwundeten und einen seiner Kumpels. Zu Belohnung bekam ich einen Pfeil ab. Dann stürmte die massive Gestalt von Xera in die Höhle. Sie wandte sich nach rechts und rammte die Barrikade samt den dahinterstehenden Kobolden weg.
Aus dem westlichen Gang war Geklimper und Geklapper zu hören und es tauchten zwei weitere Kobolde auf, die mit Flaschen, Phiolen und Käfigen behangen waren. Inventoren! Wir waren am Arsch. Wo blieb eigentlich Darracc?
Der hatte es in der Zwischenzeit geschafft, den unwilligen Kobold über das Seil zu schubsen und vor sich in den Gang zu treiben. An der Grube zögerte Iffh. Das hätte er nicht machen sollen, denn der Grauzwerg warf ihn gnadenlos in die Grube und die Tausendfüßler nahmen die Gabe freudig an. Darracc ließ sich auf den Kobold fallen, benutzte ihn als Fußmatte und tauchte endlich im Eingang auf.
Er schätzte Distanz und Anzahl, rannte nach vorne und ließ eine Donnerwoge los, die die Kobolde an der Stirnseite samt ihrer Schutzbarriere durch den Raum schleuderte. Ich töte meinen letzten Gegner und hatte endlich freies Schussfeld.
Xera bekam zwei Kurzschwerter und eine gläserne Phiole ab, die auf ihrer Rüstung sofort in Flammen aufging. Langsam wurde es mal wieder knapp für sie. Einen Gegner traf ihr Langschwert. Bei mir landete ein Tonkrug und ein paar fette und hungrige Maden kamen auf mich zu gerobbt. Die waren zwar nicht schnell, zwangen mich aber zu einem Stellungswechsel. Darracc bekam ein paar Pfeile ab, was ihn wieder wütend machte. Er stapfte mit seinen Schwertern auf die Gruppe um Xera zu.
Ich schoss einen Inventor an, der gerade nach etwas suchte und Darracc zerlegte einen der Kobolde. Damit wurde es auf einmal friedlich in der Höhle, denn die beiden Inventoren verschwanden in dem Gang, aus dem sie gekommen waren. Der Kobold, der ihnen folgen wollte, wurde von einem Bolzen daran gehindert.
Nachdem sich Xera geheilt hatte, untersuchten wir die Höhle. An der Rückwand waren Schlafstellen aufgereiht. Das waren krude kleine Nester aus Blättern (wo kamen die denn her?), Zweigen (dito?), alten Decken und sonstigem Abfall. In einigen davon lagen Eier. Die Kobolde konnten noch nicht so lange hier sein, wie Iffh behauptet hatte, denn es gab keine Jungen und normalerweise vermehrten sich die kleinen Reptiloiden wie die Karnickel, wenn man sie ließ. Zwei Monate, schätzte ich, waren sie hier. Das entsprach auch der Schimmelrate auf den Lebensmitteln. Was war das hier, ein Zoo? In Gedanken sah ich Dunkelelfen vor gläsernen Einwegfenstern sitzen und uns beobachten. Es waren 15 dieser Nester, was gut mit der Anzahl der bisher Getöteten und Geflüchteten übereinstimmte.
In zwei Kesseln, die ebenfalls Teil der Barrikade gewesen waren, kochte eine Art Eintopf. Das blubbernde Gemisch förderte ab und an Bestandteile nach oben, die ich besser nicht gesehen hätte. Käfer, Tausendfüßler, Rattennasen und anderes trieben in dem Zeug herum.
Der östliche Gang führte in eine Höhle mit sechs kleinen Sitzen. Dem Geruch nach war hier die Latrine. Ich ließ meinen verstärkten Blick durch die Höhle wandern und tatsächlich, unter mir gab es einen magischen Fleck. Da hatte ich doch richtig gedacht: Beim Sitzen auf dem Klo geht allerlei verloren, was man dann nicht unbedingt wiederhaben möchte. Aber das konnte warten.
Der westliche Gang verzweigte sich nach ein paar Metern in zwei weitere Gänge. Der Gang links führte in eine Höhle, die eine überraschend gerade Rückwand hatte, was keinen wirklich wunderte, denn diese war wieder aus Adanit. Davor stand ein improvisiertes Holzregal und balancierte Töpfchen, Flaschen und Amphoren auf seinen Brettern. Teilweise waren die Flaschen etikettiert und enthielten Bier, Wein und Schnaps. Das waren jetzt nicht die hochpreisigen Sorten, mussten aber trotzdem von draußen importiert worden sein. Oder jemand füllte hier nachts heimlich die Vorräte der Kobolde auf. Bier, Wein und Schnaps verschwanden in unseren Beuteln. Andere Behältnisse enthielten Öl, getrocknetes komisches Zeug, Nüsse und ähnliches. Vier große Wasserfässer komplettierten den Inhalt.
Der Gang rechts führte zu einer weiteren Höhle. Dort stand in der Mitte eine Steinsäule, die grob zylindrisch behauen und etwa einen Meter hoch war. Schräg links von uns war ein weiterer Gang und dieser war mit Brettern und Balken von innen versperrt worden. Hier schienen sich also die letzten ihrer Art verschanzt zu haben.
Die Säule war bedeckt mit drakonischen Runen und Xeras Laterne warf eine hellen Lichtschein über die Inschrift. Diese war eine Lobeshymne an Tiamat, wie prächtig und mächtig sie doch sei, die Herrin der Drachen und deren Abkömmlingen.
Was in dem Raum ein wenig störte, war das leise Glucksen und Gackern von Hühner. Dann hörten wir entfernt Kettenrasseln und in der Wand öffneten sich drei getarnte Klappen. Heraus stolzierten tatsächlich drei Hühner. Diese hatten graues Gefieder, einen scharfen Schnabel und sahen genauso heruntergekommen aus wie die Ratten aus dem Raum mit der Brücke. Allerdings waren sie auch genauso aggressiv und spazierten in unverhohlen feindlicher Absicht mit nickenden Köpfen auf uns zu. Darracc hatte schon seine Schwerter draußen und zerteilte mit zwei schnellen Schlägen eines der Tiere. Zumindest war das seine Absicht, aber die Viecher waren deutlich robuster, als es den Anschein hatte. Die zwei Schläge nahm es hin und pickte nach Darracc. Xera schlug nach ihrem, aber auch das fühlte sich nur ermutigt und pickte zurück. Xeras Knie wurde getroffen und begann, taub zu werden. Ich versuchte mein Huhn zu levitieren, denn dann wäre es erst einmal aus den Füßen, aber das Vieh entglitt meinem Zugriff und rächte sich, indem es mich angriff. Gekonnt tänzelte ich zur Seite.
Darracc schlug erneut zu und das war dem Huhn zu viel, es fiel in zwei Teilen zu Boden. Xera grillte ihres durch einen Blitzodem und stampfte mehrfach mit dem Bein auf, bis die Durchblutung wieder in Gang kam.
Ich bearbeitete meines mit meinen Kurzschwertern, aber die Hühnchen waren wirklich robust. Darracc gab ihm dann den Rest.

Wir beschlossen, in dem Raum zu übernachten. Aus Sicherheitsgründen schleppten wir ein paar Bretter aus der Schlafhöhle hierher und bauten auch auf unserer Seite eine Sperre.
Bevor wir uns hinlegten, wollten wir aber noch wissen, was in der Kloake war. Vielleicht konnte es uns weiterhelfen. In der großen Höhle angekommen, schüttete ich die Suppe aus, füllte den Kessel mit Wasser und stellte ihn zurück auf das Feuer. Meine Gefährten sahen mich verständnislos an.
„Wer immer da hinunterklettert, wird sich hinterher über ein warmes Bad freuen. Capice?“
Ein Aufleuchten glitt über ihre tumben Gesichter und sie hatten verstanden. Bei den Göttern, manchmal fragte ich mich, wofür die beiden eigentlich ihre Gehirne bekommen hatten.
Wir erweiterten eines der Kacklöcher und es war völlig klar, wer hier durch passte. Ihr ratet richtig, meine Freunde: Der durchtrainierte, aber schlanke Drow. Ich zog mich mal wieder aus. Xera wandte schamhaft ihr Antlitz ab, aber nicht ohne doch ein wenig zu spinksen. Den Schwertgurt legte ich wieder an und dann kletterte ich in die Kloake. Es war nicht ganz so schlimm wie befürchtet, hier lag auch eine Menge sonstiger Abfall wie Bauschutt und ähnliches drin. Mit Hilfe des verstärkten Blickes fand ich das Objekt recht schnell, es war ein etwa 50 Zentimeter langer, konischer Holzstab, der mit Schnitzereien verziert war. Den steckte ich unter den Gürtel und kletterte wieder heraus. Dann folgte erst einmal eine grobe Reinigung mit den Lumpen aus den Nestern, dann eine ausgiebige Waschung mit warmen Wasser.
Darracc identifizierte dieweil das Teil und fand heraus, dass es eine magische Fackel war. Das Besondere daran war, dass nur der Träger das Licht sehen konnte und niemand sonst. Das war ja mal ein tolles Teil! Endlich konnte Xera etwas sehen, ohne selbst aufzufallen und uns zu blenden!
Nun folgte die Nachtruhe, aber nicht für mich. Nach meiner Trance wollte ich noch etwas tun. Ich hatte eine Idee, ja fast einen inneren Zwang und ich fragte Xera:
„Kannst du mir was in Drakonisch auf die Säule schreiben?“
„Klar. Was denn?“
„Bahamut missfällt das.“
„Das ist eine sehr gute Idee. Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen?“
Ich übte mich in Selbstbeherrschung und verzichtete auf eine sarkastische Bemerkung über die Geistesgaben von Heiligen Kriegern.
„Und zeig mir noch die Stelle, wo ‚Tiamat‘ steht.“
In der Nacht war ich emsig und pickelte die Kohleschrift von Xera als Ritzung in die Stele und dort, wo Ihr Name gestanden hatte, war am Morgen eine schöne leere Stelle. Danach fühlte ich mich gut. Ein wenig so, als hätte ich etwas erledigt, was erledigt werden musste.

Der Grauzwerg war erfreulicherweise nicht zu sehen, er war wahrscheinlich austreten oder woanders Unheil stiften. Ich hatte etwas zu tun und ich hatte lange darüber nachgedacht. Zum ersten Mal in meinem 124-jährigen Leben kannte ich jemanden, der mich nicht irgendwann umbringen wollte, im Gegenteil, sie setzte ihr Leben für mich ein und das alles ohne Gegenleistung. Das war etwas Neues für mich und ich beschloss, ihr den Schwur des Schwertes anzubieten. Ein bisschen nervös war ich schon. Ich verbeugte mich also vor Xera und sprach die Worte:

Anim aniro uin gwaeth en magol uin adaneth Xera an amlyg?
(Für mich wünsche ich den Eid des Schwertes, Frau Xera von den Drachen)


(SP: Sindarin ist jetzt nicht so meins, also bitte nicht allzu sehr lachen.)

Xera verbeugte sich ebenfalls und sagte mit verständnislosem Gesicht: „Hä?“
Stimmt, damit hätte ich rechnen müssen. Also erklärte ich es ihr.
„Damit besiegeln wir unsere Waffenbruderschaft. Oder Schwesternschaft, in deinem Falle. Wir bringen uns nicht gegenseitig um und helfen uns in der Not.“ Hier zögerte ich. „Eigentlich wie bisher auch, aber für uns Drow ist der formale Ritus sehr wichtig und sehr selten.“
Sie lächelte. „Das ist schön.“ Dann grinste sie breit. “Wir machen aus dir vielleicht doch noch einen zivilisierten Oberflächenbewohner.“
Da musste ich dann doch sehr lachen.
Xera wurde wieder ernst. „Es ist mir eine Ehre. Allerdings habe ich keine Ahnung von der Zeremonie.“
Ich meinte erleichtert: „Du machst einfach nach, was ich mache.“
Ich zog mein Schwert und sie ihres. Dann schnitt ich mir in den Handballen und beschmierte ihre Waffe mit meinem Blut. Als ich ihr den Handballen hinhielt, damit sie etwas von meinem Blut in sich aufnehmen konnte, zögerte sie. Ich nickte aufmunternd. Xera leckte vorsichtig ein paar Tropfen ab und schüttelte sich. Dann war sie an der Reihe. Drachenfraublut schmeckte jetzt auch nicht besonders, stellte ich fest. Dann umarmten wir uns und ich sprach die Abschlussworte:

Han pol-u dangar!
(Dies kann nicht ungeschehen sein)


Dann tauchte der Grauzwerg wieder auf und wir beschlossen, dass es an der Zeit war. Es half nichts, es war wieder Krabbeln angesagt. Wir rissen die Bretter heraus, die den Gang versperrten und Xera kroch voran.

Auch hier waren wieder Barrikaden errichtet worden. Sechs Kobolde lagen auf der Lauer und begrüßten Xera mit einem Pfeilhagel. Die zwei Inventoren waren da und ein älterer Kobold im Hintergrund, wohl ihr Anführer.
Xera zwängte sich, wie bereits erprobt, mit Gewalt durch die Barriere. Und ich, wie erprobt, hechtete über sie, nicht ohne vorher ein Feenfeuer in den Raum zu werfen. Drei Kobolde glühten danach fröhlich vor sich hin und boten die perfekten Ziele. Und Darracc, wie nicht erprobt, war verschwunden.
Xera bekam zum Dank ein aus mehreren Strahlen bestehendes brennendes Licht ab. Da war er, der befürchtete Schamane! Und auch einer der Inventoren hatte etwas für sie parat: Eine Papierkugel, die auf ihrer Rüstung zerplatzte und sie mit einen Schwarm von summenden und stechenden Wespen bedeckte. Das machte er nicht noch einmal, denn Xera hieb ihm ihr Schwert in den Hals.
Mich bewarf der andere mit einer Feuerphiole, aber da musste er früher aufstehen, denn ich wich aus und sie zerplatzte hinter mir an der Wand. Ich stach das erste der Glühwürmchen vor mir ab. Xera machte das gleiche mit einem ihrer Gegner.
Die Kobolde erholten sich von ihrem Schrecken. Ich wurde erst mit Pfeilen gespickt, dann bekam ich eine Säurephiole ab. Der Schamane murmelte vor sich hin. Etwas zupfte an meinem Geist, aber das konnte ich ignorieren. Xeras Augen hingegen wurden glasig, dann begann sie zu lächeln. Der Schamane lächelte aufmunternd, rief etwas in Drakonisch und winkte sie zu sich.
Xera wanderte lächelnd zu dem Schamanen hinüber und seine Gefolgskobolde ließen sie auf seinen Befehl hin unbeschadet durch. Bei ihm angekommen ließ sie sich nieder und die beiden schwatzten in Drakonisch aufeinander ein. Ich grinste hämisch und streckte meine Hand aus. Ein dünner Strahl bläulichen Lichtes schoss durch den Raum und weitete sich um Xera zu einem nebelartigem Gebilde. Schwarzes Licht zuckte schlangengleich aus der Drachenfrau und wurde von dem Nebel aufgesogen, der dann verschwand.
Xera schüttelte den Kopf und sah den Schamanen mit zusammengekniffenen Augen an. Dann knurrte sie. Der bekam große Augen und begann, furchterfüllt zu quieken und rückwärts zukrabbeln. Alle Kobolde in seiner Nähe wandten sich Xera zu, um ihren großen Magier zu schützen.
Und dann tauchte Darracc auf. Er hatte sich unsichtbar gemacht und auf den richtigen Moment gewartet. Eine Donnerwoge schlug zu und drei der verbliebenen Kobolde wurden an die Wände geschmiert.
Ich bekam einen weiteren Pfeil ab, brach zusammen und rollte mit glasigen Augen vor die Füße eines Inventors. Mal sehen, ob das klappt.
Der konnte sein Glück nicht fassen und angelte nach seinem Dolch. Das mit dem Glück fassen konnte er tatsächlich nicht, er hatte nämlich keins. Das Schwert drang von unten in seinen Körper ein und zerschnitt Bauch und Eingeweide, die auf den Boden platschten.
Der Schamane bewarf Xera dieweil mit einer kleinen grünen Kugel, die sie verfehlte. Das war auch seine letzte Handlung, denn ihr Schwert flammte auf und sie trieb es ihm in den Leib. Licht schien aus Mund und Ohren und sein Schädel zerplatzte.
Darracc schlug seinen letzten Gegner bewusstlos. Er hatte immer noch das Gefühl, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zuging, denn für Kobolde waren die hier geradezu fanatische Elitekämpfer. Er versuchte, den bewusstlosen Kobold zu wecken. Das gelang ihm auch, aber bevor er auch nur ein Wort sagen konnte, begann Blut aus den Ohren des Kobolds zu fließen und er verstarb.
Nun … langsam verstand ich die fanatische Ergebenheit. Wer auch immer der Meister der Kleinen gewesen war, er bestand auf absolutem Gehorsam. Die Kobolde hatten absolut nichts Verwertbares bei sich, außer etwas selbst gebasteltem ethnischen Kupferschmuck und einem Materialkomponentenbeutel bei dem Schamanen. Den steckte ich mir ein.

Wir suchten den Raum ab und eine Stelle an der Rückwand war überraschend gerade. Sanftes Klopfen löste große Fladen von Erde und zwei wunderschöne Flügeltüren, die höher waren als die Höhlendecke, wurden sichtbar. Diese waren, wen wundert es, aus Adanit und hatten ein Schlüsselloch. Das stellte mich jetzt nicht vor allzu große Probleme und war ruckzuck geknackt. Wir öffneten sie. Eine Treppe mit großen und breiten Stufen erstreckte sich vor uns in die Dunkelheit. Die Wände und der Boden waren aus Adanit (was das gekostet haben musste!) und halb erwarteten wir, eine Dunkle Legion vor uns auftauchen zu sehen. Aber es war ruhig. Der Gang wand sich mehrfach und führte immer tiefer. Schließlich endete er vor einer weiteren Flügeltüre. Auch diese war verschlossen, aber nicht für lange. Ich schloss auf und stieß die Türen auf. Der Raum dahinter war lang, hoch und nicht sehr breit. Die Decke wurde durch zwei Reihen von Säulen gestützt. Gegenüber war ein riesiges Rundfenster in die Wand eingelassen, durch dessen bunte Glasmuster das Tageslicht einströmte.
Im oberen Drittel des Fensters war eine große Scheibe eingelassen, deren Muster aus hauchdünn polierten Metallplättchen bestand. Diese schillerten in allen Farben.
Rechts unten war ein Drache zu sehen, der allerdings fünf verschiedenfarbige Köpfe hatte. Links von ihm war ein einzelner Drache in dunklem Silber abgebildet, der diese Hydra aufmerksam beobachtete.
Xera tickte aus. Glucksende Freudengeräusche waren zu hören, sie sog tief die weihrauchduftende Luft in ihre Lunge und begann, von innen heraus zu glühen. Zumindest wirkte es so. So glücklich hatte ich sie noch nie gesehen.
Die beiden unten glaubte ich zu erkennen, aber was bedeutete die Scheibe da oben?
„Asgorath!“ hauchte es neben mir.
"Wer bitte?"
Offensichtlich hatte ich laut gedacht, denn ich erhielt postwendend die Antwort: „Der Urvater der Drachen.“
Ach so. Offensichtlich der Papa mit seiner missratenen Tochter und seinem netten Sohn.
Darracc, ganz Pragmatiker, machte uns auf die zusammengesunkene Gestalt in brauner Mönchskutte aufmerksam, die vor dem Altar kniete. Von ihr verdeckt produzierte irgendetwas Rauch, der vor ihr emporzog.
Der Altar war, wie die restliche Kirche, aus hellem Sandstein gefertigt und zeigte ein Muster: Eine Drachenklaue in Silber, umgeben von sieben goldenen Punkten.

„Komm zu mir, Kind des Drachens.“ Die Stimme war kaum mehr als ein heiseres Flüstern, aber hallte laut durch das Kirchenschiff. Xera folgte gehorsam. Ich schoss einen verbalen Pfeil ins Blaue ab.
„Hail König Ragnar!“
„Ich weiß nicht, wer das ist. Aber Hail auch ihm.“
Es hätte ja sein können, immerhin suchten wir den Kerl.
In seinen Händen hielt er eine kleine Silberkugel an einer Silberkette, aus der der Rauch strömte. Mit eisblauen Augen aus einem knorrigen eingefallenem Gesicht musterte uns drei.
„Ich habe das Reich der Lebenden verlassen. Eine Platz in den Himmeln ist mir sicher. Setze dich zu mir Tochter, und meditiere mit mir.“ Xera ließ sich nicht zweimal bitten.
Ich spazierte um den Altar herum und nahm die Stimmung des Ortes in mich auf. Es war friedlich und ruhig hier. Das bunte Licht des ewigen Tages umspielte den Alter. Kein Blut. Keine Schreie der Opfer. Keine nach brunftiger Erregung stinkenden Priesterinnen mit ihren scharfen Messern. Keine Furcht, die greifbar in der Luft hing. Was hatten wir alles verloren, als wir vor Äonen in die Dunkelheit getrieben worden waren!
Ich konnte nur hoffen, dass diese Kirche den Blick der Spinnengöttin und damit auch meine ketzerischen Gedanken blockierte. Was ihre Gefolgsleute anging war sie wie ein Drache, der seinen Hort bis zur letzten Kupfermünze kannte.
Ich betrachtete die Rückseite des Altars. Das Motiv war wieder aufgenommen worden und ich fuhr mit meinen Fingern vorsichtig über die zentrale Drachenklaue. Und fuhr erschreckt zusammen, als das heisere Flüstern wieder zu hören war.
„Sage dich los von ihr, Urenkel der Ilythiiri. Du spürst die alten Bande deiner Vorfahren. Komm, setze dich zu mir.“
Was ich auch tat. Ich nahm meine Trance-Haltung ein. Die Magie begann wieder in mir zu brodeln und die Bilder der Drachen verschwammen in meinem Geist zu einem Einzigen. Das war auf der einen Seite erregend und gleichzeitig auf der anderen Seite beängstigend. Dann kam mir eine brillante Idee. Ein Patron musste her, einer, der dies kanalisieren und mich anleiten konnte. Und ich wusste auch schon, an wen von den Dreien ich mich wenden würde. Auch die Guten brauchen ab und zu mal einen Ausputzer, einen, der nicht so viele Skrupel hat. Xera war mit ihrer Rechtschaffenheit für bestimmte Dinge leider völlig ungeeignet.
Es gibt nämlich einen Unterschied zwischen unmoralisch auf der einen Seite und moralisch, aber illegal auf der anderen. Das hatte ich in der Zwischenzeit von Xera gelernt. Sie hatte es allerdings nicht verstanden, denn für sie war das alles das Gleiche. Es blieb die bange Frage: Würde er wollen?
Ich konzentrierte mich also auf den Altarstufen auf meine Bitte. Aber wie immer, wenn man einen Plan hat: Andere halten sich anders daran, wie ich bald merken würde.

Xera und ich wurden fast gleichzeitig wieder wach. Darracc schnarchte am anderen Ende der Kirche. Um ihn verstreut lagen Salamireste und eine leere Flasche Wein. Was uns nur wie Minuten erschienen waren, waren für ihn gute zwei Stunden gepflegte Langeweile gewesen. Xera richtete sich auf und wandte sich an den alten Mann.
„Sagt, guter Mann, kann ich euch etwas fragen?“
„Ich werde dich kaum davon abhalten können.“
Fragen war es jetzt nicht, sondern eine längere Zusammenfassung unserer bisherigen Erlebnisse hier in diesem seltsamen architektonischem Konstrukt. Das Ganze gipfelte dann aber endlich in der Frage, was das alles zu bedeuten hatte.
Sein Kommentar war so knapp und kryptisch wie alles bisher: „Der Garten ist verflucht, aber die Kirche ist immer noch heilig. Ich gehe davon aus, dass ihr den Vorgarten gereinigt habt.“
Xera war hartnäckig. „Was ist denn der Garten?“
„Der Garten ist alles, was nicht die Kirche ist. Ich verlasse die Kirche nicht.“
Ich machte mich dieweil zusammen mit Darracc auf die Suche nach einer Grabplatte. Leider gab es keine, aber der Altar war verschiebbar.
Der alte Mann nickte Xera zu. „Meine Kirche ist immer für dich offen, aber der Garten braucht dich mehr. Ich bewege mich nicht. Sei du der Gärtner und bringe Gutes in die Welt.“
Damit fühlten wir uns entlassen. Der Altar ließ sich leicht verschieben und darunter wurde eine Treppe sichtbar. Diese war deutlich einfacher gearbeitet und bestand aus dem hellen Sandstein des Tempels.

Wir machten uns an den Abstieg. Der Gang war ziemlich niedrig, nur der Grauzwerg konnte bequem aufrecht laufen. Wir marschierten über behauenen Boden an behauenen Felswänden vorbei und Xera und ich stießen uns die Köpfe an der behauenen Decke.
Nach einer guten Viertelstunde öffnete sich das Ganze in eine große Höhle. Inmitten der Höhle war ein altes Bauwerk aus behauenen Steinen errichtet worden, aber dieses war zusammengebrochen. Weitere Ausgänge waren nicht zu sehen. Als wir die Ruine erkundeten, fiel uns ein großes quadratisches Loch in den Mitte auf. Hier war der Boden aufgebrochen worden, um sich Zugang zu verschaffen. Das sah schlecht aus.
Vorsichtig seilte ich mich ab. Unten befand sich eine große Kammer, in der vier Nischen zu sehen waren. Jede dieser Nischen war etwa 3x3x2 Meter in den Ausmaßen und bis auf eine leer. Dort stand ein Sarkophag, dessen Deckel entfernt worden war. Der stand dahinter, an die Steinkiste angelehnt.
Mist, wir kamen zu spät. Viridicus würde begeistert sein. Erst das Missgeschick mit der Rolle und dann das hier.
Ich rief nach oben, dass hier der Sarg sei und meine Gefährten kamen ebenfalls herunter. Der Sarkophag war mit Reliefs eines großen bärtigen Mannes geschmückt, der mit einem mächtigen Zweihänder seine Feinde niederhieb. Der Parier des Zweihänders war wie eine Rose geformt. Wir waren richtig hier.
In der Steinkiste lag ein Skelett. Keine Kleidung, keine Rüstung, kein Schmuck, nichts. Seine Fingerknöchel waren abgebrochen worden, so als hätte man etwas aus seinen Händen gerissen. Das Schwert war nicht da. Der Staubschicht nach war das Schwert allerdings schon vor Jahrzehnten entfernt worden.
Xera hatte die Idee, ob das hier eventuell nur ein falsches Grab wäre. Manchmal würde der Tote woanders bestattet und so etwas wie das hier wurde für Grabräuber konstruiert. Und tatsächlich, nach einigem Herumprobieren fanden wir unter dem Sarkophag einen Schacht. Und in dem lehnte eine Holzleiter, die viel zu neu aussah, als dass sie zur Originaleinrichtung gehört hätte.
Xeras Gespür für Böses enthüllte ihr, dass dort unten jemand auf uns wartete. Wahrscheinlich ein Grabräuber, dem ein hübscher Fluch widerfahren war. Ich erinnerte mich noch gut an das letzte Desaster mit der untoten Mumie und ich hatte keine Lust, das noch einmal zu erleben. Und ich hatte das Gefühl, wenn wir diesmal am Boden lägen, würde der Grauzwerg nichts unternehmen, um uns zu retten, ganz im Gegenteil.
Xera schickte sich natürlich sofort an, die Leiter nach unten zu klettern. Ich konnte sie gerade noch davon abhalten. Wir schoben den Sarkophag zurück und rasteten erst einmal.

Level up!
Kein Plan reicht mit einiger Sicherheit über das erste Zusammentreffen mit den Spielern hinaus.
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Re: Tales from the Table (D&D 5E): Death men don't wear plate

Beitrag von Mercen »

Der Tempel der Zuggtmoy

Dramatis personae:
Ghaundar Vandree Dunkelelf Schurke (Attentäter) 4 NB
Zauberer (Drache) 1
Xera S'smaran Drachengeborene Paladin (Rache) 5 RG

(SP: Der Spieler von Darracc konnte nicht. Ausgerechnet an Halloween …)

Als ich aus der Trance erwachte, hatte sich etwas verändert. Angehört hatte sich Bahamut meine Bitte, denn ich fühlte, dass etwas geschehen war, nur das ich statt eines Patronats etwas anderes bekam. Da waren vor allem die Schuppen, die meinen wohlgeformten Körper von der Brust an abwärts bedeckten. An den Oberschenkeln hatte ich auch welche. Es fühlte sich an wie ein perfekt sitzendes Kettenhemd. Die Schuppen waren etwa einen Zentimeter groß, von einem stumpfen, trotzdem leicht glänzenden Grau und hart wie Stahl.
Xera, die eingedöst war, schreckte hoch, als sie meine schrillen Entsetzensschreie hörte.
Ihr Gesicht war sehenswert. Ihre Augen traten aus den Höhlen, als sie mich von Kopf bis Fuß musterte.
„Was ist passiert?“
Ich stammelte: „Dein Patron ist jetzt auch meiner. Wir hatten ein nettes Gespräch und er war einverstanden, mich unter seine Fittiche, äh Flügel zu nehmen.“ Glücklich wirkte ich dabei nicht.
„Was … wie …“
„Schau mal, ich habe so nett auf dich aufgepasst die letzten Tage und das hat wohl abgefärbt. Jedenfalls gibt er mir eine Chance. Das ist doch toll, oder?“
Ich sah an mir herunter. „Allerdings sind die Nebenwirkungen wirklich extrem.“
„Aber aber …“ Xera hatte sich immer noch nicht gefasst.
„Also an deiner Freude über eine geglückte Bekehrung musst du noch arbeiten,“ tadelte ich sie. Langsam gewann ich meine Fassung wieder.
Sie betrachtete mich aus zusammengekniffen Augen. „Interessant. Was ist eigentlich mit deinen Augen?“
„Was soll denn sein? Ich merke nichts.“
„Nee, das denke ich mir. Schau mal in einen Spiegel.“
Das macht mich jetzt wieder nervös. Ich kramte in meinem Beutel herum und hatte meinen Spiegel in der Hand. Das Blau meiner Iris war anders, nicht mehr das helle Blau, welches ich gewohnt war, sondern ein tiefes, kräftiges Lapislazuli.
„Oh.“
Sie begann zu grinsen. "Drachenschuppen, Drachenaugen."
„Ich frage mich …?“, murmelte ich und löste meinen luinthad. Wie befürchtet, war auch der jetzt in der gleichen Farbe.
„Na toll, daran muss ich mich jetzt erst gewöhnen.“
„Das wird schon, junger Dunkelelf. Zumindest kann keiner behaupten, du hättest nicht an dir gearbeitet. Ich sagte doch, wir machen aus dir einen zivilisierten Oberflächenbewohner." Sie drehte sich, immer noch breit grinsend, um. „Ich gehe jetzt schlafen. Du passt doch auf, oder?“
Ich nickte. Die Magie in mir war immerhin in geordnete Bahnen geraten. Als ich mich auf sie konzentrierte, züngelten kleine lapisblaue Flammen über meinen Körper und schienen darauf zu warten, in eine Form gepresst zu werden. Ich hatte das Gefühl, diese Flammen auf einen Gegner werfen oder aus den gleichen Kräften einen Schutzschild erschaffen zu können. Auch meine Dunkelelfenmagie schien jetzt über diese Flammen gespeist zu werden. Unauffälligkeit, ein wesentliches Merkmal meines Berufes, war allerdings etwas anderes und Zaubern beim Anschleichen fiel daher wohl aus. Und die Hemden konnte ich ebenfalls nicht mehr so weit offen lassen wie früher, denn ich vermutete, dass mein neuer Körperschmuck wohl Aufsehen erregen würde. Immerhin konnte ich mir nun die Rüstung sparen. Diese Schuppen waren kaum zu ritzen.
Ich holte tief Luft und dankte dem Drachengott für sein Geschenk.

Dann legte sich Xera zur Ruhe und auch bei ihr passierte etwas. Sie warf sich unruhig hin und her und begann, zwischendurch zu leuchten. Sie hatte wohl auch Besuch von ihrem Drachengott. Ach ja, jetzt war es ja unserer.

SL: Du bist umgeben von strahlendem Leuchten, eher metallisch als sonnig. Das Leuchten stammt aus einem Kokon von Schuppen, der dich umkreist. Die Schuppen sind golden, silbern, kupfern und anderen Metallfarben, das alles ist durchdrungen von dem stumpfen Grau von Platin. Ein basslastige Stimme dröhnt in deinem Kopf: "Mein Findelkind, wir haben uns lange nicht gesprochen. Wie ist es dir ergangen?" Xera erzählte von den letzten Aufträgen und ihren Zweifeln. "Du bist auf dem richtigen Weg, mein Findelkind, habe Vertrauen. Eine Warnung habe ich für dich: Bete nicht zu falschen Idolen, nicht alles, was meine Farben trägt, ist auch von meinem Geiste." Ein Teil der Schuppen bewegt sich auf dich zu und bildet ein formloses Knäuel. "Ich habe ein Geschenk für dich. Wähle dir einen Begleiter, der dich trägt und dich im Kampf unterstützt. Wähle einen Namen für ihn." Xera entscheidet sich für Patmos und ein Streitross, aber mit Schuppen bitte.

Darracc war nirgendwo zu sehen, was mich nicht wunderte. Sein Gepäck fehlte allerdings ebenfalls und das wunderte mich nun doch. Ich besaß immer noch die letzte Rückkehrkerze, daher störte es mich nicht, dass er woanders war. Ich hatte keine Ahnung, wo er sein könnte, denn es gab nur den Weg, den wir gekommen waren. Andererseits war ich nicht glücklich, dass er irgendwo anders war. Er konnte sich unsichtbar machen, dass wusste ich.
Während ich das Frühstück vorbereitete und es anfing, nach Eiern und Speck zu duften, fragte mich Xera, wo denn der Grauzwerg sei.
"Keine Ahnung.", sagte ich wahrheitsgemäß. "Vielleicht ging ihm deine heilige Gesellschaft auf den Sack."
"Du hast doch nicht etwa …?"
"Das verletzt mich doch jetzt sehr." Ich setzte eine gekränkte Miene auf.
"Dir traue ich fast alles zu", meinte sie, "nach allem, was ich bis jetzt gesehen habe."
"Ich gebe zu, dass ich mit dem Gedanken bereits gespielt habe. Wenn er zur Gefahr wird, töte ich ihn. Aber dann wäre sein Gepäck noch da. Ich stehe zu meinen Taten."
"Wieso riecht es hier eigentlich nach Eiern und gebratenem Speck? Hier gibt es doch nichts, um ein Feuer anzuzünden. Ich sehe auch keine Eier in der Pfanne, nur die komische braune Rationspampe mit rohem Speck."
"Nun … du sieht meine Schuppen? Ich bin jetzt Zauberer von Drachengotts Gnaden und wir Zauberer können einfach alles. Es schmeckt sogar wie Eier mit gebratenem Speck. Du musst nur die Augen zu machen. Und deinen Gaumen überreden, dass es sich wie Eier anfühlt."
"Tatsächlich.", meinte Xera, nachdem sie probiert hatte. "Es ist sogar warm. Das ist ja mal irre. Was geht denn noch?"
"Alles, an das ich mich erinnern kann. Ein paar Sachen willst du aber nicht probieren, das ist doch sehr unterirdisch im Geschmack."

Xera erzählte mir von ihrem Traum und wollte ihre neue Fähigkeit mit dem Reittier natürlich direkt ausprobieren. So begann sie mit einem Ritual. Neben ihr bildete sich ein formloses Knäuel aus Schuppen, welches langsam Form annahm. Das massige Monstrum, welches sich bildete, überraschte mich. Es war etwa pferdegroß, mit silbernen Schuppen bedeckt, hatte Elefantenfüße und einen vorspringenden Kiefer ohne ausgeprägte Reißzähne. Das Ding beleidigte das Auge eines jeden Ästeten. Seine Kampftechnik würde vermutlich darin bestehen, jemanden umzuwerfen, sich auf das Opfer zu setzen und zu warten, bis das erstickt war. Xera liebte das hässliche Geschöpf allerdings auf Anhieb, das konnte man sehen. Es wurde zärtlich getätschelt und bekam den Namen Patmos.
Ich mochte es nicht. Es mochte mich nicht. War ja klar, Schönheit und Intelligenz auf der einen Seite und das da auf der anderen schlossen sich aus.
Dann wollten wir aufbrechen. Mein Einwand, dass das Vieh ein wenig groß für den Eingang war, wurde mit einem 'Hm, stimmt' erst kommentiert und dann ignoriert.
Dann schoben wir den Sarkophag beiseite und ich kletterte nach unten. Ich war auf das Schlimmste gefasst. Es kam natürlich schlimmer.
Am Fuß der Leiter öffnete sich ein Gang. Er war etwa 12 Meter lang und am anderen Ende konnte ich eine Türe ausmachen. Neben der Türe war der Steinboden aufgebrochen und mit Erde gefüllt worden. In dem Erdreich saßen drei Kürbisse, einer links und zwei rechts. Man hatte dämonische Fratzen in ihre Schale geschnitten und im Inneren flackerte ein purpurfarbenes Flämmchen. Ich trat in den Gang, denn ich hörte von oben, wie sich Patmos in den Schacht mühte und ich wollte den schuppigen Berg ungern auf den Kopf bekommen.
Ich penetrierte den linken Kürbis mit einem Bolzen. Er zerplatzte sofort und zur Belohnung fingen die anderen an zu schreien. So viel zum Überraschungseffekt, das Gekreische war wohl im gesamten Komplex zu hören. Ich hatte noch nie Schreier in Kürbisform gesehen, aber was weiß ich schon von den Wundern der Welten.
Dann hörte ich das überraschte Stöhnen, als Patmos, der sich auf den Weg nach unten gemacht hatte, den Halt verlor und nach unten plumpste.
Der Aufprall war heftig und ich hörte Knochen knacken. Er rappelte sich wieder auf, quetschte sich durch die Tür und rannte, leicht humpelnd und lustig vor sich hin trompetend, auf die Kürbisse zu und zertrampelte einen, während ich den zweiten zerschoss. Für diese Heldentat wurde er ausgiebig gelobt.
Es mag sich seltsam anhören, aber ich verspürte einen Stich von Eifersucht. Ich, ein Drow! So weit war es also bereits gekommen: Ich wurde weich!
Die Tür öffnete sich plötzlich und wir sahen uns neuen Gegnern gegenüber. Drei skelettierte Gestalten standen dort, bewaffnet mit Armbrüsten und einem Kurzbogen. Auf dem Kopf trugen sie einen ausgehöhlten Kürbis und durch ihre Knochen wanden sich grünliche Pflanzenranken. Der Raum war recht groß und ich konnte eine Plattform mit Mustern darin erkennen und weitere Türen. Sehnen wurden durchgespannt und die Skelette feuerten auf uns, trafen aber nur den armen Patmos, der sich mit einem leisen Plopp in die himmlischen Gefilde verabschiedete. Ich erschoss zum Ausgleich den mittleren der Drei. Dann tauchte an der Plattform eine weitere Gestalt auf. Gekleidet war sie in eine braunschwarzlilafarbene Robe und vor dem Gesicht hatte sie eine weiße Holzmaske, die zweigeteilt war. Die eine Hälfte zeigte einen Kürbis, die andere ein Totenschädel. Um sein Handgelenk war ein Amulett geschlungen und mit dieser Hand zeigte er auf mich und sprach ein paar Worte in einer unbekannten Sprache. Mir lief es kalt den Rücken herunter und mir brach der Schweiß aus. Bloß weg hier! Mit diesem Mist wollte ich nichts mehr zu tun haben! Xera sah erstaunt, wie ich an ihr vorbeirannte.
Ich war bereits halbwegs die Leiter wieder rauf, als ich zur Besinnung kam. Weiter weg ertönte Kampflärm und ab und an gleißte heller Lichtschein in den Gang. Xera amüsierte sich offenbar prächtig. Ich schlenderte langsamer zurück und spannte meine Armbrust durch. Als ich den Raum wieder erreichte war die Tür auf der linken Seite eingeschlagen und ich sah noch Xera, die sich durch die Trümmer zwängte. Hinter ihr marschierte ein Kürbiskopf, um sie aufzuhalten. Ein weiterer lag in Einzelteilen auf dem Boden herum. Der Kürbiskopf kam nicht mehr weit, denn ein Bolzen beendete seinen Bewegungsdrang.
Da meine Munition langsam zur Neige ging, nahm ich mir eine von den Armbrüsten unserer Gegner und sammelte alle Bolzen ein, derer ich habhaft werden konnte. Dann wollte ich Xera folgen, aber die kam bereits wieder durch die Tür geklettert und zerrte das blutende Bündel hinter sich her, das wohl einmal ein Priester gewesen war. Der sah ebenfalls wie ein Untoter aus, so hager wie er war, aber sein Blut sagte etwas anderes.
Nun konnten wir uns genauer umsehen. Der Raum war sechseckig, in der Mitte stand das Podest mit seinen Verzierungen und links (von Xera eingetreten), rechts und gegenüber waren weitere Türen. Die gegenüber war sogar zweiflügelig und mit einem Symbol gekennzeichnet. Es war eine Wiederholung des Symbols der Holzmaske, mit einem Unterschied: Die beiden Hälften waren im Profil abgebildet worden und sahen sich an. Die Augenhöhlen waren Löcher, eines davon eher dreieckig, das andere rund, und sahen wie eine Schlüsselaufnahme aus, allerdings für sehr spezielle Schlüssel. Alle Türen in dem Raum waren magisch, selbst die zertrümmerte flackerte noch vor sich hin.
Das Podest bildete ein Ossuarium nach, in dem die Knochen säuberlich nach Art und Größe gestapelt worden waren. Oben gingen die Knochen in Ranken und Blüten über. Alles war sehr detailgetreu aus dem Stein gehauen worden.
Wir entschieden uns dafür, zuerst dem Gang zu folgen, den der Priester als Fluchtweg gewählt hatte und an ferraler Intoleranz verstorben war. Nach zwei Biegungen standen wir vor der nächsten Tür. Natürlich war sie magisch und natürlich abgeschlossen. Das Schloss war jetzt kein Problem, aber die Türe war schwierig zu öffnen und brauchte die gesammelten Muskeln unsere kleinen Gruppe, nicht das ich da viel beitragen konnte.
Vor uns öffnete sich ein kleiner Vorraum, der in eine große Halle überging. An der Rückseite der Halle konnte ich schwach eine weitere Türe ausmachen. In dem Vorraum plätscherte ein Brunnen vor sich hin, der ebenfalls magisch war. Der Boden der Halle war mit Erde bedeckt und es stank durchdringend nach Verwesung. Auf der Erde wuchsen dutzende Kürbisse. Sechs Gestalten in Roben harkten sich durch das Feld. Das Beste war aber die Decke. Dort hing die Großmutter aller Kürbispflanzen mit dutzenden von Ranken, Blüten und komischen menschengroßen Beulen im Blattwerk. Sie maß gut drei Meter im Durchmesser und war leider gut drei Meter über uns.
Ich erschoss einen der Gärtner. Der Effekt war spektakulär. Die anderen warfen ihre Harken weg und sich auf die Knie und begannen, vor sich hin zu stammeln. Einer stopfte sich den Mund mit Gartenerde voll. Ein anderer kreischte: "Erzählt ihnen nicht, was in diesen Mauern haust!" und schnitt sich die Kehle durch.
Offensichtlich regierte hier der Wahnsinn. Um die Gestalten konnten wir uns später kümmern. Ich warf die erste meiner neu erworbenen magischen Kugeln. Die orgelte mit weitem Abstand an dem Gewächs vorbei und zerplatzte hinten an der Wand.
Die Ranken wurden lebendig und eine der Beulen begann, zu pulsieren. Dann spuckte das Ding mit heftigen Zuckungen einen weiteren Zombie aus, der sofort auf uns zu gestapft kam. Das Ding hing auch außerhalb der Reichweite von Xeras Schwert, so dass sich unsere Erfolgsaussichten gerade drastisch verminderten. Klettern konnte es natürlich auch und hangelte sich unter der Decke auf Xera zu. Dabei wurde der allgegenwärtige Verwesungsgestank immer stärker. Wir konnten nur mit Mühe unseren Brechreiz unterdrücken. Xera wurde von drei Ranken getroffen, während sie den Zombie zerhackte und blieb fast im Kürbisfeld liegen. Mit letzter Kraft schleppte sie sich zum Ausgang. Ich warf noch eine weitere Chromatische Kugel, aber auch die verfehlte das Pflanzenmonstrum. Genauso wie ein Armbrustbolzen.
Xera fummelte eine Schriftrolle aus ihrem Beutel und begann, eine seltsame Beschwörung vorzulesen. Ein Wolke aus summenden und stechenden Insekten bildete sich um die Knolle. Zwei ihrer Gärtner wurden ebenfalls von dem Schwarm erfasst und fielen direkt tot um. Die Knolle zuckte und zappelte und beeilte sich, aus diesem Inferno von summenden Mördern zu entkommen. Ein weiterer Zombie fiel aus ihr heraus, nur um sofort vernichtet zu werden. Tödlich für das Kack-Gewächs war das alles leider nicht.
So beschlossen wir, uns zu verpissen und eine lange Rast zu gönnen, um wieder aufzutanken. Aber erst untersuchten wir noch die andere Türe in dem sechseckigen Raum, denn man kann ja nie genug wissen, nicht wahr?
Wir öffneten die Tür auf der rechten Seite und blickten in ein kurzes Gangstück, das in eine T-Kreuzung mündete. An der gegenüberliegenden Gangwand waren drei Alkoven, in denen jeweils ein Kürbis stand. Diese waren aus Holz und enthielten Glasfläschchen. Die waren magisch. Ebenfalls magisch war ein Fleck vor den Kürbissen auf dem Boden, vielleicht einen halben Meter im Durchmesser. Der Kürbis ließ sich mit Magierhand drehen, zum Anheben war er zu schwer. Auf der Rückseite war aber leider keine Öffnung, so dass hier nichts auszurichten war.
Xera verwendete noch ihr neu gelerntes Gegenstand orten und suchte nach dem Schwert. Das befand sich immerhin hier in dem Komplex und zwar hinter der Doppeltür und etwa eine Etage unter uns. Wir zogen uns zurück und überlegten während der jetzt nötigen längeren Pause in Ruhe, was zu tun sei.

Während wir frühstückten, Xera hatte sich geschmacklich geröstetes Schwein gewünscht, fragte sie mich, was der seltsame Mönch eigentlich mit 'Enkel der Ilythiiri' gemeint hatte. Den Begriff hätte sie noch nie gehört. Ich lehnte mich zurück und begann zu erzählen.
"Nun, das reicht sehr weit in die Geschichte zurück und die Unterrichtsstunden waren unfassbar langweilig, daher bekomme ich es nur noch sehr allgemein zusammen. Vor vielen tausend Jahren, als Toril noch jung war, kamen meine Vorfahren aus dem Feenreich in diese Welt. Damals waren wir noch die Ssri-tel-quessir, die dunklen Elfen, Ssri meint 'dunkel' in der alten Sprache. Wir sahen damals noch etwas anders aus, eher wie die Bewohner des heutigen Chult. Es waren mehr Stämme als Häuser und alles war noch sehr primitiv. Die Ilythiiri waren einer dieser Stämme und, wie es so unsere Art war und ist, begannen wir auch gleich mit den Eroberungen. Wir bauten die Erste Stadt, Illythiir. Damals schritten wir noch mit unseren elfischen Brüdern unter der Sonne und verstanden uns ganz gut. Sogar die Götter teilten wir miteinander. Die Welt war aber bereits bewohnt und die Drachen waren die wahren Herrscher von Toril. Irgendwie war es meinen Vorfahren gelungen, mit den Drachen einen Pakt zu schließen, der viele viele Jahrhunderte hielt. Jedenfalls ließen sie uns in Ruhe Schalten und Walten. Ich vermute, der Mönch bezog sich auf diesen Pakt."
"Wie schafft man es denn, einen Pakt mit allen Drachen zu schließen? Die sind doch alle mehr oder weniger Einzelgänger.", wunderte sich Xera.
"Naja, ich vermute, man hat sich direkt an die höchste Instanz gewandt, also Bahamut und Tiamat, vielleicht sogar Asgorath selber. Schließlich haben wir etwas gemeinsam."
"Und was bitte?"
"Nun, wir sind allen anderen Lebewesen überlegen. Die Dunkelelfen sind schön, geistreich und mit mächtiger Magie gesegnet. Die Drachen sind das auch, obwohl die nicht unbedingt immer geistreich sind. Aber an Hybris mangelt es beiden Rassen nicht."
Xera sah mich mit großen Augen und leichtem Entsetzen an. "Ihr seid was?"
"Wir, denn du bist doch auch zu einem Teil Drache. Glaubst du nicht insgeheim auch, dass du besser bist als alle anderen?"
Xera verzichtete auf eine Antwort, aber ich sah, dass ich da einen Treffer gelandet hatte.
Ich fuhr fort. "Die Frage ist doch nur: Kann man mit diesem Wissen um die eigene Größe auch Gutes bewirken? Man muss ja nicht immer gleich die Welt erobern. Den Garten zu bestellen, wie es der Mönch gesagt hat, kann ja auch nützlich sein."
"Du siehst alle anderen als Pflanzen?" Das klang etwas giftig.
"Das habe nicht ich gesagt, sondern der Mönch. Wenn der ein typischer Bahamut-Anhänger ist, dann hast du deine Antwort."
"So hat er das bestimmt nicht gemeint."
"Er hat wörtlich zu dir gesagt: 'Sei du der Gärtner und bringe Gutes in die Welt.' Wie würdest du das denn interpretieren?"
Xera schwieg zum zweiten Mal. Dann sagte sie: "Du bist ein gefährlicher Mann, Ghaundar. Ich verstehe langsam, warum deine Art so gefürchtet ist. Du wirkst so harmlos, aber deine Zunge ist genauso tödlich wie deine Armbrust. Du verdrehst alles so, bis es dir in den Kram passt. Und dann verdrehst du die Weltsicht anderer so, bis sie deine Weltsicht teilen."
"Ja, das nennt man Ideenaustausch."
"Du bist ein Blödmann. Aber ich muss akzeptieren, dass der Drachengott mehr in dir sieht als ich."
Ich grinste mir einen. Xera war tapfer, nett, verlässlich und eine gute Schwertkämpferin, aber ihr Intellekt konnte mit ihren Muskeln nicht mithalten. Das war nun nicht ihre Schuld, aber sie könnte versuchen, es irgendwann zu akzeptieren und das Denken dem netten Dunkelelfen überlassen. Das können wir einfach besser.

Danach machten wir uns auf den Weg. Wir kamen ohne Schwierigkeiten zurück zur Halle. Dort intonierte Xera ihre Beschwörung und Patmos erschien in alter Frische wieder. Der üble Geruch nach Verwesung machte dem himmlischen Patmos offenbar sehr zu schaffen, denn er kotzte sich die Seele aus dem Leib. Er war aber groß genug, damit Xera mit ihrem Schwert an die Pflanze kam. Und wie sie dran kam. Ich weiß nicht, warum sie sich über den Begriff 'Gärtner' so aufgeregt hatte, denn sie schnitt das Unkraut mit wuchtigen Schlägen auseinander, unterstützt von ihrem gleißendem Licht und gelegentlichen Blitzschlägen.
Ich erschoss die Kürbiszombies, die die Mutterpflanze ausstieß und verwandelte, weil es mir gerade so gefiel und ich schlechte Laune hatte, auch noch die restlichen Gärtner in Dünger. Allerdings war Patmos mal wieder der Leidtragende, der letzte Kürbiszombie erwischte ihn letal. Das Plopp werden wir wohl noch öfter hören, denn besonders robust war das Kerlchen nicht, wie ich mit einer gewissen Schadenfreude feststellte.

Wir öffneten die Tür auf der Rückseite. Der Raum war fast so groß wie die Halle. In der Mitte war eine riesige Grube, die von Knochen und humanoiden Überresten überquoll, wahrscheinlich der Düngervorrat für das Kürbisfeld. Verziert war auch diese wieder mit Knochen und Blüte als wiederkehrendem Motiv. An der Rückseite stand eine Art Altar, auf dem kleine Gegenstände lagen. Der Alter war fast 12 m breit und seine Oberfläche mit einem Glassturz gesichert.
An beweglichem Inventar enthielt der Raum drei weitere Priester und sechs schwebende Sphären, die ich sofort als Gassporen erkannte. Im aen amarth! Der erste Priester bekam einen Bolzen ab, was ihn aber nicht umwarf. Im Gegenzug intonierten die drei einen Zauber und unsere Muskeln begannen steif zu werden. Ganz toll! Die Gassporen versammelten sich dieweil um uns. Es gelang mir mit äußerster Kraft, die Lähmung abzuschütteln. Dann erlöste ich Xera mit meinem Magie bannen von der ihren. Die Gassporen taten das, was man von ihnen erwarten würde und nebelten uns ein. Hustend und niesend und angeschlagen suchten wir Abstand.
Xera nutzte ihre neu gewonnene Bewegungsfreiheit und fiel über einen der Priester her. Als die beiden anderen sahen, was sie mit ihrem Gefährten anstellte, verschwanden die beiden in einer Dunstwolke und wurden unsichtbar. Dann hörte ich das Trappeln von Füßen. Ich legte ein Feenfeuer auf den Eingang, machte aber nur einen wieder sichtbar. Flott waren die Jungs, das musste man ihnen lassen. Leider erwischte ich danach das Glühwürmchen nicht richtig und es konnte sich vom Acker machen. Dann zerschossen wir die Gassporen aus sicherem Abstand, bevor wir den Altar untersuchten, wenn es denn überhaupt einer war. Unter dem Glassturz lagen 17 Smaragde mit verschiedenen Formen, darunter auch einer, der gut in die dreieckige Schlüsselaufnahme passen könnte. Leider fanden wir keine andere Möglichkeit als Xeras Streitkolben, um an die Edelsteine heranzukommen. Nachdem wir das Glas zertrümmert hatten, stellte ich auch noch fest, dass sie magisch waren. Sie verströmten den dezenten Hauch von Nekromantie. In jedem schimmerte ein kleines orangefarbenes Licht. Haben Kürbisse eine Seele? Dann sähe die wohl so ähnlich aus. Ich steckte die Dinger mit Magierhand in ein Säckchen und ließ dieses in meinem Nimmervollen Beutel verschwinden.
Und wieder war eine lange Rast angesagt.

Irgendetwas hatte sich verändert, denn es wurde kälter. Raureif überzog die Kanten der Steinplatten und die Luft roch modriger als zuvor. Außerdem war meine Trance unruhiger als sonst. Xera stellte dann beim Wecken fest, dass ich entzückende Placken von Ausschlag im Gesicht bekommen hatte. Das kam davon, wenn man durch verwesende Leichenteile stapfen musste. Bahamut sei Dank waren ihre heilenden Hände erfolgreich.
Heute gab es zum Frühstück zur Abwechslung einmal den Geschmack von fermentierten Pilzen und Kriecherpüree. Ich hatte wohl ein wenig Heimweh. Dem Gesicht von Xera nach zu urteilen würde es das allerdings nicht häufiger geben. Und ich muss leider sagen: Das Essen der Lichten Reiche ist leckerer. Noch ein Minuspunkt für die Spinnengöttin. Wenn ich den erwische, der für unsere Diaspora verantwortlich war! Er hätte allen Grund, das zu bedauern, denn ein schlecht gelaunter Drow ist noch viel unangenehmer als ein Drow mit guter Laune und schon die sind für ihre Umgebung tödlich.
Wisst ihr eigentlich, woher der Name 'Drow' kommt? Ich hatte es durch Zufall erfahren, als ich meine Mutter bei einem ihrer Gespräche mit ihren Töchtern belauschte. 'dhaerow' ist der ursprüngliche Begriff und das heißt 'Verräter' in der alten elfischen Sprache. Dabei waren es doch die Sonnenelfen gewesen, die uns als erste überfallen und damit die Kronenkriege angezettelt hatten. Es ist halt wie überall in den Welten: Der Sieger schreibt die geschichtliche Wahrheit.

Als wir wieder herunterstiegen war es unten ebenfalls kälter geworden. Leichter Nebel bedeckte den Boden bis Kniehöhe. Xeras magische Fackel zerteilte das Zeug, aber meine Dunkelsicht war doch etwas beeinträchtigt. Heute wollten wir uns das große Tor vornehmen. Ich fand auch einen der Smaragde, der in die dreieckige Schlüsselaufnahme passte, wie das Klicken verriet, aber das zweite Loch war rund. Hier fehlte ein Stein, den wir noch nicht gefunden hatten. Also nahmen wir stattdessen den Gang mit dem magischen Fleck auf der T-Kreuzung.
Den beseitigte ich erst einmal mit meinem Magie bannen. Ein Blick nach rechts zeigte ein kurzes Gangstück mit einer Tür. Nach links knickte der Gang nach einiger Zeit ab, auch am dortigen Ende war eine Tür.
Also erst einmal nach rechts und lauschen. Es war leichtes metallisches Geklapper zu hören, von was auch immer. Dem Gang folgend war hinter dem Knick wieder etwas Gang und eine weitere Türe. Durch die drangen kultische Gesänge der disharmonischen Art. Xera grinste und meinte, wir sollten die Messe stören.
Ich schloss die Türe auf und stieß sie auf. Vier Kultisten waren in einer größeren Halle beschäftigt. Uns gegenüber am anderen Ende stand ein riesiges steinernes Podest, auf dem eine sehr große, aus vielen zusammengenähten Einzelteilen bestehende Gestalt lag. Diese war mit schweren Eisenklammern an das Podest gefesselt. Das Podest war wieder mit Knochen unten und Blüten oben verziert.
Rechts und links standen vier kleinere Podeste, auf denen die bereits bekannten Skelette mit den Kürbisköpfen lagen. Das Ganze machte den Eindruck einer Werkhalle. In der Mitte der Halle stand eine große muskulöse Gestalt mit Rüstung, die sich umwandte, als die Türe aufging.
Ich warf ein Feenfeuer auf diese Ansammlung von Gegnern, aber nur der Golem begann zu leuchten. Klar, der konnte ja nicht ausweichen. Der Krieger sah mich an, die Augen begannen rot zu leuchten und er knurrte hasserfüllt: "Drow." Dann zog er zwei krumme Schwerter mit vielen Zacken an der Klinge und stapfte auf mich zu. Unsere Rasse schien hier unbeliebt zu sein.
Einer der Kultisten deutete auf mich und schrie: "Das Gespenst aus der Wand ist gekommen!" und stieß sich den Dolch in die Brust. Ein weiterer warf sich an das Bein des Kriegers, klammerte sich fest und flehte: "Sukmoy rette uns!" Zuggtmoy? Hatte der Zuggtmoy gerufen? Langsam glomm das Licht der Erkenntnis über das Wesen dieses Tempels in mir auf. Ich wurde etwas blasser und hoffte sehr, dass das Kriegerding kein Avatar der Angerufenen war. Der Krieger schlug den Kultisten von seinem Bein.
Ich hastete zu einem der kleineren Podeste, um dort Deckung zu nehmen. Der Schwertkämpfer wollte mir folgen, wurde aber durch einen Schwerthieb von Xera abgelenkt. Er wandte sich daher seinem neuen Gegner zu. Zwei der Kultisten rannten zu dem Koloss und begannen, an ihm zu reiben und seltsame Gesänge auszustoßen. Ich schoss erst einmal gemütlich einen Bolzen in den Schwertkämpfer. Von oben angelte ein Skelett nach mir. mbarad hathol! Die Kackdinger wurden auch lebendig! Zwei hüpften von ihrem Katafalk und gingen Xera belästigen. Ich suchte mir eine neue Deckung und erledigte den mir folgenden Kürbiskopf. Xera bekam kräftig von dem Krieger einen eingeschenkt und ihr Kettenhemd wurde sehr in Mitleidenschaft gezogen. Da hatte ich ja heute Nacht wieder viel zu tun! Wenn wir die denn erleben würden!
Die Jungs hinten waren immer noch an dem Golem zugange, aber leider war ich noch zu abgelenkt, um sie an ihrem Tun zu hindern. Der noch verbliebene Kürbiskopf entwickelte eine fatale Anhänglichkeit und verfolgte mich hartnäckig. Mit ein wenig Katz- und Mausspiel gelang es mir, auch diesen zu beseitigen. Xera sah mittlerweile überhaupt nicht mehr gut aus, sie war voller Blut und wankte. Ich schoss dem Krieger in den Rücken und brüllte dabei Unflätiges in elfisch, eine Sprache, die sich leider überhaupt nicht für Unflätiges eignet. 'taur gwe', verdorbenes Geschöpf, ich meine, was ist denn das für eine Beleidigung? Der gewünschte Effekt trat aber ein, er ließ von der Drachenfrau ab und kam auf mich zu. Er war wirklich sehr groß und sehr agil und erfreulicherweise auch schon sehr verwundet. Ich tanzte um ihn herum und suchte nach einer Schwachstelle. Der direkte Schwertkampf liegt mir nun überhaupt nicht, daher war das erst einmal nicht von Erfolg gekrönt. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Xera mit ihrer heilenden Kraft ihre Wunden schloss.
Die Schwerter sausten auf mich herunter und blieben an meinem magischen Schild hängen, Bahamut sei Dank! Dabei zerbrach eine der Klingen.
Von dem großen Podest ertönte ein lautes Stöhnen und das Klirren von eisernen Schellen. Das man die aufschließen musste, hatten die Kultisten offenbar vergessen und das verschaffte uns noch ein wenig Zeit.
Das verbliebene Schwert traf mich erneut und wieder rettete mich mein magischer Schild. Zum Ausgleich stach ich ihm durch die Rüstung und hackte mit dem anderen Schwert sein rechtes Bein ab. Er klappte zusammen, robbte noch ein wenig herum und knurrte und sabberte und hauchte dann endlich sein künstliches Leben aus.
Das Stöhnen verwandelte sich in ein Knurren und das ohrenzermürbende Geräusch von zerreißendem Eisen kündigte neues Unheil an. Der Golem richtete sich auf. Er hatte nur ein Auge, welches violett vor sich hin leuchtete. Die andere Augenhöhle war leer.
Ich schoss mit der Armbrust auf ihn und Xera sprintete durch die Halle, weiterhin verfolgt von ihren zwei Kürbisköpfen. Ihr gleißendes Schwert bohrte sich tief in den Golem, gefolgt von einem donnernden Blitzschlag. Wir lernten beide sehr schnell, dass Blitze schleudern wohl keine gute Idee war, denn seine Wunden schlossen sich augenblicklich. Einige Bolzen und diverse Schwertschläge später war das Problem aber ausgestanden, denn das Feenfeuer sorgte dafür, dass man nicht daneben schlagen konnte. Ich erledigte noch die herumstehenden und gaffenden Kultisten und Xera die beiden Kürbisköpfe.
Das Auge des Golems war ein Edelstein, er war magisch und er war rund. Da war ja hoffentlich unsere gesuchte Kugel!
In dem Podest war auch noch eine kleines Geheimfach verborgen. Dieses enthielt einen Beutel mit Edelsteinen, wohl so um die 500 GM an Wert, und ein kleines Amulett an einer Goldkette, welches ein Herz, geschnitten aus einem Rubin, darstellte. Zwischen dem Anhänger und der Kette war zusätzlich ein kleiner Fingerknochen eingefügt worden. Das war Bannmagie und daher wohl eher etwas Schützendes. Ich hängte mir das Teil um und hoffte das Beste, weil keiner von uns auch nur irgendeine Ahnung hatte, wofür das Amulett gut war.

Gut ging es uns nicht gerade, aber wir wollten noch einen Blick in die anderen Räume werfen. Die Tür, wo der Gang abknickte, war unser nächstes Ziel. Leider passte keiner meiner Dietriche in das Schloss. Xera erledigte das Problem mit einem kräftigen Fußtritt.
In dem Raum sang ein Kultist leise unheilige Gesänge vor einer Statue von Zuggtmoy und einem Bannkreis. Der war aktiviert, denn man sah deutlich das flackernde Magiefeld, welches von ihm aufstieg. Oben an der Decke bildete sich gerade eine neue Mutterpflanze. Unten auf dem Boden pulsierte eine rote Sigille.
Der Gesang des Kultisten brach abrupt ab, als ihn erst die Tür und dann ein Kopesh traf. Nun war ich ja in einer Familie groß geworden, in der das Beschwören von kleinen und großen Hausdämonen zum Tagesgeschäft gehörte. Wenn wir den Kreis unterbrachen gab es zwei Möglichkeiten: Entweder der Dämon war noch nicht ganz auf unserer Seite, dann würde er zurückgezogen in seine Dimension, oder er war es und dann frei. Die Pflanze sah noch sehr unfertig aus, daher glaubten wir fest an Möglichkeit 1 und bliesen die Kerzen aus. Das Gewächs reagierte auf die Störung und zappelte vor sich hin. Und das war es. Mit einem leisen Plopp verschwand das Kraut. Die Sigille und die Statue zerstörten wir dann auch gleich.
"Wer mag wohl diese komische Frauengestalt mit den Auswüchsen am Körper sein?", wunderte sich Xera.
"Das ist Zuggtmoy, eine Dämonenprinzessin.", antwortete ich.
"Na, du kennst dich ja gut aus.", erwiderte Xera skeptisch.
"Das sollte ich auch, denn das gehört zur Bildung der Hohen und Niederen Häuser in den Tiefen Reichen. Unsere Spinnengöttin hatte einmal mit ihr zu tun in den endlosen Kriegen um die Eroberung des Netzes. Sie kümmert sich um kranke Pflanzen und seltsame Pilze."
"Hä, wie ein Druide?"
"Ja, so ähnlich. Alles was wächst und sich verformt und verändert und giftig werden kann ist ihr Werk."
"Igitt. Warum betet man so etwas an?"
"Macht und Einfluss sind mächtige Triebfedern für Religion, wie überall. Kleingeistigkeit hilft auch."
"Möchtest du mir damit etwas sagen?"
"Niemals, ich doch nicht.", grinste ich.

Die letzte Türe war die mit dem Geklapper. Jetzt war es allerdings ruhig. Ich öffnete sie vorsichtig und blickte in einen Schlafsaal mit schlafenden Kultisten und einigen Kürbiskopfwächtern. Links war eine Küche und ein langer Tisch mit Zinngeschirr, wohl die Ursache des Geklappers. Ich erledigte drei der Schlafenden mit der Armbrust, bevor die Wachen aufmerksam wurden. Dann wurde es hektisch, aber das waren nun wirklich keine Gegner, vor allem, weil sich der Großteil der Kultisten wieder selber umbrachte. Wir schauten mal in der Küche nach Verwertbarem, aber getreu ihrer Religion war ein Großteil der Nahrung verdorben und schimmelig.
Wir zogen uns in die große Halle zurück und machten ein Nickerchen.

Erstaunlicherweise störte niemand unsere Ruhe. Wir setzten das Auge ein und ein befriedigendes Klicken verriet, dass das Portal jetzt offen war. Dahinter erstreckte sich ein sehr langer und sehr hoher Gang in die Dunkelheit. Xera rief Patmos herbei, damit wir Verstärkung hatten und legte sich einen Schutzzauber an. Der Gang mündete in eine Schlucht, deren Tiefe wohl so gute zwanzig Meter betrug. Die Decke konnte ich nicht sehen. Auf der gegenüberliegenden Seite waren viereckige Kammern in den Felsen gehauen worden. Einige davon waren noch mit Stahlstangen versperrt, bei andern waren die Stangen herausgebrochen worden. Gräber! Irgendwoher mussten die Priester ja ihr Rohmaterial bekommen. Eine verdorrte Kürbisranke auf dem Boden bestätigte unseren Verdacht. Verwitterte und wenig vertrauen erweckende Treppen führten zu den Eingängen empor. Weiter entfernt hörten wir Hämmern.
Am Ende des Ganges begann eine krude Treppe, die hinunterführte. Das war wohl Kultistenarbeit, so schäbig wie das Ding aussah. Wir kamen trotzdem wohlbehalten unten an. Ich ging voraus, um mal zu sehen, wer da hämmerte. Es war ein Golem, der gerade dabei war, ein weiteres Grab zu öffnen. Bei ihm waren drei Kultisten. Wir kamen überein, dass ich erst einmal den Golem anschieße, dann Xera auf Patmos mit ihrem Schlachtruf in die Gruppe ritt und alles niedermetzelte, was sich ihr entgegenstellte. Ich würde weiter schießen, bis nichts mehr zuckte. Das war ein guter Plan, einfach und ohne große Komplikationen.
Zuerst klappte das gut, der erste Schuss saß prima und viehisches Gebrüll erschütterte die Höhle. Xera kam stolz angaloppiert und hackte sich ihren Weg in die Gruppe. Patmos schupste die anderen Personen beiseite, damit sie an den Golem herankam. Dabei stellten wir leider fest, dass es keine Kultisten waren, womit unser Plan ins Wanken geriet. Zwei der Begleitpersonen hatten recht lange Klauen, rötlich leuchtende Äuglein und eine Rüstung an. Die dritte war menschlich, zog sich zurück und begann mit einer Beschwörung.
Ich wechselte die Deckung und gab dem Golem noch einen Bolzen zu schmecken. Das war ein Fehler, denn ich hätte den Beschwörer nehmen sollen. Über mir begannen einige Grabkammern blau zu leuchten und an einer manifestierte sich das Leuchten zu einem gepanzertem Krieger mit Vollbart, Schuppenpanzer und einer fetten Streitaxt. Der schwebte herunter und begann, sich mit Xera zu duellieren. Sprüche wie "Ho, das war ein feiner Schlag" und "Welche gute Parade, das muss ich mir merken" flogen durch die Höhle.
Ich rannte los, um den Priester an seinem Tun zu hindern. Im Laufen schoss ich ihm den ersten Bolzen in seinen Körper. Er verzog sich tiefer in die Höhle. Die zwei Gruftschrecken hatten vergeblich auf Xera eingeschlagen, die ja von ihrem Zauber geschützt war. Nun suchten sie sich ein leichteres Opfer und das war ich. Sie kamen hinter mir her.
Und aus einer Grabkammer löste sich eine zweite Gestalt, um sich mit Xera zu duellieren.
Ich rannte weiter und spürte bereits die Kälte, als meine beiden Verfolger näher kamen. Auch der zweite Bolzen traf. Der Priester quiekte und versuchte, sich zu verstecken, was ihm nicht gelang. Er verstarb endlich an meinem dritten Bolzen und das blaue Leuchten an den Grabkammern erlosch. Damit war zumindest mal der Nachschub gestoppt. Leider hatte sich noch eine Bogenschützin gebildet, die Xera unter Feuer nahm. Der Schutzzauber half aber auch hier. Warum sie den nicht früher benutzt hatte, würde wohl ihr Geheimnis bleiben.
Die Schrecken waren nicht schlecht, konnten auch noch Magie und sich damit durch Raum und Zeit bewegen und so hatte ich sie plötzlich an mir kleben. Ich begann, aus diversen Wunden zu bluten. Also schwebte ich nach oben, außer Reichweite der Sichelklauen.
Ich klopfte mir geistig auf die Schulter für diesen brillanten Plan. Von hier aus konnte ich prima auf das Gesocks feuern und sie kamen nicht an mich heran. Soweit die Theorie. Der eine zeigte mit dem Finger auf mich und meine Muskeln begann steif zu werden. Oh oh. Das waren also die zwei entkommenen Kleriker aus dem Smaragdraum! Gesehen hatte ich sie ja nur undeutlich. Die Lähmung schritt fort, die Konzentration ließ nach und ich stürzte ab. Unten empfing mich der Zweite und verpasste mir einen sehr unschönen Schmiss quer über die Brust. Der weckte immerhin meine Widerstandskräfte und ich konnte die Lähmung abschütteln.
Ich wehrte mich so gut es ging gegen die beiden und konnte sie, unterstützt von meinen magischen Schilden und kleinen Skeletthänden, die an ihnen pappten und sie am Zuschlagen hinderten, so lange beschäftigen, bis Xera mit ihren Gegnern fertig war und zu meiner Rettung herbei eilen konnte. Das wurde auch höchste Zeit, denn lange hätte ich nicht mehr durchgehalten.
Wir stöhnten und versorgten unsere Wunden. Irgendwo hier in einer der Höhlen musste das Schwert liegen. Es waren hunderte Öffnungen in der Felswand und magisch war hier nichts. Das hieß also mal wieder übernachten.
Kein Plan reicht mit einiger Sicherheit über das erste Zusammentreffen mit den Spielern hinaus.
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Re: Tales from the Table (D&D 5E): Death men don't wear plate

Beitrag von Mercen »

Bassingsee 1

Nach dem Frühstück bat Xera unseren Gott noch einmal um die Lokalisierung des Schwertes und sie fand es auch, gute zwanzig Meter über uns. Ich schwebte nach oben, man ist ja faul. Außerdem traute ich den morschen Treppen im Fels nicht über den Weg.
Der Eingang war reich verziert und mit Stangen gesichert. Der durchtrainierte, aber schlanke Drow passte mit viel Mühe hindurch. Ich passierte ein kleine Vorhalle und betrat die Hauptkammer mit dem Sarkophag, der die gleichen Verzierungen wie sein Gegenstück oben aufwies.
Die Rückwand der Kammer fehlte und dahinter war ein Gang. Das wunderte ich doch sehr und ich schaute mir das Ganze vorsichtig etwas näher an. Der Gang hatte glatte Wände und war kreisrund. Diese Art von Tunneln kannte ich: Hier war ein Purpurwurm entlang gekrochen. Allerdings musste das hier der Ahnherr aller Würmer gewesen sein, denn der Gang hatte gute vier Meter Durchmesser.
Rechts von mir war grandiose Schwärze, aber zu linken Seite meinte ich, etwas zu sehen, eine Art schwarzes Flackern. Das machte mich neugierig und ich marschierte ein Stück den Gang entlang. Vor mir war ein Energiefeld, welches den Gang versperrte. Der Wurm hatte sich durch eine Adanitmauer gefressen. Wie er das geschafft hatte, war mir schleierhaft. Das Kraftfeld war wohl so etwas wie ein Reparaturflicken. Zu den Tiefen Reichen? Aber wo und eventuell wann waren wir hier?
Ich ging zurück und versuchte, die Platte vom Sarkophag zu heben. 'Ich versuchte' war das richtige Wort, denn ich hob mir fast einen Bruch. Das Drecksding rührte sich keinen Millimeter. Also musste Xera hierher.
Ich rief zu ihr herunter, dass wir hier richtig wären, und sie betrat die bröckelige Treppe. Es kam, wie ich befürchtet hatte und die Treppe brach nach ein paar Höhenmetern aus der Felswand. Xera landete unsanft auf ihrem Hintern und fluchte herzhaft. Ich machte ein Seil an den Gittern fest und damit ging es dann. Xera kletterte nach oben, bog die Stangen auseinander, quetschte sich hindurch und wuchtete die Platte vom Grab. Da lag er, unser König, reich dekoriert mit Gold, Geschmeide und einer Krone. Das Schwert hielt er in der Hand. Es war eine wundervolle Arbeit, die von höchster Schmiedekunst zeugte, wurmbunt und aus vielen Lagen Damaststahl geschmiedet. Xera hob vorsichtig das Schwert heraus und ich wollte ihm gerade die Krone vom Schädel ziehen, als sie sagte:
"Das restliche Zeug bleibt hier."
"Was? Wieso das denn?"
"Hier sind ehrenhafte Krieger bestattet, die plündert man nicht einfach aus."
"Aber das Schwert dürfen wir klauen, oder was?"
"Das ist unser Auftrag. Den Rest nicht."
"Der Rest, wie du es so schön nennst, ist der Lohn für unsere Mühen und er braucht das nicht mehr."
"Das ist egal, nicht hier."
"Du weißt doch überhaupt nicht, ob das hier ein guter König war. Ehrenvoll heißt noch lange nicht, dass er nicht die Bauern ausgeplündert und ihre Töchter vergewaltigt hat. Die Kerle mögen einen Kodex auf dem Schlachtfeld gehabt haben, aber das sagt doch gar nichts über ihren Charakter aus."
"Hm."
"Und schau mal, wenn Viridicus, ein anerkannter Sammler von ruchlosen Artefakten, dieses Schwert hier möchte, dann wird der Träger wohl kaum ein Wohltäter der Menschheit gewesen sein."
"Das mag stimmen. Na gut, nimm es mit."
Was ich dann auch tat. Herrje, waren Paladine manchmal schwierig. Diese Art von Ehre stellte einem manches Mal ein Bein und man stolperte auf seinem Weg zu Ruhm und Reichtum darüber. Die Juwelen summierten sich auf gute 3000 GM Wert. Es wäre schön, wenn man damit auch mal einkaufen könnte. Ich hatte mittlerweile eine Wunschliste von der Länge eines Purpurwurmes.

Wir hatten das Schwert! Jetzt könnten wir uns auf den Rückweg machen, aber die Neugierde war groß: Wer hatte diese Festung so verschwenderisch aus Adanit gebaut? Drow, so schien es, wenn ich das Gefasel vom 'Geist in den Wänden' richtig interpretierte. Die Kaverne lag tief und wir waren wohl nahe an den Tiefen Reichen. Was machten die toten Krieger hier unten, die von Ehre und Ruhm salbaderten? Ich glaube, wir sehen uns noch etwas um.

Was würde uns erwarten? Wir waren für andere erst einmal ein Drow und ein blauer Drachenabkömmling. Beide waren nicht für ihre Friedfertigkeit und Gutmütigkeit bekannt. Wenn wir Svirfs über den Weg laufen würden, wären wir wahrscheinlich tot. Mit Sicherheit tot wären wir bei Derros, Duergars und Drow. Drow würden allerdings zumindest neugierig nachfragen, wen sie da gleich umbringen würden.
Eventuell würde ich bei Drow als zar'ithra durchgehen, aber nur, wenn wir nicht irgendwelchen Angehörigen eines Hauses aus Menzoberranzan über den Weg laufen würden. Die Drachenzauberer waren eine Gilde von Magiern, wenn ich mich recht erinnerte, die mit Schattendrachen einen Pakt geschlossen hatten. Das hatte Lolth natürlich nicht gefallen. Jedenfalls wurden die zar'ithra vor vielen hundert Jahren als Häretiker verfolgt und man hatte versucht, sie auszurotten.
Mit meinen grauen Schuppen und der Zauberei käme ich als zar'ithra wahrscheinlich durch. Das ich kein Schattendrachenabkömmling war, sah man ja auf Anhieb nicht. Ansonsten hatte ich keine Ahnung, wo die wohnten, mit wem sie verbündet waren und überhaupt. Bei peinlichen Nachfragen wäre schnell klar, dass ich keiner von denen war.
Und es blieb die alles entscheidende Frage: Wann waren wir hier eigentlich? Ich hatte Xera nie gefragt, aus welcher Zeit sie stammt. Nach dem Oberflächenkalender war ich 1388 DR geflohen und wurde 1393 DR getötet.
Das genaue Jahr war hier unten überlebenswichtig. Wenn man nach einiger Zeit, und seien es auch nur ein paar Monate, wieder zurückkam, musste man sich erst über Wochen hinweg akklimatisieren, ansonsten wusste man nicht, wer gerade mit wem paktierte oder in Fehde lag. Nichtwissen war hier unten immer tödlich.
Wie ihr seht, hatte ich eine interessante Kindheit und Jugend. Damals war mir das völlig normal vorgekommen, aber meine Sicht auf dieses Leben hatte sich mittlerweile geändert. Nicht, dass ich ein friedlicher Oberflächenbewohner geworden wäre, wie es Xera so gerne hätte. Im Zweifel würde ich immer noch jeden umbringen, der mir seltsam oder gefährlich vorkam, also bis jetzt eigentlich alle außer Xera oder den Mönch in der Drachenkirche. Allerdings würde ich jetzt abwarten, bis es wirklich einen Anlass dazu gab. Die Reisen für den Teufel waren auch nicht dazu angetan, zu einem Menschenfreund zu werden.
Vielleicht gab es irgendwo Drow, die friedlicherer Natur waren. Eilistraee-Anhänger, so hatte ich mal gehört, wollten wieder an die Oberfläche und sich mit ihren elfischen Brüdern vertragen. Das konnte nicht funktionieren, war meine Meinung. Wir waren Drow. In uns schlummerte der unbedingte Wille zu herrschen. So war es seit Anbeginn der Zeit, hatten mir meine Lehrer erklärt. Bis jetzt hatte ich auch noch nichts Gegenteiliges erfahren. Den Willen konnte man im Zaum halten, aber er war da. Irgendwann würde er durchbrechen und dann war es mit dem friedlichen Zusammenleben vorbei.
Eigentlich war es bei Xera auch nicht anders und die behauptete, zu den Guten zu gehören. Sie redete zwar erstmal mit den Wesen, denen sie begegnete, das stimmt, aber dann brachte sie sie um, wenn ihr die Antwort nicht gefiel. Oder direkt, wenn ihr das Drumherum nicht gefiel, so wie bei den Dämonenanbetern, die sich selbst wahrscheinlich auch für nette gottesfürchtige Leute hielten. Drachen waren eben auch nicht anders.
Warum war das so mit uns Drow und Drachen? Wir waren schön, geistreich und mit Magie gesegnet, wie ihr ja schon wisst. Leider waren wir auch mit dem Willen zum Töten gesegnet. Ein wenig wie das kleine pelzige Tier der Lichten Reiche, das Katze heißt. Die waren hübsch, hatten weiches Fell, schnurrten und die Menschen liebten sie. Für alles, was kleiner war als sie, waren sie ebenfalls der Tod.
Genug gegrübelt. Zeit, sich der Realität zu stellen. Außerdem bemerkte ich ein beharrliches Stupsen.
"Ist was?", fragte Xera, nachdem sie endlich meine Aufmerksamkeit hatte.
"Ach nein, eigentlich ist nichts. Ich glaube, ich bekomme gerade eine Sinnkrise.", erwiderte ich.
"Hä? Du?"
"Warum nicht? Ich meine, wir rennen durch die Gegend und töten Leute. Und wenn wir einen Auftrag erledigt haben, rennen wir wieder rum und machen so weiter. Ich könnte drauf wetten, dass unser Cremeweißchen in dem Moment auftaucht, wo wir von der für uns vorgesehenen Straße abweichen und uns ins Unterholz verpissen. Dann drückt sie uns eine Kerze in die Hand und der nächste Auftrag wartet. Ich hätte gerne mal eine Pause. Wir sind seit fast zwei Zehntagen unterwegs, haben drei Artefakte geborgen und ich weiß nicht wie viele Lebewesen oder solche, die sich dafür hielten, massakriert. Wie oft sind wir fast gestorben? Na? Können wir überhaupt sterben oder sitzen wir dann direkt wieder im Zimmer von Viridicus?"
"Mmh, ich verstehe. Hast du einen Plan?"
"Wenn ich den hätte, wäre ich nicht so schlecht drauf!"
"Na dann. Wenn wir keine andere Möglichkeit haben, dann machen wir so weiter wie bisher. Du hast mir selbst gesagt, dass Bahamut das als Prüfung ansieht. Er hat mir übrigens das Gleiche im Traum gesagt. Wenn er zufrieden ist, dann wird er sich schon melden."
"Ich hasse es einfach, der Spielball von anderen zu sein."
"Tja, das ist jetzt blöd für dich.", grinste Xera. "Ich war das schon immer. Gewöhn dich dran."
Paladine! Für die schien das Leben wirklich einfacher zu sein. Gott, Auftrag, Auftrag erfüllt, alles gut. Ich seufzte.
"Dann mal los."

Xera: Langsam fange ich an, mir Sorgen zu machen. Der unbeschwerte arrogante Schnösel begann, sein Leben zu hinterfragen. Seit er von Bahamut zum Drachen ehrenhalber befördert worden war, fing er mit dem Nachdenken an. Hoffentlich ging das mit dem Denken in die richtige Richtung, denn Götter machen keine Fehler, oder? Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob ich Ghaundar stoppen könnte, falls er austickt.

Wir gingen den Gang entlang zu dem Kraftfeld. Ich versuchte es aufzulösen, was mir erstaunlicherweise auch prima gelang. Dahinter ging der Gang weiter, unglaubliche zehn Meter Adanit und dann in normales Felsgestein übergehend. Er öffnete sich ein wenig später in eine große Schlucht. Die war gut zwanzig Meter breit und deutlich höher, denn ich konnte keine Decke ausmachen.
Xera konnte Fußspuren erkennen. Irgendjemand war hier vor nicht allzu langer Zeit herum gelaufen. Die Fußspuren kamen von gegenüber und der Grund war leicht zu sehen.
In die Schluchtwand war ein großes Portal eingelassen. Darüber war eine Inschrift in alter elfischer Hochschrift eingemeißelt:

"Ich habe genug gesehen"

War das doch ein Zoo, aus dem wir entkommen waren? Zumindest war damit auch die Geschichte mit dem 'Gespenst aus den Wänden' erklärt. Durch das Portal mussten wir erfreulicherweise nicht. Der Purpurwurm hatte sich daneben durch den Fels gefressen. Hinter dem Loch erstreckte sich wieder eine Kaverne. Hier waren zur Abwechslung vier Podeste auszumachen, auf denen jeweils ein lila Teppich mit Beschwörungsrunen lag. Über jedem Podest hing ein ewiges Feenfeuer und erleuchtete purpurn das Ensemble. Die Podeste und die Feuer waren magisch. An dem ersten Podest, welches ich mir ansah, waren ebenfalls Runen in Hochsprache eingemeißelt und mit Blattgold verziert worden.

"Ched Nasad"

Huch, waren das hier Teleporter? Dahin wollte ich nicht. Unter keinen Umständen. Egal wann ich hier war. Ihr kennt die Stadt nicht, meine Freunde? Von allen fanatischen Lolth-Anhängern wohnten hier die fanatischsten. Riesige Spinnen hatten mit Magie gigantische Kokons in einer Imitation des Dämonennetzes erschaffen, in denen die Familien wohnten. Die Kokons waren durch Straßen aus gehärteter Spinnenseide miteinander verbunden. Die Kaverne hallte wider von den Gesängen der Priesterinnen und den Schreien ihrer Opfer. Wenn wir da auftauchen würden, waren wir schneller tot als ein Schneeball in der Hölle schmelzen konnte. Die Stadt war zwar gute 10 Jahre vor meiner überstürzten Abreise, während der Lolth-Stille von Grauzwergen zerstört worden, aber ich nahm an, dass man sie wohl wieder aufgebaut hatte. Außerdem wussten wir immer noch nicht, wann wir hier unterwegs waren.
Die anderen drei Podeste waren mit "Eryntlyn", "Rilauven" und "Menzoberanzzan" beschriftet. Die ersten beiden sagten mir überhaupt nichts, aber die dritte kennt ja jeder. Damit war sehr klar, was wir als nächstes machen würden: Wir würden dem Gang des netten Wurms weiter folgen.
Der Gang öffnete sich nach längerer Zeit in eine weitere Kaverne. Gegenüber waren die leuchtenden Umrisse von riesigen Pilzen zu sehen und zur linken hörten wir das leise Plätschern von Wasser. Leichter Salzgeruch hing in der Luft. Der Purpurwurm hatte wohl genug vom Geradeauskriechen und war nach unten abgebogen. Also gingen wir die Kaverne inspizieren. Sie war sehr groß und mächtige Stalagnaten stützten die Decke.

Irgendwas war hier faul. Ich hatte den Eindruck, dass wir auf einen Hinterhalt zuliefen. Ich bedeutete Xera, vorsichtig zu sein und verschmolz mit der Dunkelheit. Keinen Augenblick zu früh, denn zwei grauhäutige Humanoide, deren Augen mit Hautlappen überwachsen waren, sprangen hinter einer Säule hervor. Sie trugen zottelige Felle als Kleidung und hatten hässlich aussehende Keulen mit langen Knochensplittern daran sowie Wurfspieße in ihren Händen. Beide wollten Xera hauen. Einer fiel um, von Bolzenmüdigkeit ermattet, und der zweite wurde von Xera fachgerecht aufgeschlitzt, nachdem sie seinen Wurfspieß mit ihrem Kopesh beiseite geschlagen hatte.
Das waren Grimlocks, wenn ich mich nicht sehr täuschte. Wo war denn dann ihr Meister? Grimlocks kamen nie alleine vor. Kamen sie auch nicht, aber es waren nur noch mehr von dieser Sorte. Mich hatten sie offensichtlich nicht bemerkt und so starben sie wie die Fliegen. Auch Xera war nicht faul und schlug die Bande systematisch zu Brei. Die beiden letzten Überlebenden warfen ihre Waffen weg, sanken auf die Knie und flehten um ihr Überleben. Xera war weichherzig und versuchte, mit ihnen zu reden. Ich musste den Übersetzer geben, weil sie natürlich nur in Tiefensprache brabbelten.
Sie waren tatsächlich auf der Suche nach Nahrung, also nach allem, was sie überwältigen konnten und ja, die musste noch am Leben sein. Sie sammelten Opfer für einen Gehirnschinder. Der wohnte erfreulicherweise ziemlich weit weg. Sie suchten hier nach kleinen Humanoiden. Hier sollte es eine Stadt geben, sagten sie, aber die hätten keine gefunden. Sie fragten höflich, ob wir etwas von den Leichen abhaben wollten? Nein? Ob sie sich davon nehmen dürften? Xera wurde prompt schlecht.
Hier unten darf man nicht wählerisch sein, aber Grimlock war jetzt nicht so meins. So hungrig waren wir noch nicht. Ich nickte und sie machten sich über die sterblichen Überreste ihrer Kumpel her. Das Reißen und Knirschen an den Kadavern ging uns schnell auf den Keks und so gingen wir die Pilze besichtigen. Vielleicht war ja dort ein Essbarer dabei. Es waren aber leider nur nicht essbare Arten, wobei mir keine giftigen auffielen. In einer Ecke drückten sich ein paar Schreier herum.
Aus Grimlock-Sicht war schon etwas Essbares dabei, denn wir bemerkten einen kleinen Humanoiden, der dort stand und glückselig die sporengeschwängerte Luft einatmete. Ein Grauzwerg war es nicht, was mich etwas beruhigte. Vielleicht ein Dunkelgnom? Er bemerkte uns allerdings ebenfalls und machte sich vom Acker. Wir verfolgten ihn bis zu einer Felswand, in der er offensichtlich verschwunden war.
Nach einigem Suchen und Herumtasten fand Xera die durch eine exzellente Illusion getarnte Öffnung. Also waren es wirklich Svirfs, die Meister der Illusion. Und der Tarnung. Hier in den Felsen würde man einen Svirf erst bemerken, wenn er dich niederschoss.
Wir stiegen in den Gang ein. Der war Svirf-hoch, also mussten wir krabbeln. Ich rief etwas ins Innere, um uns anzukündigen:
"Wir sind Freunde, Drachenzauberer des Großen Bahamut, und kommen in Frieden!"
Ich hoffte, dass würde uns vor ersten Feindseligkeiten schützen, denn die kleinen Gnome waren nicht für ihre Gastfreundschaft bekannt und schon mal gar nicht gegenüber Dunkelelfen.
Der Gang nahm ein paar Windungen und öffnete sich in eine große Höhle. Wir kletterten heraus und richteten uns auf. Flecken von Leuchtmoos gaben ein dämmriges Licht ab und wir konnten die riesige Belagerungsarmbrust gut erkennen, deren Bolzen auf uns gerichtet war. Zudem weideten ein paar Rothés, eine Art Rind oder Ziege, in der Höhle auf dem Boden. Ich hob die Hände.
"Wir kommen in Frieden. Ist jemand zu Hause?"
"Was ist ein Drachenzauberer?", ertönte eine Stimme neben mir. "Du siehst mir wie ein verdammter Drow aus."
Aus der Felswand löste sich ein Gnom.
Ich drehte mich vorsichtig um.
"Ich zeige es dir."
Ich öffnete mein Hemd weit und zeigte ihm meine Schuppen. Xera brauchte da nichts für auszuziehen, bei ihr waren sie ja deutlich zu sehen.
"Hm, ja. So was hat kein Drow. Drachen seid ihr also? Ich dachte immer, die wären größer. Da sieht man mal wieder, wie die Geschichten übertreiben. Was wollt ihr?"
"Es wäre nett, wenn wir ein Essen und eine Übernachtung buchen und ein paar Läden besuchen dürften. Wir sind bereits länger unterwegs und wir müssen einkaufen."
"Hm ja, das muss die Königin entscheiden. Ich bin übrigens Grupshang, 16. Gensval der Wache."
"Ich bin Ghaundar, und das ist Xera. Es gibt also noch mindesten 15 weitere Gensvals?"
"Klar, aber je höher die Zahl, desto wichtiger."
Er überlegte.
"Hm ja, ich gebe euch einen Führer mit. Er wird euch begleiten, bis ihr bei der Königin wart."
Er winkte zu den Wänden und ein gutes Dutzend Gnome wurden sichtbar, deren Armbrüste auf uns gerichtet waren.
"Kabba, komm her und führe die beiden nach Bassingsee."
Der Gnom war etwas kleiner und kahl rasiert. Auf seinem Schädel wuchsen kleine Amethyste. Ich muss wohl ziemlich geglotzt haben, denn der 16. Gensval fügte hinzu. "Das ist eine Nebenwirkung des Staubs. Den bauen wir hier ab. Das ist echt geiles Zeug, er macht wach und lässt uns besser arbeiten. Müsst ihr bei Gelegenheit auch mal probieren."
Jetzt fiel mir auch langsam auf, dass ein Großteil der Gnome diese Steinauswüchse hatten. Offenbar machte der Staub auch freundlich, denn von so etwas wie das hier hatte ich noch nie gehört.
Kabba murrte etwas herum und winkte uns dann, ihm zu folgen. Wir schritten durch die Kaverne, an den Rindern und der Belagerungsmaschine vorbei, durch einen langen Gang in eine weitere Kaverne.
Die war riesig. Gigantisch würde es besser treffen. Laufstege zogen sich die Wände empor, aus kleinen Höhleneingängen und Fenstern schimmerten unzählige bunte Lichter und überall waren Tiefengnome mit tiefengnomischen Arbeiten beschäftigt. Das Ganze sah aus wie ein Schneckenhaus, nur das in dieser Schnecke wohl gut tausend Gnome Platz fanden. Wir bestaunten dieses Wunderwerk der Architektur gebührend. Kabba war sehr stolz auf seine Stadt und erklärte uns, wer wo wohnen würde. Wir wurden ebenfalls bestaunt. Wir waren die ersten nichtgnomischen Besucher seit gut 50 Jahren.
Ich erklärte Kabba, dass wir in diesem Aufzug wohl schlecht bei der Königin aufkreuzen konnten. Das sah er ein und erklärte dann noch, dass sie zwei Oberhäupter hätten, die in unregelmäßigen Abständen gewählt würden. Zurzeit seien das König Schmotz und Königin Schmiranda.
Also kletterten wir nach oben und bogen vorher ab. Der Laden war winzig und die Gnomin darin uralt. Ihr Kopfputz aus Kristallen war ebenfalls uralt. Sie nahm den Staub wohl schon länger.
Sie starrte uns an.
"Ja?"
"Verehrte Dame, wir brauchen neue Kleidung für eine Audienz beim Königspaar."
"Äh, ihr? Also, ich habe da nichts in eurer Größe. Das müsste ich erst anfertigen."
"Was wäre das denn?"
"Äh, wenn's schnell gehen soll, einen Umhang? Der verdeckt dann eure normale Kleidung?"
"Schnell wäre gut."
"Mit Kapuze?"
"Das ist nicht nötig, hier regnet es ja nicht."
"Was ist Regen?"
"Wasser, das vom Himmel tropft."
"Ach, ein Leck in der Höhlendecke? Da hilft aber keine Kapuze, wenn so ein See durchbricht. Was anderes, wollt ihr auch Staub kaufen? Ich habe hier erstklassige Ware."
Xera wollte, ich nicht. Einer musste ja seinen klaren Verstand bewahren. Ich hatte keine Ahnung, wie sich Rauschmittel auf meine Zauberfähigkeiten auswirken würden. Besser nichts riskieren.
Sie holte Stoffe, maß unsere Breite und Höhe und fragte nach den Farben. Ich wollte grau und Xera blau.
"Wie lange wird das etwa dauern?"
"Na, so 'ne gute Stunde Jungchen." Dann zog sie sich eine Prise durch die Nase, kassierte im Voraus und machte sich an die Arbeit, die ihr nach der Dröhnung wirklich flott von der Hand ging.
"Also Kabba, dann suchen wir jetzt ein Gasthaus, um unsere Klamotten loszuwerden. Wir können ja schlecht in voller Rüstung zur Audienz aufkreuzen, oder?"
Der Wächter nickte. "Da stimmt. Ich kenne da was, die haben auch Oberflächenspezialitäten."
Der Wirt war begeistert, Gäste zu haben, die auch noch bei ihm essen wollten. Das kam wohl nicht so häufig vor, was mich misstrauisch machte. Er musste noch ein paar Betten besorgen, damit wir uns mit unserer Körpergröße ausstrecken konnten und Lebensmittel kaufen. Auch hier wurde im Voraus kassiert.
Wir ließen unser Gepäck und die gut sichtbaren Waffen auf dem Zimmer und gingen wieder los.
"Gibt es hier so etwas wie ein Badehaus?"
"Ja, sogar zwei. Eins ist mit Badewannen," er maß uns mit kritischem Blick, "in Gnomengröße, das andere hat ein Thermalbecken. Das wäre für euch vielleicht besser."
Das leuchtete mir ein, also gingen wir dorthin. Wie immer, waren keine anderen Gäste da. Es roch leicht nach Schwefel. Der Besitzer des Bades rieb sich die Hände.
"Willkommen, willkommen, wir haben das beste Thermalwasser hier in der Stadt. Direkt aus dem Berg. Wunderbar warm, mit guten Zusätzen. Macht alles sauber. Kein Dreck mehr, keine abgestorbenen Hautpartikel oder Schuppen."
Er führte uns zu einem dampfenden und brodelnden Höllenpfuhl.
"Sehr warm, oh ja, ihr werdet begeistert sein." Damit ließ er uns alleine.
Sehr warm stimmte, das Wasser war knapp unter dem Siedepunkt. Außerdem roch es nach etwas, was ich nicht einordnen konnte. Wir zogen uns aus und suchten uns eine nicht ganz so heiße Stelle. Xera hatte leichte Bedenken wegen eines gemischten Bades, aber ich erklärte ihr, dass wir ja nur zum Säubern hier wären. Außerdem war ein Zweimeter-Schuppenberg jetzt nicht mein bevorzugtes Objekt der Begierde, was ich ihr aber nicht sagte.
Ich ließ mich vorsichtig in das Wasser gleiten. Es prickelte leicht und man gewöhnte sich an die Hitze. Kleine Bröckchen tauchten an der Oberfläche auf und trieben in die Mitte des Bades, wo sie verschwanden. Dort war wahrscheinlich der Abfluss.
Ich tauchte unter und strich mir danach die Haare aus dem Gesicht. Sie blieben zwischen meinen Fingern hängen. Was? Große Büschel meines wundervollen Haupthaares machten sich auf den Weg in die Mitte. Ich erhob mich und schaute nach unten. Alles war wunderbar glatt und enthaart. Abgestorbene Hautpartikel? Das galt wohl auch für Haare. Mist. Nachdem ich herzhaft geflucht hatte, beschloss ich, mich dann auch des kläglichen Restes auf meinem Haupt zu entledigen. Ein kahler Drow! Was für eine Schande. Damit wäre man das Gespött einer jeden Dunkelelfengemeinde. Xera grinste sich natürlich einen.
Jetzt wurde mir auch der Geruch klar. Das war Natron. Ätznatron. Die Gnome hatten einen veritablen Vollschaden, sich in so etwas hineinzusetzen. Aber hinterher war man sauber, das stimmte. Sozusagen porentief rein. Wir rubbelten uns trocken und gingen mit Kabba wieder los, um unsere neuen Klamotten in Empfang zu nehmen.
Ich bekam etwas Ponchoähnliches in mittelgrau, was wohl aus zwei Stücken bestand, die man aneinander genäht hatte. Das war jetzt nicht die große Mode aber deutlich besser als das, was Xera bekam. Hier war die gute Frau wohl mit den Maßen etwas durcheinander geraten und die gewünschte blaue Farbe war auch nicht in ausreichender Menge vorrätig gewesen. Das Ding sah aus wie eine Flickendecke und ließ sich nur mit Hilfe des Gürtels einigermaßen in Form bringen. Dafür war in Xeras Mantelding noch eine separate Tasche eingenäht worden, in der sich ein Päckchen Staub befand.

Dann brachte uns Kabbi in die Schnecke. Natürlich war der Thronsaal ganz oben. Natürlich hatten auch die Svirfs die universelle Schmarotzerspezies, genannt Höfling. Eines war aber gut zu sehen: Je höher wir kamen, desto weniger Köpfe waren mit Schmucksteinen verziert. Kabbi erntete den einen oder anderen bösen Blick. Dann kamen wir am Eingang zum Thronsaal an und Kabbi flüsterte dem Gardisten ein paar Worte zu. Der nickte, winkte uns dann heran und verkündete mit donnernder Stimme:
"Durchlauchte Herrschaften, das sind die Drachen Ghaundar und Xera. Sie erbitten die Erlaubnis, in Bassingsee übernachten und einkaufen zu dürfen."
König Schmotz murmelte etwas vor sich hin und Königin Schmiranda beobachtete uns aus kleinen verschlagenen Äuglein. Wer hier das Sagen hatte, war klar. Das senile murmelnde Wrack war es nicht.
"So so, Drachen. Bassingsee überlebt, weil niemand von seiner Existenz weiß. Wie wollt ihr garantieren, diese Stadt nicht zu verraten?"
"Edle Königin, unsere Lippen sind versiegelt. Wusstet ihr, das Grimlocks im Auftrag eines Schinders nach dieser wundervollen Stadt suchen?"
"Ja, die kommen ab und zu vorbei. Gefunden haben sie noch nie etwas. Ich sage euch was, ihr tut uns und damit der Stadt einen Gefallen. Dann vertrauen wir euch."
"Was können wir denn für euch tun?"
"Im See draußen leben ein paar fischige Humanoide. Diese werden langsam lästig, weil sie Jagd auf uns machen. Beseitigt das Problem."
Sie meinte doch nicht etwa KuoToa? Ach du je.
"Eure Majestät, das wird uns eine Ehre sein. Eine Frage, gibt es in dieser wunderschönen Stadt jemanden, der sich mit diesen Fischmenschen auskennt?"
"Hm, ich glaube, Glob könnte das wissen. Der ist weitgereist."
Ich nickte und dankte ihr mit einem breiten Lächeln für diese Ehre, im Dienst der Stadt zu stehen. Damit waren wir entlassen. Unsere Wache war bereits verschwunden und wir mussten uns alleine in diesem Irrgarten zurecht finden. Unterwegs klärte ich Xera auf, denn die hatte natürlich kein Wort verstanden.
"Was sind KuoToa?"
"Eine Art Fisch auf zwei Beinen. Die sind vollständig wahnsinnig."
"Wie äußert sich das?"
"Sie erfinden ihre eigenen Götter und die werden dann durch die Macht des Glaubens lebendig."
"WAS?"
"Du hast richtig gehört. Eine unangenehme Bande. Wir werden was zum Wasser atmen brauchen."
"Du hinterfragst das nicht?"
"Wie bitte? Es sind KuoToa. Die sind jenseits von Gut und Böse und stehen im glitzernden Licht der eigenen Realität. Du wirst geopfert und danach gefressen. Das ist die einzige Kommunikation mit denen."
"Vielleicht sind die hier anders."
"Unwahrscheinlich, aber du kannst es ja mal mit gutem Zureden versuchen. Vielleicht brechen ja auch ihre Messer ab, wenn sie versuchen, deine geschuppte Brust aufschneiden."

Wir fragten uns zu Glob durch. Der hatte auch einen Laden: 'Globs Grandiose Grabbelkiste', daher war er einfach zu finden. Vielleicht hatte er auch was Nützliches, was wir erstehen konnten.
Der Kuriositätenhändler war ebenfalls kahl rasiert und trug den Kopfschmuck des fortgeschrittenen Süchtigen. Er begrüßte uns freundlich und fragte nach unseren Wünschen.
"Erste Frage, bevor wir anfangen zu stöbern: Nimmst du diese Münzen hier?"
Ich zeigte ihm die Münzen aus der Pyramide. Er nahm sie vorsichtig.
"Oh weh, wo habt ihr die denn her? Die sind böse, wisst ihr das?"
"Bis jetzt nicht," sagte ich und erklärte die Herkunft.
"Hm, das ist teuer. Ich müsste sie erst reinigen lassen. Habt ihr auch normales Gold?"
Ich bejahte das und erklärte, das wir davon aber nicht so viel hätten. Er nickte, überlegte und sagte dann. "Einverstanden. Halbehalbe, dann nehme ich die. Was sucht ihr denn?"
"Ich hätte gerne etwas, was mich besser schützt.", sagte Xera.
"Einen Schild?"
"Danke, ich habe schon einen."
"Einen zweiten Schild?"
"Ähm nein, ich brauche ja eine freie Hand für mein Schwert."
"Aber mit dem zweiten Schild wirst du nicht mehr getroffen."
"Kein zweiter Schild. Hast du was anderes, zum Beispiel einen Schutzring?"
"Du willst einen Finger schützen?"
"Nein, den Körper. Gegen Waffeneinwirkung."
"Ach so. Ich glaube, da habe ich etwas." Er kramte in seinem Lager herum und förderte eine klobigen Ring aus Stein zu Tage. Magisch war er, das konnte ich sehen. Es war aber keine Bannmagie, sondern Verwandlung, wenn ich das richtig sah.
"Du musst ihn für einige Zeit tragen, dann entfaltet er seine Wirkung."
"Was macht er denn genau?"
"Das weiß ich nicht so genau, aber er schützt dich besser gegen Waffeneinwirkung."
Gnome! Der hier war auch noch ein besonders chaotisches Exemplar.
"Dann brauche ich noch was zum Wasser atmen."
"Du willst Wasser atmen? Ich habe hier irgendwo einen Eimer. Das ist aber nicht gesund."
Xera war die Geduld selber. Bewundernswert.
"Nein, ich möchte unter Wasser atmen können. Wir haben da den Auftrag von der Königin die Fischmenschen zu entfernen. Sie sagte auch, dass du uns da weiterhelfen kannst, weil du ja weit gereist bist."
"Was, die Königin persönlich? Au weia. Aber ja, ich kann weiterhelfen. Das mit dem weitgereist stimmt natürlich auch. Deshalb habe ich auch so viele Kuriositäten. Die leben auf einer Insel im See. Der ist, wenn ihr am Pilzwald rausgeht, rechts."
"Das wissen wir bereits. Und?"
"Wie und. Da geht doch keiner hin, wenn er nicht lebensmüde ist."
"Wenn ich dahin will, muss ich durch das Wasser. Da wäre es schön, wenn ich Unterwasser atmen könnte."
"Jetzt verstehe ich. Da habe ich tatsächlich was."
Er kramte unter der Theke herum und zog eine Maske aus einem flexiblen Material hervor. Die Maske hatte zwei Schläuche aus Kupfer, die mit einem Kasten mit zwei Rädchen verbunden waren.
"Die ziehst du über den Kopf. Dann drehst du an dem Rädchen hier und sie läuft voll Wasser, dass du dann atmen kannst."
Sie war magisch. Sie war eine typische Gnomenarbeit. Nützlich, umständlich und potenziell lebensgefährlich für den Benutzer. Xera probierte sie aus.
Es brauchte ungefähr 5 Minuten, bis die Maske einsatzbereit war. Xera atmete Wasser, das sah man. Man sah auch die Panik in ihren blauen Augen. Sie zog an der Maske, aber die saß bombenfest. Zum Glück, wie wir gleich hören würden.
"Das würde ich nicht tun," sagte der Ladenbesitzer, "du musst erst das Wasser wieder abpumpen. Dafür ist das zweite Rädchen. Schnell abziehen ist nicht, ansonsten ersäufst du am Lungenwasser."
"Wenn die Maske beschädigt wird, ist sie tot?", fragte ich entgeistert.
Der Gnom überlegte. "Ja, ja ich glaube, das liegt im Bereich des Wahrscheinlichen."
Ich fragte nach Kurzschwertern, versilbert oder magisch. Ersteres hatte er, die magische Waffe war ein Krummschwert.
"Das ist eine ganz tolle Waffe. Ich habe sie durch Zufall erstanden und was soll ich sagen: Auf dem Rückweg wurde ich von Schurken überfallen. Ich zog den Säbel und, wie von Zauberhand, fällte ich den ersten der Strolche. Als würde das Schwert alleine kämpfen wollen. Ich bin nämlich kein guter Schwertkämpfer, müsst ihr wissen."
Er hatte auch selbst gemachte Tränke, die angeblich gegen Pilzvergiftung halfen und einen Heiltrank.
"Gut, wir nehmen es."
"Gerne. Was denn davon?"
"Alles."
Seine Augen wurden groß und er musste sich erst einmal eine Ladung Staub einwerfen. Dann fing er an zu rechnen. "2200, alles in allem."
"Wir geben dir 2000, ok? Die Hälfte in den bösen Münzen und die andere in Edelsteinen und Geschmeide."
"Einverstanden.", freute sich der Gnom. "Ich pack's ein."
Ich hatte auf einmal das Gefühl, zu viel bezahlt zu haben, aber andererseits konnte ich mit dem ganzen Gold und Geschmeide auch nichts anfangen. Immerhin hatte ich jetzt ein silbernes Kurzschwert und ein magisches Krummschwert, was immer auch die Magie von dem Teil war. Die Tränke beäugte ich misstrauisch, aber wenn es drauf ankam, war es wahrscheinlich egal, ob man an dem Gnomentrank erstickte oder leise ausblutete.

Dann gingen wir zum Gasthof zurück. Ich war mittlerweile rechtschaffen müde, aber wir hatten noch die Erfahrung eines Abendessens, zubereitet von kundiger Svirfneblin-Hand, vor uns.
Der Koch hatte sich alle Mühe gegeben, die lukullischen Köstlichkeiten einer Svirf -Taverne auf den Tisch zu bringen. Es gab:
- recht trockenes und geschmacksarmes Flechtenbrot
- marinierte Seltsamkeiten als kleine Häppchen
- Salat aus Flechten und Pilzen
- Pilzsuppe
- Rinderlende, getrocknet und gesalzen
- und als Nachtisch einen Salzmuffin.
Der Muffin war tatsächlich von der Oberfläche aus hierhergelangt. Um ihn haltbar zu bekommen, hatte man ihn in Salz eingelegt. Dazu gab es Flechtenbier, Wasser und einen interessanten Schnaps aus Salz. Ich war zwar nicht diese Küche, aber eine ähnliche gewohnt, Xera nicht. Die hatte sich allerdings vor dem Essen ihre Ladung Staub durch die Nase gezogen und fand das alles wunderbar. Als Zauberer hatte ich andere Möglichkeiten, den Geschmack etwas zu verbessern.
Hier konnte man mangels Brennstoff halt nicht kochen, deshalb war Fermentierung zum Weichbekommen von Fleisch und anderem der einzige Weg, etwas mürbe zu bekommen.
Danach fielen wir in unsere Betten und schliefen bis in den späten Morgen.
Kein Plan reicht mit einiger Sicherheit über das erste Zusammentreffen mit den Spielern hinaus.
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Mercen
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Re: Tales from the Table (D&D 5E): Death men don't wear plate

Beitrag von Mercen »

Bassingsee 2

Xera wirkte ein wenig schwerfällig. Ihre Schuppen waren härter geworden und sahen irgendwie steinern aus. Naja, das würde sie wahrscheinlich besser schützen, aber ihre ohnehin recht hohe Gewichtsklasse war noch einmal angehoben worden.
Zum Frühstück gab es wieder mariniertes und eingelegtes undefinierbares Zeug mit Flechtenbrot. Dann überlegten wir, wie wir unseren neuen Auftrag angehen sollten. Einen Vorteil hatten wir: Unsere Rückkehrkerze. Xera hatte eine Atemmaske, ich nicht. Schwimmen und tauchen konnte ich zwar, das war aber nichts so meins. Nasse Ausrüstung behindert doch sehr und eine nasse Sehne an der Armbrust konnte sogar tödlich sein und damit meine ich nicht für den Gegner.
Wir würden ein Boot brauchen. Die KuoToa sollten ja auf einer Insel im See leben und dahin schwimmen wollte ich jetzt nicht. Wer weiß denn so genau, was da in der Tiefe lebte und den Schwimmer appetitlich fand. Allerdings befürchtete ich, dass die Svirfs hier nicht zu einer Seefahrernation gehörten. Der Wirt bestätigte das, als er das Wort Boot hörte. Svirfs sind meerwasserscheu, aus den gleichen Gründen, aus denen ich nicht schwimmen wollte.
Wir mussten uns einen Pilz fällen und aushöhlen. Wenn wir dann auf dem See unterwegs waren, waren wir die perfekte Zielscheibe. Oder ich levitierte mich an die Höhlendecke, zog mich bis zur Insel und ließ mich wieder herunter. Das klappte aber nur, wenn sie nicht zu weit entfernt war. Ob ich Xera dabei mitnehmen konnte, war nach ihrer Gewichtszunahme auch fraglich.
Ich wusste nicht viel über KuoToa. Es gab einige, die zaubern konnten. Die meisten verließen sich auf Netz und Speer. Ich hatte auch keine Ahnung, wie gut sie zu töten waren und ich vermutete, dass sich da schon ein paar mehr befanden, wenn die Svirfs sie als Bedrohung ansahen. Ich war zwar jetzt Zauberer, aber einen richtigen Massenvernichtungsspruch kannte ich noch nicht.

Nun gut, wir würden es ja sehen und machten uns auf den Weg. Hinter dem Pilzwald erstreckte sich noch etwas Kaverne und aus einem Riss zur Linken strömte die salzige Luft. Wir gingen vorsichtig durch den Durchgang und standen auf einem Felsabsatz. Das Wasser plätscherte gute 10 Meter unter uns an kalkige Felsen. Die Größe des Sees war nicht abzuschätzen. Ganz in der Ferne meinten wir ein erleuchtetes Bauwerk zu sehen, welches aus dem Wasser ragte. Und rechts neben uns in die Wand waren Runen eingeschlagen worden. Die waren auch noch magisch. Ich vermutete, dass die Tiefengnome hier eine Zugangsbeschränkung eingebaut hatten, damit sie nicht von den Fischmenschen besucht würden.
Es war still. Kein Laut war zu hören außer dem Plätschern von herab fallenden Tropfen. Wir beratschlagten, was wir tun sollten.
"Das Bauwerk dahinten könnte unser Ziel sein.", meinte Xera.
"Und wie kommen wir dahin?"
"Ich könnte Patmos in einer Wasservariante rufen.", sagte Xera.
"Echt jetzt?"
"Ja, lass uns mal runterklettern, dann versuche ich es."
Zum Klettern hatte ich keine Lust und so schwebten wir nach unten. Am Ufer begann sie mit ihrer Beschwörung und es entstand ein platingeschupptes Riesenkrokodil. Das Vieh war lang genug, um zwei Personen darauf reiten zu lassen. Allerdings bemerkten wir recht schnell, dass Patmos ein paar Probleme mit der neuen Steinhaut von Xera hatte. Er keuchte vernehmlich, wurde langsamer und begann, abzusaufen. Xera legte ihre Atemmaske an und ließ sich in Wasser gleiten. Wenn sie sich am Schwanz festhielt ging es einigermaßen.
Etwas war uns noch am Ufer aufgefallen. Es war nicht erodiert. Hier war eine erhebliche Menge an Waser entlang geschwappt, aber das stete Auf und Ab des Wasserspiegels hatte die Kanten noch nicht geglättet. Das konnte noch nicht sehr lange her sein mit diesem See.
Das Gebäude war viel weiter weg als wir gedacht hatten und musste demzufolge riesig sein. Wir waren jetzt eine gute halbe Stunde unterwegs und dem Ganzen nicht besonders näher gekommen.
Dafür bemerkte Xera unter sich einige fischige Humanoide mit Spießen, die unter ihr kreisten und die Lage einzuschätzen versuchten. Dann kamen sie zu dem Entschluss, dass wir lecker aussahen und griffen an. Ich zündete mein Feenfeuer und drei von ihnen glühten fröhlich vor sich hin und erhellten die Szenerie. Es waren insgesamt sechs und es waren KuoToa. Das war ja schon mal wertvoll zu wissen. Xera ließ los und zog ihr Schwert. Damit hatte sie etwas Mühe, denn im Wasser funktionierte das alles anders als sie es gewohnt war. Die Fischli waren flott und Xera nicht. Patmos als Krokodil war hingegen nicht gehandikapt und fraß den ersten schlicht auf. Mit meiner Armbrust erledigte ich ebenfalls zwei und Xera hieb auf den Rest ein. Einer versuchte zu entkommen, wurde aber von einer lapisblauen Skeletthand daran gehindert, die ihn langsam erdrosselte.
Das war unsere erste Begegnung mit den KuoToa. Was hatten wir gelernt? Im Wasser kämpfen war Mist, denn da waren sie gewaltig im Vorteil. Wir waren noch ziemlich weit entfernt und schon in die erste Patrouille geraten. Hier musste es von dem Viehzeug wimmeln.
Dann bemerkten wir noch etwas Erstaunliches. Unter uns war eine Stadt. Gebäude, Plätze und Straßen wechselten sich ab. Alles war durch Flutwellen zerstört, aber noch nicht besonders überwachsen. Das entsprach den Ablagerungen an den Ufern. Die Katastrophe war vor vielleicht 15 oder 20 Jahren passiert. Von der Bauart der Gebäude her würde ich auf Grauzwerge tippen. Warum hatte man uns das nicht gesagt? Mir wurde langsam mulmig. Wo waren wir hier reingeraten?
Xera beschloss, dass etwas genauer zu erkunden und ließ sich auf den Seeboden sinken. Wir wollten uns dann später an der Insel treffen. Patmos wurde noch eingeschärft, auf mich zu hören, was er widerwillig zur Kenntnis nahm.

Xera: Es war eine Stadt und Ghaundar hatte wohl recht, denn die Größe der Fenster und Türen passten zu Zwergen. Müll und Schutt waren durch die Straßen geschwemmt worden und hatten sich in Ecken aufgetürmt. Kleine Fische schwammen herum und suchten verschreckt das Weite, als ich auftauchte. Die Gebäude wurden prächtiger, als ich mich der Insel nährte. Dort schien dann wohl das Zentrum der Stadt zu sein, vielleicht ein Tempel oder eine Zitadelle. Plötzlich waren alle Fische verschwunden. Ich blickte nach oben und erstarrte. Etwas Großen zog über mich hinweg. Hinten paddelte zwei froschartige Füße und es hatte zwei muskulöse Arme an die Seiten angelegt. Es schien mich nicht bemerkt zu haben, aber irgendwo da oben schwamm Patmos herum und das Monstrum schwamm in seine Richtung.

Ich sah, dass rechts neben uns ein Turm aus dem Wasser ragte. Auf dem Turm war eine seltsame Konstruktion aufgebaut. Das sah aus wie drei Kreuze, die in die drei Richtungen des Sees ausgerichtet waren. Mit leichtem Druck meiner Schenkel dirigierte ich Patmos etwas näher heran. Was ich dann sah, ließ mir Schauer den Rücken herunter laufen. Ich bin zwar ein Drow, aber manche Sachen gehen zu weit. An den Kreuzen waren die Körper von drei Grauzwergen genagelt worden. Der Bauch war geöffnet und der Darm herausgezogen und an der Plattform befestigt worden. Der mir nächste Zwerg bewegte seinen Kopf und starrte in meine Richtung. Ich machte, dass ich vom Acker kam. Diese Wächter waren mir einfach zu unheimlich.

Xera: Auf einer Kreuzung standen drei Gestalten, Grauzwerge, wie es aussah. Ich verharrte an einer Hausecke. Die Zwerge bewegten sich im Rhythmus der leichten Strömung und wanderten ziellos umher. Für mich sahen sie sehr tot aus, so bleich und aufgedunsen wie sie waren. Hier war wohl ein Nekromant am Werk, wenn ich mich nicht sehr täuschte. Ich suchte mir eine Nebenstraße, um die drei zu umgehen und kam nach einiger Zeit an ein Stadttor. Als ich hindurchging, sah ich über mir einen Schatten, der mit vier Füßen emsig am Paddeln war. Patmos! Aber ich sah noch einen weiteren, der sich schräg von unten näherte. Das Monstrum von vorhin hatte meinen Patmos ebenfalls erspäht und ging zum Angriff über! Einen Warnruf konnte ich natürlich nicht ausstoßen.

Ich bemerkte im letzten Moment, dass da was von unten kam. Und es war groß! Ich ballerte eine Chromatische Schallkugel ins Wasser, traf aber grandios daneben. Dafür war der Donner unter Wasser vermutlich im ganzen See zu hören.
Das Ding sah aus wie ein KuoToa, nur das es ins Gigantische vergrößert war. Sein Maul mit den nadelspitzen Zähnen öffnete sich, stülpte sich über mich und ich verschwand sang und klanglos in seinem Schlund. Reflexartig rammte ich ihm mein Krummschwert in den Gaumen und konnte so verhindern, dass ich im Magen landete. Neben mir erschien die Spitze eines Kopeshs und es wurde hell. Richtig hell. Xera war wohl in der Nähe gewesen. Dann zündete ihr beliebter Blitz und die Gaumendecke warf Brandblasen. Ich war für einen Moment blind und taub.
Dafür fand das Riesenfischli mich wohl zu unverdaulich und rülpste mich zurück ins Wasser. Ich schwamm zu Patmos zurück und zog mich auf seinen Rücken. Xera kämpfte im Wasser verzweifelt gegen das Vieh, das hier deutlich agiler war als sie. Dafür schoss ich ihm einen Bolzen in den Balg. Das fand er nicht so nett und wollte mich wieder beißen. Diesmal war ich vorbreitet und er scheiterte an meinem Schild. Zur Belohnung seiner bösen Tat stach ich ihm sein tellergroßes Auge aus, mit dem er mich fixiert hatte. Xera hatte endlich eine weiche Stelle gefunden und erschlug ihn.
Nun trat ein Problem drängend in den Vordergrund: Wir brauchten eine trockene Stelle und zwar zügig. Weil es hier gleich dank meines fehlgeschlagenen Zaubers von KuoToas wimmeln würde. Wir bogen ab und folgten der Stadtmauer. Patmos gab sein bestes und siehe da, ein weiterer Turm tauchte auf. Und, wie nicht anders zu erwarten, stand ein Kreuz auf ihm. Der Zombie sah uns und öffnete den Mund. Leider konnte er nichts mehr sagen, weil ihm ein Bolzen sein untotes Lichtlein ausblies.
Und nun begingen wir den Fehler des Jahres. Unter diesem Kreuz wollten wir nun nicht ausruhen, also lösten wir es aus seiner Verankerung und ließen es ins Wasser gleiten. In dem Turmboden war ein Durchgang, der ins Innere führte. Ein paar Treppenstufen lagen noch trocken, aber dann plätscherte bereits das Wasser und kurze Zeit später auch Patmos, der auf ungebetene Gäste aus der Tiefe achten sollte.
Uns war kalt, wir waren nass und wir waren angeschlagen. Wie lange wir hier Ruhe haben würden, konnten wir aber nicht sagen. Ich begann, mit meiner magischen Energie die Kleidungsstücke zu erwärmen. Das half schon mal ein wenig.
Dann kam es, wie es kommen musste. Patmos wurde unruhig. Besuch kündigte sich an. Ein vorsichtiger Blick über die Brüstung zeigte uns 5 KuoToa und einen sechsten, der größer war und einen Menschenfänger mitgebracht hatte. An dem baumelte eine kleine Glasphiole. Das fehlende Kreuz zog sie geradezu magisch an.
Ich schwor mir, in Zukunft wieder mit dem Denken anzufangen. Ohne war was für Paladine, aber nicht für leicht umzubringende Dunkelelfen. Leider färbte Xera mit ihrer 'Hoppla jetzt komme ich'-Art auf ihre Umgebung ab.
Einer schwamm in den Turm und stellte schnell fest, dass der bewohnt war. Patmos machte kurzen Prozess mit ihm. Das fanden die anderen nicht gut und gingen Patmos besuchen. Patmos hatte einen Gegner zu viel und verschwand mit einem leisen Plopp in die Himmlischen Gefilde.
Einer schaute über die Brüstung, um sich mal umzusehen und bekam zur Belohnung einen Bolzen in den Schädel. Dann tauchte der KuoToa mit dem Menschenfänger auf. Xera war auf dem Turm mal nicht im Nachteil und erledigte auch diesen recht flott, während der letzte verschwand und wohl Nachschub holen ging. Die Phiole war magisch, wie ich schnell feststellte und zwar Verwandlungsmagie. Das sagte mir recht wenig, aber ich steckte sie erst einmal ein. Dann wollten wir uns vom Acker machen. Aber wohin? Hier wimmelte es von dem Viehzeug.
Xera bete inbrünstig zu Bahamut. Falls er nicht antworten würde, waren wir wahrscheinlich geliefert. Was soll ich sagen, manchmal hören die Götter sogar zu. Bei Lolth war das ja üblich, aber ansonsten hatte ich da wenig von mitbekommen. Bahamut war wohl noch so eine Ausnahme. Hatte das was mit der Anzahl der Anhänger zu tun? Je weniger man hatte, desto eher bekam man mit, wenn was schiefging und jemand Hilfe brauchte?
In der Kaverne erschien für kurze Zeit ein platinfarbenes Licht und beleuchtete einen gigantischen Stalagnaten, der die Decke stützte. Der musste Jahrtausende damit zugebracht haben zu wachsen. Wir schwammen und gingen zu der Säule und es waren kleine Erhebungen zu sehen, auf denen ich prima nach oben klettern konnte. In guten 5 Metern Höhe schlug ich den ersten Haken an einer vielversprechenden Stelle ein, um eine Seilsicherung für Xera zu bauen. Das wiederholte ich alle paar Meter und dann fand ich einen kleinen Alkoven. Für uns beide war er zu klein, aber wir konnten unsere Ausrüstung abstellen. Nachdem auch Xera oben war, baute ich eine Konstruktion aus unseren zwei Seilen, die wie eine recht unbequeme Hängematte war. Hier verbrachten wir die Nacht. Es kamen zwar ab und an Patrouillen vorbei, aber niemand schaute nach oben, wo wir wie eine unförmige Spinne in der Dunkelheit hingen. Mit meiner Thaumaturgie war es leidlich warm und so dösten wir mehrere Stunden vor uns hin.

Frierend und unausgeruht überlegten wir, was wir jetzt machen sollten.
"So kommen wir nicht weiter, das sind einfach zu viele.", meinte Xera.
"Wohl wahr. Was hältst du davon, sich einmal die Ufer am See anzusehen? Vielleicht finden wir da etwas nützliches."
"Das können wir machen. Ansonsten gehen wir zurück und fordern Verstärkung an."
"Ich hätte da tatsächlich ein bis zwei Fragen an die Königin. Das kommt mir hier alles komisch vor."
Xera beschwor Patmos erneut und er erschien in alter Frische auf der Wasseroberfläche. Xera hatte ihren Ring ausgezogen und war wieder normal schwer. Damit konnten wir dann beide leidlich trocken auf ihm sitzen.

Uns fiel ein kleiner Alkoven auf, in dem sich etwas befand, das wie ein Altar aussah. Das sahen wir uns mal näher an. Es war ein Altar. Darauf befanden sich drei zusammengebundene Falldorne, die man aufgeschlitzt hatte und deren Blut über den Altar verteilt war. Der Altar war komisch. Er hatte ähnliche Löcher wie der Würfel auf der Hochebene bei der Pyramide, nur viel kleiner. Ansonsten war hier nichts Bemerkenswertes, noch nicht einmal Fußabdrücke der Priester. Daher schipperten wir auf Patmos weiter.

Auf einem Strandabschnitt lagen einige riesige robbenartige Lebewesen und räkelten sich genüsslich. Ich beschloss, mir das Ganze einmal aus der Nähe anzusehen und wir paddelten mit Patmos an Land. Dann kletterte ich über die Uferfelsen bis zu den Lebewesen hin. Sie wirkten wie riesige Seehunde und ich meinte, einen Funken von Intelligenz in ihren großen dunklen Augen zu erkennen. Na dann. Ich stieg auf einen Felsen und sprach sie in Tiefensprache an.
"Willkommen, ihr Robben, ich komme in Frieden." Das war nicht die intelligenteste Eröffnung, aber was wusste ich von diesen Viechern? Nichts.
Verstanden hatten sie mich allerdings, da war ich mir sicher, aber das mit dem Frieden bedurfte noch ein wenig der Unterstützung. Die acht, die da lagen, schauten mich mit einem Blick an, der beides sein konnte: Freund oder Fressen.
Ich packte eine Ration aus, gab ein wenig thaumaturgisches Fischaroma hinzu und kletterte auf den Strand hinunter. Der Größte kam auf mich zu gerobbt und betrachtete misstrauisch mein Geschenk. Ich brach ein kleines Stück ab und steckte es mir in den Mund. Das wirkte, denn er öffnete das Maul, in dem Reihen von recht langen und spitzen Zähnen zu sehen waren. Das waren definitiv kein Pflanzenfresser. Dann nahm er nicht nur die Ration, sondern auch die ganze Hand in seinen Rachen und ich spürte die nadelspitzen Zähne, die meine Haut ritzten. Meine Hand wurde taub. Oha, die hatten auch noch Giftdrüsen.
Das war jetzt noch nicht so lecker und er schaute mich erwartungsvoll an. Die Angel! Wir hatten ja noch die magische Angel! Also setzte ich mich an den Strand und warf die Angel aus. Es kamen mehrere kleine und einige große Fische zu Tage und die Meute stürzte sich auf die Leckereien.
Dann blieb die Angel hängen. Xera, die mittlerweile dazu gekommen war, ging mal nachsehen. Sie hatte sich an einer Eisentüre verhakt, die zu einem Kellerabgang eines Gebäudes gehörte. Leider war die Türe verschlossen, aber die Angelleine ging durch das Schloss ins Innere. Da musste ja ein ganz fetter Brocken hinter sein. Schlösser waren mein Job und so zog ich mich aus und hüpfte ins Wasser. Zwei der Robben begleiteten mich, um mal zu sehen, was denn jetzt für ein nettes Spiel stattfand.
Ich tauchte nac unten und sah mir den Tresor an. Er hatte mehere Schlösser und unter Wasser war das alles etwas ungewohnt, stellte mich aber nicht vor große Probleme.
In dem Tresor lagen einige interessante Sachen. Zwei Barren aus einem stumpfgrauen Material, die extrem schwer waren, also wohl aus Adamant bestanden, 4 Platinbarren und 7 Goldbarren. Dazu noch ein paar kleinere Edelsteine und fünf kleine Statuen. Das Ganze verschwand in meinem Nimmersatten Beutel. Dann war da noch ein Buch, welches langsam nass wurde, also stopfte ich es dazu. Aus den Klettersachen wählte ich mit dem erfahrenen Blick des Experten zwei Paar Schuhe, die auch noch leicht magisch waren, 3 sehr gute Seile und jede Menge Drehhaken, die man ohne zu Hämmern in den Fels bekam. Dann wurde mir die Luft langsam knapp und ich musste auftauchen.
Wir verabschiedeten uns von den Robben und fuhren noch etwas herum, fanden aber nichts mehr von Bedeutung. Daher beschlossen wir, nach Bassingsee zurückzukehren.
Der Gensval nahm uns in Empfang, als wir durch den Durchgang zurückkrochen.
"Und, werte Drachen, wie ist es gelaufen?"
Mein Blick war mörderisch, was er auch sofort bemerkte und blasser wurde.
"Da unten liegt eine Grauzwergstadt."
"Ähm, ja?"
"Die ist vielleicht vor 15 Jahren untergegangen und ihr habt nichts davon erzählt?"
"Ähm, also, ich bin nicht in der Position, um euch das zu erzählen. Da müsst ihr euch an den Hof wenden."
"Mein kleiner Freund, genau das werden wir tun. Und wehe euch, die Erklärung ist nicht gut."
Er schluckte einmal und versicherte uns, dass uns die Gelehrten am Hofe ganz bestimmt die Wahrheit erzählen würden, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit.
Das musste bis morgen warten. Ein heißes Bad und trockene Klamotten waren wichtiger. Und dann eine Audienz. Hier war Aufklärung von Nöten, würde ich sagen.

Ich war rechtschaffen schlecht gelaunt. Das Frühstück schmeckte fade und die gestrigen Tage steckte mir noch in den Knochen.
"Weißt du was ich glaube?"
Xera blickte mich fragend an.
"Ich glaube, wir wurden verarscht. Erstens, die Ruinen wurden vor gut 15 Jahren überflutet. Zweitens, in der Stadt wohnten gut 5000, wenn nicht noch mehr Zwerge. Drittens, die Stadt liegt nicht mal eine Meile von Bassingsee entfernt. Hier muss man mitbekommen haben, dass sich eine Katastrophe ereignet hat. Schließlich werden sie mit den Grauzwergen Handel getrieben haben, oder?"
Xera nickte. "Das stimmt."
"Das führt mich zu einer abscheulichen Vermutung: Vielleicht haben die Tiefengnome ihre Nachbarn ausradiert? Und dabei ist etwas viel Übleres passiert, als sie sich das ausgedacht haben? Warum hätte man uns sonst nichts davon erzählen wollen. Und übrigens, Schmiranda sagte selber, dass die Existenz von Bassingsee geheim bleiben soll. Wahrscheinlich hat man gehofft, dass wir dort umkommen."
Xera sah mich mit offenem Mund an. "Das glaubst du doch nicht wirklich, oder? Doch, du glaubst das."
"Hey, wenn es um üble Sachen geht, kenne ich mich aus. Ich bin ein Drow, schon vergessen?"
"Wir sollten mal nachfragen."
"Wie bitte?"
"Nun, ist doch klar. Wir konfrontieren sie mit unseren Vermutungen und schauen mal, was passiert. Ich glaube das nämlich nicht. Diese Gnome sind nicht bösartig."
"Tiefengnome an sich nicht, das stimmt. Aber für so was reichen ein paar höher gestellte Persönlichkeiten und ein potenter Magier. Den Rest hat man mit dem Staub ruhig gestellt. Ich meine, die arbeiten hier wie blöde und das auf Droge. Das ist doch nicht normal."

Wir mussten eine gute Stunde warten, was meine Laune nicht unbedingt hob. Als wir den Thronsaal betraten, flackerten blaue Flämmchen über meinen Körper.
"Verehrte Königin Schmiranda, " sagte ich und verbeugte mich gerade so tief, dass es keine Beleidigung war, "wir haben wirklich erstaunliches festgestellt bei unserer Expedition in das Reich der KuoToa."
Xera, die einen Spruch zur Wahrheitsfindung geplant hatte, verhedderte sich bei ihrer Verbeugung in ihrem Manteldings und platschte vor der Königin auf den Boden. So viel zum würdevollen Auftreten. Der Spruch war natürlich auch ruiniert.
"Hier müssen viele Überlebende vorbeigekommen sein. Ich sehe förmlich die weinenden Kinder und die wehklagenden Frauen vor mir. Ein Wunder, dass ihr das nicht bemerkt habt."
Gemurmel setzte ein und Schmiranda winkte uns zu sich. Sie seufzte und redete leiser weiter.
"Das war die schwierigste Entscheidung in meiner Amtszeit. Wie ihr seht, gibt es hier kaum Landwirtschaft. Wir haben gerade genug für unsre Bevölkerung. Hunderte Flüchtlinge hätten wir nicht durchfüttern können. Also haben wir sie vorbei ziehen lassen und die Tore geschlossen gehalten."
Sie drückte sich eine Krokodilsträne ab. Xera starrte sie mit offenem Mund an.
"Was?"
"Was hätten wir denn machen sollen. Sie aufnehmen? Das hätte zu Mord und Totschlag geführt."
"Ich hatte schon die unangenehme Idee, dass ihr das selbst verursacht habt. Weshalb ihr uns als Fremden natürlich nichts von eurer Schande erzählt habt."
Ich fixierte sie mit stechendem Blick. Im Hintergrund waren thaumaturgische Totenklagen zur moralischen Unterstützung meiner Theorie zu hören. Das mit dem Blick konnte sie aber auch.
"Nichts davon ist wahr. Was habt ihr denn gefunden?"
"Hunderte von Fischmenschen und Zombies. Jede Menge Grauzwergzombies."
Hier schluckte sie dann doch.
"Das es so schlimm ist, war mir nicht bekannt. Meine Magier erzählten mir von einem mächtigen Priester und einer Fischgottheit."
"Wir werden Hilfe brauchen, verehrte Königin. Das übersteigt unsere bescheidenen Fähigkeiten bei weitem."
Sie überlegte und nickte dann.
"Ich biete euch drei Zauberer an." Sie winkte in die Menge der Höflinge. "Ihr da, vortreten. Ihr begleitet die beiden."
Was da vortrat war die Elite der geriatrischen Abteilung. Die drei Gnome waren uralt. Einer hatte sich Augen und Mund verbunden, einer Augen und Ohren und der dritte Ohren und Mund. Ich starrte dieses Wunderwerk magieschaffender Präsenz mit offenem Mund an.
"Was. Ist. Das?"
"Das sind meine Hofzauberer. Ich kann sie eigentlich nicht entbehren, aber für euch ist natürlich das Beste gerade gut genug." Schmiranda lächelte ein Haifischlächeln. Die wäre auch bei uns gut aufgehoben gewesen, glaube ich. Da konnten einige Matriarchinnen noch etwas von lernen.
"Was … was ist los?", murmelte eine zittrige Greisenstimme. Der Mund hatte gesprochen.
"Ihr begleitet dieses beiden Drachen zur Vernichtung eines Nekromanten. Ich zähle auf euch."
"Aber … aber…", tatterte der Mund weiter.
"Wie heißt ihr denn?", wollte Xera wissen.
"Jungchen, wie wir heißen? Ich bin Zischli, der, der sieht heißt Zwinkie und der, der hört heißt Lismin. Kapiert?"
"Ich bin zwar kein Jungchen, sondern das andere Geschlecht, aber ja. Wir müssen noch was besorgen. Wann könnt ihr fertig sein?"
"So in 'ner Stunde, Jungchen." Das mit dem Mädchen hatte er bravourös ignoriert. Oder es war mittlerweile jenseits seines Erfahrungshorizontes.
"Gut, dann kommen wir euch in einer Stunde abholen. Könnt ihr schwimmen?"
"Schwimmen?" Er kicherte debil vor sich hin. "Nee, Jungchen, wir haben da andere Möglichkeiten. Wir sind schließlich Meister der Steinverformung, gell Jungs?" Die beiden anderen nickten und murmelten unverständliches Zeug.
"Gut, ihr Lieben, dann auf auf. Ich habe noch Regierungsgeschäfte zu erledigen.", meinte Schmiranda.
Damit waren wir entlassen.

Wir besuchten noch einmal Globs exzentrisches Geschäft. Der Gnom wäre uns gerne behilflich gewesen, aber außer einen neuen Heiltrank und einem Tarntrank für felsiges Gelände war nichts Interessantes dazu gekommen. Das wurde gekauft.
Also gingen wir zurück, sammelten die murmelnden Greise ein und gingen zurück zum See. Oben auf dem Absatz angekommen, trafen wir auf die erste Hürde.
"Jungchen, da kommen wir aber nich runter, wa?"
"Keine Sorge, ich baue eine Leiter.", meinte ich und befestigte ein Seil mit Hilfsknoten. Xera seufzte, schnappte sich einen der Drei und kletterte nach unten. Der Greis zeterte vor sich hin. Endlich waren alle unten.
"Und nun? Baut ihr einen Tunnel zu dem Bauwerk dahinten?"
"Nee, sieh mal zu, Jungchen."
Die Drei bildeten ein Dreieck, berührten sich an den Fingerspitzen und begannen ein Ritual. Bröckchen lösten sich aus dem Kalkstein und bildeten schnell einen Geröllhaufen. Dann verschmolzen die Klumpen miteinander. Nach einer guten Viertelstunde war eine Plattform entstanden, die gute drei Meter im Durchmesser hatte und etwa einen Fuß über dem Boden schwebte.
"Oha.", staunte ich. "Das ist ja mal cool."
Wir kletterten an Bord. Xera musste in der Mitte bleiben und ich begann, vorsichtig die Navigation zu erkunden. Die Scheibe schwebte dahin, wo man gerade am Rand stand. Flott war sie allerdings nicht und zu zockelten wir sehr gemütlich über den See. Dafür blieben wir trocken. Da wir Zeit hatten, fragten wir die drei über die Katastrophe aus.
"Ja, das war so vor 15 Jahren. Plötzlich öffnete sich ein Spalt und das Wasser schoss herein. Das wirkte damals schon komisch. Also haben wir die Mächte befragt und die offenbarten uns einen neuen Gott, ein fischartiges Lebewesen, mit Hummerscheren und vielen Tentakeln. Richtig grässlich war das."
Er schüttelte sich.
"Und jetzt müssen wir das auch noch bekämpfen."
"Hättet ihr das schon damals gemacht, dann hätten wir jetzt kein Problem.", sagte ich mitleidlos.
"Jungchen, Tiefengnome sind keine dollen Krieger. Wir bleiben lieber unentdeckt. Daher isses so wie es ist."
Die anderen beiden nickten und murmelten.

"Wir sollten noch mal unsere Robbenfreunde besuchen.", sagte ich nach einiger Zeit.
"Was denn für Robben?", wollte Zischli wissen.
Ich beschrieb sie ihm und unsere Begegnung und er bekam fast einen Herzinfarkt.
"Was? Die? Und du hast sie auch noch gefüttert?"
"Äh, ja?"
"Das sind Gulper, Jungchen, die fressen alles, was nicht bei drei auf dem Stalagmiten ist. Die sind dazu auch noch giftig."
"Das habe ich bemerkt. Aber sie sind sehr nett. Wäre schön, wenn sie uns begleiten würden."
"NETT?"
"Du musst ihnen nur Fische geben und mit ihnen reden."
"Jungs, wir sind mit Irren unterwegs." Die beiden anderen nickten, murmelten zustimmend und klammerten sich aneinander.
Die Gulper erkannten uns und freuten sich sichtlich über die Abwechslung. Die alten Gnome murmelten und jammerten die ganze Zeit vor sich hin und beäugten das ausgelassene Tollen der Robben. Vier begleiteten uns.
Nach kurzer Zeit waren wir in eine Patrouille gelaufen, bzw. gefahren. KuoToas tauchten aus dem Wasser auf und wollten die Scheibe entern. Ein dicker war auch dabei. Jetzt zeigte sich einmal mehr, was Nettigkeit für Auswirkungen hat. Die Gulper fielen über die KuoToa her und das Wasser färbte sich blutig. Zischli murmelte etwas und an mir donnerte eine blaue Lanze vorbei und fraß sich in den großen KuoToa, der sich zufriedenstellend in seine Einzelteile auflöste.
"Bei den Göttern," murmelte ich, "die sind ja gemeingefährlich."
"Wen meinst du?", wollte Xera wissen. "Die Alten oder die Gulper?"
"Das kannst du dir aussuchen," erwiderte ich, "es macht keinen Unterschied, glaube ich."
Allerdings hatte ich gerade zum ersten Mal das Gefühl, dass wir vielleicht, aber auch nur vielleicht, eine Chance haben würden.

Wir schlugen einen Bogen und wollten das Gebäude von hinten erreichen. Mit der Scheibe wäre das aber zu auffällig und so beschlossen wir, auf zwei Gulpern vorzureiten und uns das anzusehen. Die Greise würden mit der Scheibe nachkommen. Was wir bei dem Plan nicht ganz bedacht hatten war die Geschwindigkeit der Gulper. Wir waren viel schneller vor Ort, als wir uns das gewünscht hätten.
Der Würfel war ungefähr 50 Meter hoch und im zweiten Drittel geborsten. Man sah viele offene Räume und das Ganze war von einem milden Licht erhellt, dessen Ursprung wir nicht ausmachen konnten. Der geborstene Teil stand leicht schräg. Unter uns war zu erkennen, dass der Würfel nur das obere Stockwerk eines viel größeren Gebäudes war. Das Ganze war eine Art Zikkurat.
Wir saßen also auf unseren Gulpern und betrachteten die Szenerie. Am Rand des abgekippten Bauwerks war eine Plattform auf Pfählen montiert worden. Dort stand ein Scorpio aus Metall, den sie wohl bei den Grauzwergen gefunden hatten, aus dem ein riesiges Projektil ragte. Der große KuoToa, der daneben stand, hatte einen Stab in der Hand, an dem Hummerklauen und andere Amulette befestigt waren. Er gab ein Kommando und der Scorpio begann sich zu drehen und peilte Xera an.
Ich bat meinen Gulper, mich zur Plattform zu bringen, damit ich dem Großen einen zwiebeln konnte. Der blies allerdings in ein Muschelhorn und um mich herum begann sich das Wasser aufzutürmen und mich in einen Wirbel hineinzuziehen. Dann ließ der Wirbel nach. Xera musste irgendwas gemacht haben, jedenfalls war er abgelenkt und ich hatte freie Bahn. Gulpi brachte mich zu einem Poller und ich kletterte wieselflink nach oben. Da mittlerweile noch mehr KuoToas aufgetaucht waren, ging sich mein robbiger Freund anderweitig beschäftigen. Schmerzensschreie gellten über das Wasser.
Der KuoToa hatte mich nicht bemerkt, weil er Xera weiterhin mit Sprüchen beharkte. Also schlitzte ich ihn von hinten auf. Leider war das Kerlchen deutlich robuster, als es aussah und so drehte es sich zum mir um. Er hob seinen Stab und schlug zu.
Die Hummerscheren gruben sich in meinen Körper, ein Blitz zündete und ich dachte, ich werde gleich vom Schmerz bewusstlos. Warum eigentlich nicht? Was bei den Kobolden funktioniert hatte, könnte vielleicht auch hier funktionieren. Im offenen Kampf war ich hier aufgeschmissen. Ich brach zusammen, biss mir auf die Lippe, spuckte Blut und verröchelte. Er sagte etwas Abfälliges und wandte sich Xera zu, die gerade hochgeklettert kam.
Ich lächelte schmerzverkniffen, rappelte mich auf und stach ihm von hinten durch seine Eingeweide. Er lebte aber immer noch und schlug erneut nach mir. Der Schildzauber lenkte den Schlag ab und der traf den Scorpio. Der Blitz zündete und waberte über das Metall. Der KuoToa, der drin saß, begann nach garen Fischstäbchen zu duften und fiel dampfend aus seinem Sitz.
Xera schlug ihn noch einmal mit ihrem Kopesh und dann war endlich Ruhe. Allerdings nur auf der Plattform.
Die ersten Zombies robbten sich auf den unter Wasser liegenden Absatz des Zikkurats. Ich scheuchte die Gulper davon. Das hier war nicht ihre Domäne. In der Ferne sah ich eine Scheibe auf das Zikkurat zuhalten. mbarath hathol, die waren noch verdammt weit weg!
Wir schnallten unsere neuen Kletterschuhe an und kletterten um die Wand herum bis zu dem zentralen Riss. Dort erreichten wir ein zertrümmertes Stockwerk mit einem leidlich intakten Fußboden, der uns aushielt. Von etwas links und unter uns hörten wir Gesang. Vorsichtig bewegten wir uns auf die Stelle zu.
Unter uns ertönten unheilige Gesänge. Xera nutzte die kurze Verschnaufpause und heilte mich. Ich spähte nach unten und sah verdeckt den KuoToa-Nekromanten. Er stand hinter einem steinernen Thron mit Armlehnen. Das waren gute vier Meter und ich musste die Lehne treffen und das auch noch geräuschlos. Xera wollte warten, bis ich gelandet war, wie auch immer, und mit Nebelschritt folgen. Sie befestigte schon einmal griffbereit einen Heiltrank an ihrem Gürtel.
Also beschwor ich die verhassten Geister meiner Lehrmeister herauf, trat einen Schritt nach vorne in die Leere und zielte auf die Lehne. Wider Erwarten landete ich recht glücklich, balancierte mich aus und stieß ihm von hinten meine beiden Schwerter in den Rücken. Sein Gesabbel brach ab und er wollte sich umdrehen. Xera tauchte vor ihm auf und stieß ihm ihr Schwert in die Brust, wie immer mit den dazu gehörenden Lichteffekten. Das Gesicht des KuoToa verzog sich zu einem Grinsen und er kicherte. Er packte meine beiden Klingen und ruckte sie nach unten. Ein Schwall von Blut und Eingeweiden ergoss sich in das Wasser und er kippte um.
Wir sahen uns an. Das war aber mal glatt gegangen. Gewonnen durch Selbstmord. Aber warum hatte er dabei gelacht?
Hinter Xera begann das Wasser rötlich zu leuchten.
"Was zum …"
Ein Beschwörungskreis erschien auf der Wasseroberfläche und leuchtende Runen poppten um den Rand herum auf. Im Inneren begann das Wasser zu brodeln. Aus dem Kreis erhob sich die missgestaltete Gottheit der KuoToa, eine chtonische Abscheulichkeit. Er war noch schlimmer als es die Beschreibung der Gnome hatte erwarten lassen.
Ein Kopf wie ein Hummer, Arme, die in Scheren ausliefen, ziemlich viele Tentakel, die wild um sich schlugen und zum Schluss ein Schwanz, der in ein Haifischmaul auslief. Es war eine Art Wrasilith, wie wir später erfahren würden.
Unser letztes Stündlein hatte geschlagen. Und von unseren senilen Magiern war weit und breit nichts zu sehen und zu hören. Zu allem Überfluss hörten wir das Sabbern und Platschen der Zombies, die sich dem Riss näherten.
Ich setzte ein Feenfeuer auf das Ding, aber das war leider nicht von Erfolg gekrönt. Dafür biss mich das Vieh, recht schmerzhaft, möchte ich betonen. Xera schlug mit ihrem Kopesh zu, verursachte aber nur eine leichte Wunde.
Ich nutze die Gelegenheit und schwebte nach oben. Von dort konnte ich ihn hoffentlich unter Feuer nehmen. Im Wasser war ich schlicht verloren. Ich hörte Plätschern von außerhalb und das Gemurmel der Tiefengnome. Die Magier kamen endlich, aber ich glaube, sie waren zu spät.
Xera traf ihn erneut, aber jetzt hatte er nur einen Gegner, auf den er sich konzentrieren musste. Der Dämon biss herzhaft zu und die Scheren schnitten Xeras Panzer auf. Ihr Blut spritzte durch die Gegend und das Haifischmaul am Schwanzende schleuderte sie wie eine kaputte Puppe beiseite. Verzweiflung machte sich in mir breit. Was sollte ich tun?
Zu allem Überfluss erschienen auch noch die Zombies im Riss. Dann brach die Hölle los, als ein Feuerball mitten unter ihnen zündete. Bruchteile von Sekunden später ein zweiter. Unsere murmelnden Wracks waren also endlich angekommen! Um mich herum regneten rauchende Zwergenfetzen zu Boden und es roch nach feuchtwarmer Dschungelluft mit geröstetem Fleisch. Xera war in der Zwischenzeit untergegangen. Ich beendete den Schwebezauber und ließ mich an dem gerade etwas abgelenkten Monstrum vorbei ins Wasser fallen. Über mir flackerte das blaue Leuchten eines Blitzes. Man konnte ja über die körperliche Fitness der Drei seine Witze machen, aber magisch hatten sie was drauf!
Ich erwischte Xera, schnappte mir ihren Trank und zog sie in die relative Sicherheit eines Durchgangs. Ihren Kopf über die Wasseroberfläche haltend flößte ich ihr den Trank ein. Kurze Zeit später schlug sie die Augen auf und lächelte.
Ich war mir da sehr sicher: Wenige Leute wussten es zu schätzen, beim Erwachen in das grimmige Gesicht eines blutverschmierten Drow zu blicken. Also eines lebenden Drow natürlich.
"Wo ist mein Schwert? Den mache ich fertig."
"Ähm, du warst hin? Und so ganz gesund bist du gerade nicht."
"Egal."
In der Zwischenzeit wurde Zwinkie von dem Dämon von der Plattform gepflückt, hochgeworfen und mit einem großen Schluck verspeist. Mist, da waren es nur noch zwei und ohne ihre Augen sahen sie auch nicht mehr viel.
Xera paddelte durch das Wasser und näherte sich dem Dämon. Der war nicht amüsiert, dass sie schon wieder herumzanken wollte und wandte sich ihr zu. Das gab mir die Gelegenheit, mich von hinten an ihn heranzupirschen. Mit dem Mut der Verzweiflung rammte ich ihm das magische Schwert in die Rippen. Da hatte ich wohl Glück und etwas Wichtiges getroffen, denn ich wurde von einer Fontaine aus grünlich stinkendem Dämonenblut überschüttet.
Zwinkie war wohl noch nicht ganz tot, denn die beiden anderen wussten sehr genau, wo sich der Dämon befand, und beharkten ihn mit einer Sammlung von magischen Geschossen. Xera hackte ein letztes Mal zu und das war es. Das Wesen sackte zusammen und trieb auf der Wasseroberfläche. Ich nutzte die Gelegenheit und sah mal nach, ob Zwinkie vielleicht noch am Leben war. Ich schnitt den Bauch auf und dort war der arme Kerl, blutüberströmt, verätzt und atmete mehr als flach. Aber ich hatte ja noch eine Wundsalbe von Glob. Die verteilte ich großzügig auf dem Gnom und sein Atem stabilisierte sich. Hinter mir ertönte eine zittrige Stimme.
"Gut gemacht Jungchen, seine Zeit war wohl noch nicht gekommen."
Ich wischte mir Blut, Schmodder und andere Sachen von der Stirn. Im Wasser tauchten einige Gulper auf und zwitscherten fröhlich vor sich hin. Der Dämon begann, zu feuchter Kohle zu zerfallen.
"Jungchen, wir müssen uns was sputen. Dahinten kommen die anderen."
Tatsächlich, in der Ferne war eine Flutwelle auszumachen, die aus Wasser, vermischt vielen KuoToa-Körpern, bestand.
Wir legten Zwinkie auf die Scheibe und ich blickte verzweifelt auf das Gefährt. Die KuoToa würden uns problemlos einholen. Dann kam mir die zündende Idee. Ich laberte die Gulper voll, zeigte meine Seile und versuchte ihnen klarzumachen, dass wir einen Hilfsantrieb benötigen würden. Sie schienen mich verstanden zu haben und fanden das neue Spiel ganz toll. Ich schirrte sie und die Scheibe an und dann ging es ab. Die Plattform legte sich schräg, ich balancierte am Bug und lenkte die Gulper und Xera hielt die alten Männer fest, die leise vor sich hin kreischten. Wir hinterließen eine ziemliche Gischtwoge, als wir über den See schossen. Was für ein Ritt! Die KuoToa blieben hinter uns zurück.
Am Gulper-Ufer ließ ich unsere Zugtiere frei, bedankte mich artig und tätschelte ein paar Köpfe. Sie zwitscherten zurück und winkten uns nach, als wir wesentlich geruhsamer am Ufer entlang zu unserem Spalt schipperten.
Was freute ich mich jetzt auf ein heißes Bad und ein Bett!

-> Level Up!
Kein Plan reicht mit einiger Sicherheit über das erste Zusammentreffen mit den Spielern hinaus.
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Re: Tales from the Table (D&D 5E): Death men don't wear plate

Beitrag von Mercen »

Taschendimensionen 1

Dramatis personae:
Ghaundar Vandree Dunkelelf Schurke (Attentäter) 4 NB
Zauberer (Drache) 2
Xera S'smaran Drachengeborene Paladin (Rache) 6 RG

Ich bin ein Drow. Drow sind tödlich. Keiner mag uns, noch nicht einmal wir uns selber. Ich bin gestorben, wieder auferstanden und arbeite für den Teufel. Meine Arbeit besteht darin, böse Artefakte zu finden, mitzunehmen und alle, die mich daran hindern wollen, umzubringen. Ich bin von Bahamut für diese Arbeit ausgezeichnet worden.
Ich verstehe nichts mehr.
Die Welten sind verrückt geworden.
Vielleicht sollte man vom Leben einfach nicht zu viel erwarten. Einatmen, ausatmen und dafür sorgen, dass man das auch noch in der nächsten Minute konnte. Der Rest war Bonus.

Es wurde Zeit, zu unserem Auftraggeber zurückzukehren. Wir hatten sein Schwert und ich noch ein Geschenk, nämlich die Seelen von Zuggtmoy. Das würde hoffentlich die schlechte Laune von Viridicus über unsere Verspätung etwas besänftigen. Andererseits musste er wissen, wo wir waren, schließlich tauchte unser Cremeweißchen ja immer zielgenau an unserem jeweiligen Aufenthaltsort auf. Wahrscheinlich hatte er gerade nichts für uns zu tun. Vielleicht gab es ja einen Gasthof für Leute wie uns in der Hölle. 'Gasthaus zur verlorenen Seele' wäre doch passend. Oder 'Gasthaus zur Ewigen Verdammnis'. Wäre mir egal. Einen Abend mit gutem Essen, starken Getränken und leichten Mädchen, das wäre was. Einfach mal entspannen und wissen, dass in den nächsten Stunden außer Glückseligkeit nichts passiert.

Der Hof hatte uns allerdings noch eingeladen und so machten wir uns nach dem Frühstück auf den Weg zur Königin. Die begrüßte uns freundlich.
"Meine Lieben, ich danke euch im Namen von ganz Bassingsé für euren Einsatz. Sogar meine drei Magier habt ihr unversehrt wieder mitgebracht."
Sie winkte in die Menge und ein Lakai trug mühsam eine kleine Kiste herbei, die er vor unserer Nase aufklappte. Darin waren Gold- und Platinmünzen zu sehen.
"Nehmt dies als ein kleine Dankeschön für eure Mühen."
Wir bedankten uns artig.
"Sagt, habt ihr eventuell noch andere Sachen aus der Stadt mitgenommen?"
Hätten wir gerne, aber mit eine Horde KuoToa auf den Fersen waren wir froh, ungeschoren davon gekommen zu sein.
"Verehrte Königin, leider hatten wir keine Zeit, die Stadt gründlicher in Augenschein zu nehmen. Dort leben immer noch sehr viele KuoToa. Wir haben nur ihren Gott und ihren Priester getötet und dann das Weite gesucht."
Sie nickte zufrieden und Habgier glitzerte in ihren Äuglein. Sie winkte huldvoll und wir waren entlassen. In einer stillen Ecke zählten wir und kamen auf etwa 1000 Goldmünzen an Wert. Die Platinmünzen lagen natürlich oben und bildeten eine dünne Schicht auf dem Gold. Die Frau war wirklich zu bewundern. Sie war eindeutig in der falschen Rasse geboren.
"Und jetzt?"
"Jetzt mache wir uns auf den Rückweg. Ich hätte gerne eine Kneipe mit gutem Essen, starken Getränken und willigen Damen."
"Du bist einfallslos."
"Eigentlich nicht. Ich weiß sehr genau, was ich mit den drei Sachen anstellen werde."
"Ich hätte gerne einen Bahamut-Tempel. Dann könnte ich etwas spenden."
"Spenden? Sag mal, dein, nein unser Patron hat doch wohl genug Gold eingesammelt in den letzten Äonen. Er könnte ja auch mal was davon abgeben."
"Ja, bemerkenswert, nicht wahr." Sie lächelte und ich verstand nichts.
Wir zündeten die Kerze an und der Rücksturz begann.

Wir saßen in zwei bequemen Sesseln in Viridicus' Büro. Er drehte uns den Rücken zu und suchte gerade mit seien vier Armen etwas in seinem Bücherregal. Vier Arme? Zwei davon hatte ich bis jetzt wohl verpasst. Wahrscheinlich hatte er am Anfang seine Gestalt angepasst, um uns nicht allzu sehr zu verschrecken.
Ich legte den Finger auf meinen Mund und zwinkerte Xera zu. Aber leider wusste er, dass wir da waren. Ohne sich umzudrehen, sagte er: "Willkommen zurück. Ich hoffe, ihr wart erfolgreich?"
"Aber natürlich, Eure Gönnerschaft", erwiderte ich und Xera legte den Zweihänder auf den Tisch.
Endlich drehte er sich um und nahm das Objekt.
"Wundervoll. Wisst ihr, ich war mir nicht sicher, ob ihr es finden könnt. Die Sprungkoordinaten waren etwas diffus, so als wäre es in einer eigenen Sphäre gewesen. Der Späher hatte zwar sein Bestes gegeben, aber es liegt immer an den Sammlern, ob etwas von Erfolg gekrönt ist. Und ich muss sagen, ihr seid da überaus erfolgreich im Vergleich zu anderen."
Das ging runter wie Öl. Wir erzählten eine stark gekürzte Version der Ereignisse und ließen den Bahamut-Tempel und meine Verwandlung großzügig aus.
Am Ende unserer Geschichte wühlte ich in meinem Nimmervollen Beutel und zog das kleine Säckchen heraus.
"Wie gesagt, Eure Gönnerschaft, wir waren ja in dem Tempel von Zuggtmoy. Auf dem dortigen Altar haben wir etwas gefunden, was starke nekromantische Radiation ausstrahlt. Wir dachten, wir bringen Euch das als kleines Präsent mit."
Ihm blieb fast der Mund offen stehen, als ich die Smaragde mit ihren kleinen orangen Flämmchen darin auf dem Schreibtisch ausschüttete. Ich hatte den Eindruck, dass das nicht häufig vorkam. Ein Funken echter Rührung schwang in seiner Stimme mit.
"Nun, meine Kinder, das ist wirklich lieb von euch. Ihr habt euch eine kleine Pause und eine Belohnung verdient. Seht euch in meiner Sphäre um und genießt die Annehmlichkeiten, die meinen Angestellten hier geboten bekommen. In den Stallungen wartet dann die Belohnung, aber ruht euch erst einmal aus."
Stallungen? Belohnung? Was für ein Reittier würde uns denn da erwarten?
Wir folgten ihm in einen Gang hinaus. Zur Rechten waren große Panoramafenster eingelassen, die uns einen Blick in seine Ebene gewährten. Große Bauten aus Glas und verschnörkeltem Eisen stand weit verstreut in einer Parklandschaft herum. Das waren wohl seine Museen und sie waren groß. Richtig groß. Auf den Wegen wanderten einzelne Gestalten oder kleine Grüppchen, wohl die erwähnten Angestellten. Viele waren es nicht. Einige waren selbst auf diese Entfernung unschwer als nichtmenschlich zu erkennen.
Er führte uns zu einer großen Freitreppe und meinte, dass es hier hinaus ginge, wünschte uns einen angenehmen Aufenthalt und verschwand wieder zu seinen Arbeitsräumen.
Auf dem Weg die Treppe hinunter hörten wir an und abschwellendes Brüllen und manchmal eine leichte Vibration. Unter uns waren die Stallungen, Was, in allen Höllen, war dort eingesperrt?
Wir verließen das Gebäude durch ein großes verschnörkeltes Portal und atmeten tief die frische Luft ein. Vielstimmiges Vogelgezwitscher war zu hören, wobei einige der Vögel Entsetzensschreie bei einem Ornithologen ausgelöst hätten.
"Was jetzt? Ich hätte Lust auf eine Gaststätte und ein leckeres Mittagessen. Der Gnomenfraß und die Rationen hängen mir zum Hals raus."
Xera war der gleichen Meinung und so gingen wir zu der großen Plaza. Ein riesiger Springbrunnen plätscherte fröhlich vor sich hin. Dort gab es tatsächlich ein kleineres Haus mit einem Schild: 'Turkey's Diner'. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen und betraten die Gaststätte. Sie war leer, hätte aber bequem hundert Personen aufnehmen können. Dafür roch es verführerisch.
"Hallo? Jemand da?"
Hinter dem Tresen materialisierte eine humanoide Gestalt. Sie trug geschmackvolle Bekleidung und wirkte dienstbeflissen. Als Kopf trug sie einen Truthahn. Oder einen Truthahn auf dem Kopf, so genau konnte man das nicht unterscheiden. Der Vogel war gebraten, sah lecker aus und hatte sogar die kleinen Papiermanschetten an den Beinen. Skurril.
"Womit kann ich dienen? Ihr seid Angestellte von Viridicus, nehme ich an?"
"Ja, wir sind die Spezialagenten Xera S'smaran und Ghaundar Vandree", stellte ich uns vor.
"Sehr schön, ihr seid angekündigt worden. Ich bringe sofort die Speisekarte. Wollt ihr etwas zu trinken vorher?"
Und ob wir das wollten. Xera bestellte einen Chardonnay und ich wollte und bekam ein lange im Fass gereiftes Zwergenbier. Das ließ sich schon einmal gut an.
Die Karte ließ ebenfalls keine Wünsche offen und wir begannen erst einmal mit ein paar Vorspeisen, gefolgt von einem leckeren Steak (die Fleischsorten standen nicht auf der Karte, aber egal) mit Gemüsebeilage und nahmen hinterher noch einen kleinen Pudding als Nachtisch. Dann ein bis zwei Absacker.
Dann fragten wir ihn, ob er auch Zimmer hätte? Er hatte. Die Zimmer waren geräumig und mit einem Badezimmer vom feinsten ausgestattet. Aber vor dem Bad brauchten wir dringend neue Klamotten.
Er zeigte uns noch den Weg zum Herren- und Damenausstatter - denn das, was wir seit drei Wochen am Leibe trugen, konnte man nur noch verbrennen - und zum Ausrüster, um fehlendes Equipment zu ergänzen. Alles kostenlos natürlich. Wahnsinn, hier bleibe ich. Wenn nur die Aufträge zwischendurch nicht wären. Leise rülpsend und etwas schwerfällig machten wir uns auf den Weg zurück zum Haupthaus.

Die Schneiderin fanden wir im zweiten Stock. Es war eine Teufelin mit entzückenden kleinen Hörnchen, lila Hautfarbe und einem Gesicht, dass etwas hochnäsig wirkte. Sie nahm unsere Maße, fragte nach unseren Farbwünschen und wollte Xera, weil die ja eine Frau war, ein Kleid aufschwatzen. Xera probierte es tatsächlich an, aber ich muss sagen, Drachenfrauen sehen in Kleidern, nun ja, seltsam aus.
Dann begaben wir uns zum Ausrüster. Ein Bartteufel mit tiefroter Haut betreute die Abteilung und hier lag alles vom Feinsten. Er musste mich etwas bremsen, als ich anfing, alle möglichen Phiolen und Tonkrüge in meinen Nimmervollen Beutel zu packen, aber gut. Ich fand sogar zwei magische Kurzschwerter, die ich gegen mein Krummschwert und das versilberte Kurzschwert eintauschte, was er wohlwollend zur Kenntnis nahm. Wir erfuhren, dass vieles hier von verstorbenen Sammlern war und nun anderen zur Verfügung stand. Das trübte meine gute Laune nur kurzfristig. So gut ausgestattet konnte ja nicht mehr viel passieren, dachte ich mir.

Da die Schneiderin gemeint hatte, dass sie wohl gut zwei Stunden benötigen würde, gingen wir die Museen besichtigen. Das erste war wohl eines für Naturkunde. Endlose Reihen von Skeletten und ausgestopften Tieren, Vögeln, Reptilien und was auch immer säumten die Gänge. Je tiefer wir in die Hallen kamen, desto größer wurden die Exponate.
"Wenigstens muss man die hier tot abliefern. Wenn ich mir vorstelle, so eins lebend einfangen zu müssen …" Ich zeigte auf ein gigantisches Etwas mit erschreckend vielen Zähnen in seinem Kopf.
Xera nickte zustimmend. "Ja, ich bin auch sehr froh, dass wir nur gegen Untote und Dämonen kämpfen müssen, um einen Gegenstand zu bekommen."
War das etwa Ironie? Bei Xera eigentlich unwahrscheinlich.
Die Sammlung war auf Dauer deprimierend, also suchten wir ein anderes Museum auf. Das beinhaltete Waffen und Rüstungen und war schon eher nach unserem Geschmack. Teilweise waren die Exponate sogar magisch. Eine solche Sammlung an Mordinstrumenten aus dutzenden von Sphären und Welten war mir noch nie untergekommen.
Als wir müde wurden, besuchten wir unseren Diner für ein aufmunterndes Getränk und eine Portion Kuchen. Danach setzten wir uns an den Springbrunnen und taten einfach nichts. Als wir meinten, es wäre an der Zeit, schlenderten wir zum Haupthaus, um unsere Sachen abzuholen.
Die Teufelin war auch gerade fertig geworden und wir nahmen unsere zwei Sätze an neuen Klamotten in Empfang. Unterwäsche nahm ich auch gleich mit. Dann ritt mich die Teufelin, also äh, noch nicht, und ich versuchte, sie zu einem Treffen zu überreden, aber das war leider nicht im Preis inbegriffen. Sie war offensichtlich immun gegen meinen Charme. Schade, das wäre mal eine infernalische Erfahrung gewesen.

Nach einem ausgiebigen Bad tauchten wir sauber und frisch gekleidet zum Abendessen auf. Ein Tisch im Restaurant war mit Girlanden und anderer Dekoration geschmückt worden und auf unsere Frage, was anstehe, sagte uns Turkey, dass hier das Wiedersehen von ein paar Freunden gefeiert werden solle. Das wären auch Agenten wie wir.
Die tauchten auch nach einiger Zeit auf. Es waren acht an der Zahl und sie bewegten sich, als würden sie zu einer Art militärischen Orden oder Gemeinschaft gehören. Als wir unser Abendessen verspeist hatten - es gab Truthahn -, stand Xera auf und ging fragen, ob wir uns dazu gesellen dürften? Wir durften und fingen an Geschichten auszutauschen.
Sie hießen Heinrich, Albrecht, Joseph und Rudolf, die Frauen Siegrid, Martha, Käthe und Ottilie. Sie trugen recht einheitliche Kleidung in grau und schwarz und stammten aus einer völlig anderen Welt als wir. Dort gäbe es keine Humanoiden, wie wir es waren. Es gab auch keine Magie, nur in ihren Legenden und Märchen, aber sie hätten hier 'dazu gelernt'. Ich wäre ein Schwarzalf und den kannten sie aus ihrer Volksmythologie, aber jemanden wie Xera hatten sie nicht in ihren Legenden. Einer meinte, der Drachentöter wäre ja nach dem Bad unbesiegbar geworden. Vielleicht hätte er ja Schuppen bekommen wie Xera.
Aber das war ein interessanter Aspekt: Die Hölle scheint universell und für viele Welten zuständig zu sein.
Wir erfuhren, dass die Viecher aus dem Museum mitnichten tot angebracht wurden. Heinrich war einer der Tierfänger und meinte, dass wäre schon teilweise haarig, sie lebend in die Finger zu bekommen.
Auf die Frage, was wir so machen würden, erzählten wir, dass wir Gegenstände sammeln würden und erzählten ein wenig von den Gegnern, die diese bewacht hatten. Morgen sollten wir zu den Stallungen gehen, da würde eine Überraschung auf uns warten. Die Reaktion war gemischt, aber sie kannten offensichtlich die Stallungen und wirkten teilweise ziemlich neidisch. Aber sie erzählten nichts davon und meinten, sie wollten uns die Überraschung nicht verderben.
Meine Sicherheitsmechanismen schalteten sich ab. Wir waren Gleiche unter Gleichen. Hier war keine Gefahr. Das war unser Abend.
Heinrich erzählte vom Einfangen eines Vogels und wie schwierig sich das gestaltet hatte. Wir lachten alle.
Er hob seinen Pokal. "Auf die Aufträge!"
Alle hoben ihre Gefäße und wir tranken darauf.
Siegrid erzählte vom letzten Auftrag und dass sie fast die Hälfte ihrer Gruppe verloren hatte.
Sie hob ihren Pokal. "Auf die Gefallenen!"
Alle hoben ihre Gefäße und wir tranken darauf.
"Wir waren auch zu dritt, als wir aufbrachen, aber wir haben einen unterwegs verloren", sagte Xera.
Ich hob meinen Pokal. "Ein Hoch auf die Gefährten!"
Alle hoben ihre Gefäße und wir tranken darauf.
Wir erfuhren, dass alle eine ähnliche Geschichte hatten. Gewaltsamer Tod, das Erwachen in der Vorhölle und ein Vertrag mit Viridicus.
Ich hob meinen Pokal. "Das hier ist besser als der Tod!"
Alle hoben ihre Gefäße und wir tranken darauf.
Von der Sorte kamen noch einige, an die ich mich nur noch vage erinnern konnte und ich war ratzeblau, als ich mich auf den Weg zu meinem Zimmer machte. Ich plumpste aufs Bett und war sofort weg. Elfen schlafen nicht, heißt es, aber bewusstlos werden können wir durchaus.

Mir dröhnte der Schädel und mir war leicht übel. Ich schwankte nach unten und bestellte ein Katerfrühstück. Ich bekam eine Kanne voll mit einem bitteren schwarzen Getränk - Turkey nannte es Kava - und eine salzige Pastete. Nach den ersten Schlucken dieses Gebräus begann es mir tatsächlich besser zu gehen.
Xera kam nach einiger Zeit ebenfalls die Treppe herunter. Sie hielt sich am Geländer fest und schluckte, als sie mich essen sah.
"Mann, ist mir übel."
"Probier das mal," sagte ich und hielt ihr die Kanne hin, "das ist ein Wundergebräu."
Das Wundergebräu wirkte auch bei ihr und ihre Schuppen nahmen langsam wieder eine gesunde blaue Farbe an.
"Und jetzt?", fragte ich nach dem Frühstück.
"Lass uns was spazieren gehen," meinte Xera, "ich brauche frische Luft."

Wir saßen auf einer Bank im Park und ließen die Beine und die Seelen baumeln. Ich wurde aufmerksam, als ein Imp mit einem zusammen gerollten Pergament in den Händen angeflattert kam.
"Seid ihr Xera und Ghaundar?"
Wir nickten.
"Also", er entrollte das Pergament und verkündete pompös, "die beiden hier Genannten finden sich bitte in voller Ausrüstung und zügig bei den Ställen ein. Es erwartet sie ein neuer Auftrag."
Er rollte das Pergament wieder zusammen, wünschte uns viel Glück und entschwand.
Das war jetzt recht kurzfristig, aber wir fanden uns natürlich so schnell wie möglich in den Ställen ein. Da standen aber keine Tiere, da standen Kutschen. Und was für welche. Von denen kam das sonore Dröhnen, welches wir bereits im Treppenhaus gehört hatten.
Sie hatten etwa fünf Meter durchmessende Reifen, die etwa einen Meter breit waren und dazwischen balancierte auf Trägern ein Stahlgestell mit Überrollbügeln. Es gab zwei Sitze vorne, vor einem war eine Art Steuerrad angebracht worden, und einen riesigen Skorpion mit vier Armen auf der Ladefläche hinten. Das Ding stank nach Magie aller Klassen. Der Bartteufel am Eingang erklärte uns die Funktionsweise.
"Viridicus sagte, dass ihr euch einen Ritt verdient habt. Ihr müsst lernen, das Aggregat 4 zu fahren. Einer muss sich mit der Maschine verbinden, der andere kann das Geschütz auf der Ladefläche bedienen."
Die Kutsche, welche uns zugewiesen worden war, hieß 'Behemoth' und war die neueste Baureihe. Vorne prangte unübersehbar ein rot leuchtendes Teufelsgesicht, welches dem Bartteufel recht ähnlich sah. Der erzählte uns stolz, dass der Purgatoriums-Antrieb jetzt gut 1000 Seelen aufnehmen konnte, die hier ihre Zeit im Fegefeuer abarbeiten mussten.
Ich verstand jetzt, warum unsere Kumpels gestern Abend so neidisch geklungen hatten. Das war die pure Macht. Ich sah mich schon durch feindliche Armeen pflügen, denn diesem Teil hatte man wenig entgegenzusetzen, würde ich meinen. Xera fragte ein wenig nach und nach den Angaben unseres Einweisers überstand es problemlos mehrere Feuerbälle, konnte einen kleinen Lavafluss durchqueren, war hundertprozentig geländegängig, konnte durch Flüsse fahren und bremsen war meistens überflüssig, weil es die meisten Hindernisse einfach überfuhr oder beiseite räumte.
Xera gewann das Stöckchen ziehen, obwohl ich fuschte, was das Zeug hielt. Für uns beide war es wahrscheinlich besser, denn die infernalische Armbrust auf der Ladefläche brauchte einen erfahrenen Schützen. Der war sie gewiss nicht. Nun kam der Nachteil. Die Maschine brauchte gute fünf Minuten, damit sich ein neuer Fahrer mit ihr arrangieren konnte. Auf andere hörte sie nicht. Das war zwar gut, aber wenn Xera ausfiel, aus welchen Gründen auch immer, war die Maschine erst einmal nutzlos. Ein Ersatzfahrer war nicht vorgesehen. Sicherheitsgurte gab es natürlich auch keine.
Der Skorpion hatte keine Sehnen, dafür Runenbänder, die auf den vier Armen eingraviert waren. Es gab einen Hebel, um ihn zu starten. Er konnte im 45°-Winkel nach links und rechts bewegt werden und etwa 30° nach oben. Das war nicht toll. Bei Flugwesen würden wir in Probleme hineinlaufen beziehungsweise fahren. Ich musste den Teufeln mal von dem Kugelgelenk der Grauzwerge erzählen. Hier war definitiv Verbesserungspotential.

Der Auftrag war in den Bordteufel eingespeichert worden, der uns aus einem kleinen Fenster neben dem Lenkrad angrinste.
"Findet das Erstwerk der größten Keramikvirtuosin ihrer Epoche und Welt. Die Koordinaten sind einprogrammiert. Wollt ihr starten, Gebieterin?"
Bei dem Wort 'Gebieterin' schwoll Xera sichtlich an. Generös gab sie den Startbefehl. Der Motor grollte auf und der Wagen machte einen Ruck nach vorne. Der Bartteufel beeilte sich, die Eingangsflügel zu öffnen und dann schossen wir nach draußen.
Als wir losfuhren, fiel mir noch etwas anderes auf, was zweckmäßig wäre: Schutzbrillen. Der Fahrtwind war ordentlich und falls wir jemals in einen Regenschauer oder Staubsturm gerieten, waren wir blind. Eine Frontscheibe gab es nämlich auch nicht.
Die Welt wurde dunkel und raste an uns vorbei. Es war ein wenig wie beim Fall, nur das wir hier komfortabel saßen. Dann wurde es hell. Gleißend hell. Ein helle Sonne schien über einer Steppenlandschaft, in die der Wagen hinaus rumpelte. Ich schloss geblendet die Augen. Verdunkelte Schutzbrillen! Das kann doch nicht so schwierig sein!
Der Wagen nahm wieder Fahrt auf und schoss durch die Dünen. Rechterhand war ein Gebirgszug zu erkennen, dem wir uns näherten. Linkerhand meinte ich auf einem Felsen zwei humanoide Gestalten zu sehen, die uns beobachteten. Ich machte Xera auf die beiden aufmerksam und sie drehte den Wagen in deren Richtung. Ich stand auf, hielt mich an den Stangen fest und winkte ihnen zu. Sie winkten nicht zurück, sondern spannten ihre Flügel auf und flogen davon, in Richtung des Gebirges. So viel zum ersten Kontakt. Auf Toril waren wir hier nicht, das war mal klar.
Rechts von uns wurde ein Fluss sichtbar. Xera wollte was ausprobieren und befahl, dem Bordteufel, zum Fluss zu fahren. Sie könnte ja auch selber lenken, aber warum sollte man das tun, wenn man auch Befehle geben konnte.
"Zu Befehl, zum Fluss."
"Hast du nicht was vergessen?" Xeras Stimme klang etwas scharf.
"Oh, ich bitte untertänigst um Entschuldigung. Zum Fluss, jawohl, meine Gebieterin."
Xera lehnte sich lächelnd zurück.
"Das wollen wir mal nicht einreißen lassen, gell?"
"Ja, meine Gebieterin."
Aber Drow sind herrschsüchtig, heißt es. Hatte ich schon einmal erwähnt, dass Drachen und Drow nicht so verschieden waren? Gut, das Xera eine Frau war, da war ich das Herrschsüchtige gewohnt. Einen Mann hätte ich wahrscheinlich längst eliminiert.
Xera wollte eine Flussdurchquerung versuchen und zog ihre Atemmaske an. Ich stieg aus und vertrat mir ein wenig die Beine. Als sie so weit war, lenkte sie den Wagen in die Fluten. Er ging unter wie ein Stein. Das war schon einmal gut zu wissen, dass er nicht schwimmen konnte. Er durchquerte den Fluss ohne Probleme und tauchte am anderen Ufer wieder auf. Xera kam zurück und ich stieg wieder zu.
Nach dem Überqueren einer weiteren Hügelkette blickten wir in ein kleines
Tal hinunter. Auf der gegenüberliegenden Seite kam der Fluss aus dem Gebirge, in das er sich einen tiefen Canyon geschnitten hatte. Im Tal lag eine Siedlung. Das war wahrscheinlich etwas hoch gestochen, denn es handelte sich um ein paar Zelte, zwischen denen Humanoide herumliefen.
"Das hier sind die Zielkoordinaten, Gebieterin" sagte der Bordteufel.
"Gut, dann warte hier. Kann man dich rufen, wenn wir dich brauchen?"
"Aber natürlich, meine Gebieterin. Ich komme so schnell, wie ich kann."
Das war gut zu wissen. Der Wagen war wirklich vom Feinsten.

Wir kletterten aus dem Wagen und machten uns auf den Weg ins Tal. Je näher wir kamen, desto primitiver wirkte alles. Es waren Zelte aus Fellen und Knochen und dazwischen liefen gedrungen aussehende Humanoide herum. Einige von ihnen hatten uns bemerkt und kamen uns entgegen. Sie schwangen drohend ihre Keulen.
Sie waren stark behaart und hatten eine Art Bemalung aus Ocker im Gesicht. Xera gab die Freundliche und zeigte ihre offenen Handflächen.
"Guten Abend, werte Freunde, könnt ihr uns weiterhelfen?"
Auf ihren Gesichtern breitete sich nacktes Unverständnis aus und sie bedrohten uns weiter mit ihren Keulen.
"Xera." Sie deute auf sich. "Schlafen?" Sie legte zwei Hände zusammen und neigte ihren Kopf darauf. Dann zeigte sie auf das Dorf.
"Urhh?"
Sie zeigte auf mich und sagte: "Ghaundar", dann auf sich und sagte erneut "Xera." Und dann auf den Sprecher, der hier der Boss zu sein schien.
"Uirh? Pu", antwortete der.
Xera war geduldig. Sie zeigte auf mich, auf sich und auf Pu, wiederholte die Worte und zeigte dann auf die anderen. Wir erfuhren, dass sie Kra, Irk und Burk hießen. Hoffentlich.
Dann gaben die Protomenschen auf und führten uns zum Dorf.
Sie hatten Keramik. Es handelte sich um im Feuer gebranntes Zeug zum Kochen und um Vorräte aufzubewahren. Töpfern war Frauensache, wie wir feststellten, als wir uns durch die Keramikausstellung fragten. Von Kunst war hier weit und breit nichts zu sehen.
Dafür erklärten sie uns mit vielen Gesten, dass wir die Vogelmenschen schlagen sollen. Die würden sie angreifen. Einer hing über dem Feuer und wurde gerade geröstet. Sie trugen auch Federn der Vogelmenschen. Diplomatie und Völkerverständigung waren hier noch nicht erfunden.
Wir probierten von dem verbrannten Ding über dem Feuer, sie probierten von unseren Rationen, aber der gegenseitige Abscheu vor der Nahrung der anderen war deutlich zu spüren. Immerhin konnten wir übernachten.

Am Morgen machten wir uns auf den Weg ins Gebirge. Man schärfte uns mit vielen Grunzlauten noch einmal ein, die Vogelmenschen zu erschlagen. Den Teufel werden wir tun. Für dieses unzivilisierte Pack werden wir keinen Krieg führen
Trotz der frühen Tageszeit war es bereits unangenehm warm. Als wir die Kluft erreichten, aus der der Fluss strömte, wurde es schlagartig kühler. Und dunkler, was eine wahre Wohltat war. Neben dem Fluss schlängelte sich ein natürlicher Pfad entlang, der uns bei nur leichter Steigung zügig in die Kluft hinein führte.
Nach einiger Zeit hörten wir ein leises Pfeifen wie von Wind und nach einer guten Stunde bemerkten wir Beobachtungsposten über uns in den Felsen. Wir beschlossen, sie zu ignorieren und gingen weiter. Dann wurden wir angerufen. Ein Vogelmann senkte sich in die Schlucht hinunter und blieb für ein paar Meter über uns flatternd in der Luft stehen, der andere zog weit oberhalb seine Kreise. Da hatte wohl jemand 'Die Kunst des Krieges' gelesen.
Der Vogelmann hatte den Oberkörper eines muskulösen Mannes, seine Arme liefen in Schwingen aus, an denen kleine Hände zu sehen waren und sein Unterkörper war vogelartig. Die sahen aus wie Harpyien, aber sie waren sauber und versuchten nicht, uns zu bezaubern und zu fressen. Außerdem hatte ich noch nie von männlichen Harpyien gehört.
Wir winkten freundlich. Xera versuchte es in der universellen Sprache der Deppen.
"Xera", sie zeigte auf sich, "Ghaundar", sie zeigte auf mich, "wer du?", und zeigte auf ihn.
"Riom", kam als Antwort. Ob das nun sein Name war oder 'Verpisst euch!' heißen sollte, war nicht klar.
Ich zeigte in die Schlucht, machte die Handbewegung des Weitergehens und sah ihn fragend an.
"Artumi." Er zeigte weiter in die Schlucht.
Xera zeigte auf mich, auf sich und die Schlucht hinauf. "Artumi?" Sie machte eine Gehbewegung. Der Vogelmann zuckte mit seinen Schultern. "Sgar."
Ich nahm mir fest vor, mich in die Kunst des Ritualwirkens einzulesen, wenn ich mal die Zeit dafür finden würde. Da solle es was geben, was mit fremden Sprachen zu tun hat. So eine fremde Welt hat einen großen Nachteil und das ist die Verständigung.
Nach einiger Zeit und unter der Beobachtung unserer Luftaufklärung erreichten wir eine Stelle, an der Höhlen weit über uns in den Felsen auftauchten.
"Da müssen wir rauf. Ich hoffe sehr, dass das in Ordnung geht, ansonsten haben wir gegen die Flattermänner keine Chance", sagte ich. "Welche Höhle ist jetzt die richtige?"
"Es gibt keine falsche, "sagte Xera, "weil wir keine Ahnung haben. Wir nehmen die erste, die wir erreichen können."
Das war typischer Paladin-Blödsinn, denn wir brauchten genau die, in der vielleicht die Künstlerin wohnte. Aber ohne weitere Anhaltspunkte hatte sie wahrscheinlich sogar recht. Also zogen wir uns die Kletterschuhe an und machten uns auf den Weg. Wir brauchten eine gute Stunde bis zur Höhle und waren schweißgebadet. Die Vogelmänner, die vor uns gelandet waren, tranken bereits eine Schale Tee und grinsten.
Sie luden uns in die Höhle ein. Keramik stand da nicht. Die Vogelleute hatten Holzschnitzarbeiten als Schalen und geflochtene Körbe zur Aufbewahrung von Sachen.
Also war wieder Zeichensprache angesagt. Ich suchte in meinem Beutel herum und zog eine kleine Keramikflasche heraus. Die bestaunten sie gebührend. Dann versuchte ich, mit Handbewegungen anzuzeigen, wie man eine solche Flasche formt. Nach einiger Zeit ging Riom ein Lichtlein auf, was ich wollte und rief in Richtung eines Vorhangs.
"Amhil! Amhil"
Der Vorhang im Hintergrund bewegte sich und es tauchte ein kleines Mädchen auf. Ich zeigte ihm die Tonflasche und machte Handbewegungen, als wollte ich sie formen. Das war mal ein gescheites kleines Ding. Sie verstand auf Anhieb, was ich wollte, huschte wieder hinter den Vorhang und kam mit einer kleinen Schale zurück, die sie mir vorsichtig gab. Das Ding war krude, man sah die kleinen Patschfingerchen im Ton abgedrückt und es war luftgetrocknet.
Xera sagte etwas abschätzig: "Da sind die unten aber weiter. Ich glaube, wir sind hier falsch."
"Das glaube ich nicht. Das da unten ist Gebrauchskeramik und keine Kunst. Die hier haben bisher keine Gefäße, damit ist die Schale nutzlos, also per Definition Kunst. Wie war es denn, als du klein warst und deine ersten Kritzeleien gemalt hast? Na? Wie malst du jetzt? Ok, wahrscheinlich überhaupt nichts mehr."
"Ich glaube, ich verstehe, was du meinst."
"Ein Erstlingswerk ist keine hohe Kunst. Sie hat das erste Tonobjekt dieses Volkes geschaffen. Wer weiß, was sie in 30 Jahren macht, tolle Statuen zum Beispiel."
Ich gab ihr die kleine Schale vorsichtig zurück. Dann wendete ich mich wieder an Riom. Ich zeigte ihm eine Goldmünze und zeigte dann auf die Schale. Er schaute sich das Gold an und hatte keine Ahnung, was er damit anfangen sollte. Ok, also was anderes. Aber was? Dann kam mir eine Idee. Ich hatte diesen absolut nutzlosen Kristalldolch aus der Pyramide, den ich seit geraumer Zeit mit mir herum schleppte. Der wäre wahrscheinlich was wert, aber ich glaube, wir werden die nächsten 100 Jahre nicht in einem Antiquitätenladen vorbei kommen. Also zeigte ich den.
Ja, man war Feuer und Flamme. Riom war begeistert, steckte sich das Ding ein und sagte etwas zu Amhil. Die gab mir die Schale. Ich bedankte ich artig, wickelte das Teil vorsichtig in diverse Kleidungsstücke ein und steckte es in meinen Beutel. Dann verabschiedeten wir uns.
"Und wenn wir uns irren?"
"Dann habe ich einen Dolch verloren und Viridicus schickt uns umgehend zurück. Was soll also groß sein?"
Diesmal kletterten wir nicht, sondern sprangen. Das löste laute Rufe des Erstaunens aus, aber dank des Federfalls waren wir so in einer guten Minute unten. Dann wanderten wir zum Schluchtrand zurück, was bergab auch zügig ging.
Als wir den Rand der Schlucht erreichten, rief Xera nach Behemoth. Zuerst passierte nicht, aber dann hörten wir das tiefe Grollen des Antriebes, der sich rasch näherte. Natürlich nahm Behemoth den kürzesten Weg. Natürlich führte der durch das Dorf der Protomenschen. Zelte flogen beiseite, Keramik zerbrach und schreiende Personen warfen sich aus dem Fahrweg. So werden Legenden geboren, glaube ich. Irgendwann in ferner Zukunft wird das die Ankunft der Apokalypse sein.

Wir waren gerade gut an Bord geklettert, als sich der Bordteufel meldete.
"Gebieterin, es gibt einen neuen Auftrag. Wir müssen so schnell wie möglich zurück. Höchste Dringlichkeitsstufe."
"Alles klar, dann mach mal."
Wir wurden in die Sitze gepresst, als Behemoth Vollgas gab. Die zweite Durchfahrt gab dem Lager den Rest. Wir heulten durch die Dünen und hinterließen eine gigantische Staubfahne. Als wir den Transitpunkt erreichten wurde die Welt wieder dunkel.
Wir rumpelten in die Parklandschaft hinaus. Das sah nicht gut aus. Am Himmel spannte sich ein breiter orangepurpurfarbener Riss, in dem das Chaos brodelte. Weitere kleine Risse waren zu sehen, aus den Dämonen quollen.
"Was ist das denn! Wir werden angegriffen? Das sollte in Taschendimensionen nicht funktionieren."
"Spar dir die Klugscheißerei. Was machen wir jetzt?"
"Fahr zum Haupthaus. Dann sehen wir, was wir ausrichten können."
Xera wandte sich an den Bordteufel. "Du hast es gehört. Haupthaus! Und überfahr dabei so viel von dem Kroppzeug wie möglich."
"Das werde ich gerne tun, meine Gebieterin." Der Bordteufel kicherte dabei infernalisch.
Ich klemmte mich hinter die Armbrust und betätigte den Hebel. Rötliche Runen begannen, von den Spitzen der Arme zum Zentrum zu laufen. Dort bildete sich eine orangefarbene Feuerlanze.
Der Wagen bahnte sich seine Weg durch die Horden der niederen Dämonen. Eingeweide, Körperteile und grünliches Blut spritzen in alle Himmelsrichtungen davon. Xera lachte und jauchzte. Macht korrumpiert, hatte ich mal gehört und absolute Macht korrumpiert absolut. Xera war auf dem besten Wege dahin, würde ich meinen.
Neben uns tauchte ein fliegender Dämon auf, der ein wenig wie eine überdimensionierte Mücke aussah. Er war wohl gerade aus einem frischen Riss geschlüpft. Da er im Bereich der Lanze war, verpasste ich ihm eine. Das Projektil senkte sich in den Moskito. Der kicherte und machte sich angriffsbereit. Er ließ ein hohes Summen ertönen, das direkt durch die Ohren ins Hirn drang, dort aber keinen nachhaltigen Effekt hervorrief.
Ich muss sagen, von dieser Armbrust hatte ich mehr erwartet. Da war ja mein neuer Hexenpfeil besser und ich war jetzt noch nicht der tolle Zauberer. Abgesehen von dem trüben Funzeln der Lanze brauchte die Armbrust auch noch eine erkleckliche Zeit zum Nachladen. Xera holte tief Luft und blies ihm ihren Blitzodem um die nicht vorhandenen Ohren. Nach einem zweiten Schuss ploppte er sich dann hinfort ins seine Heimatgefilde. Ich verschloss den Riss mit einem 'Magie bannen', bevor noch mehr von den Viechern durchkamen.
Als wir das Haupthaus erreichten, was die Katastrophe perfekt. Hunderte von den kleinen Dämonen wimmelten um das Haus herum, versuchten Fenster aufzubrechen und türmten sich die Wand empor, um in die oberen Stockwerke zu gelangen. Die Verteidiger, wenig an der Zahl, gaben ihr Bestes, aber es waren einfach zu viele.
"Das wird jetzt eklig", verkündete Xera, "Behemoth, fahr die Viecher zu Matsch. Und sieh zu, dass wir die Wände einigermaßen freibekommen."
"Jawoll, meine Gebieterin!" Der Enthusiasmus war schwer zu überhören. Behemoth nahm wieder Fahrt auf und es wurde eklig. Dafür spornten uns die Begeisterungsrufe der Verteidiger an. Ich ballerte mit meinem Skorpion, so schnell er denn eben konnte, in das Pack.
Nach der dritten Runde war nicht mehr viel übrig. Wir setzten ein Stück zurück, als ein weiterer Höllenwagen auftauchte. Ich wollte gerade winken, damit wir die Angriffe koordinieren konnten, aber dann fiel mir der Fahrer auf. Das war eine glibberige Masse mit Augenstielen und Pseudopodien. Das war kein Teufel!
"Xera, ausweichen, schnell!"
"Hä?"
Zu spät. Der andere Wagen nahm Fahrt auf und ging auf Rammkurs. Ich klammerte mich mit allem fest, was ich zur Verfügung hatte, aber Xera war nicht so glücklich dran. Unser Wagen neigte sich seitwärts, rumpelte wieder in die Waagerechte und stand quer. Xera flog aus ihrem Fahrersitz und landete unsanft erst im Gestänge und dann auf dem Stahlboden. Ich hörte deutlich, dass ein bis zwei Rippen Schaden genommen hatten.
Der andere Wagen setzte zurück. Ich beharkte den Fahrer mit einem Hexenpfeil, aber das würde ein kurzes Vergnügen werden, wenn hier nicht bald meine Fahrerin wieder auftauchen würde. Xera verstand das wohl auch und zog sich ächzend und stöhnend in den Fahrersitz zurück.
"Bleib auf ein paar Meter Abstand", rief ich ihr zu, "damit der Strahl nicht abreißt."
Das gelang ihr leidlich gut und der protoplasmatische Dämonenhijacker verdampfte recht zügig. Mittlerweile hatten einige Dämonen angefangen, zu uns hochzuklettern. Ich erledigte sie mit einigen Armbrustschüssen oder trat sie schlicht runter, und Xera nahm wieder Fahrt auf, weg vom Haupthaus.
Dann wollten wir wenden. Aus dem Schatten des nächsten Baums löste sich ein riesiges geierartiges Dämonenwesen. Ein Vrock! Im aen amarth! Xera hüpfte vom Wagen und ihr Schwert irrlichterte von hinein geladener Magie und fing an zu dampfen.
Das war mal gut, denn jetzt hatte ich freies Schussfeld, weil der Vrock sich mit Xera beschäftigen musste. Diesmal saß die Lanze prima. Der Dämon heulte auf und Xera verpasste ihm einen guten Treffer inklusive gleißendem Licht und Blitzschlag. Und dann ging es richtig los. Xera kämpfte wie eine Besessene und ich pumpte das Vieh weiter mit infernalischem Feuer voll. Das lief besser als erwartet und endlich fiel er um. Xeras Rüstung wies beträchtliche Schäden auf, genauso wie ihr Körper. Letzteres ließ sich aber schnell mit ihren Heilenden Händen reparieren.
Den Kopf des Vrock nahm ich mit. Dann donnerten wir zum Haupthaus zurück. Dort hatte sich das Blatt gewendet. Rote Risse in der Wirklichkeit tauchten um das Haus herum auf. Die Schnelle Eingreiftruppe der Hölle war endlich angekommen, darunter Papa Levistus' Frostige Fanatiker'. Teufel aller Arten quollen aus den Rissen und, bei den Göttern, da waren Gestalten bei! Hui. Hieronymus Bosch wird sich in den Hintern beißen, nicht hier gewesen zu sein. Zauber glitzerten durch den Park und explodierende oder von Klauen zerrissene Dämonen verschönerten das Ambiente. Jubel empfing uns und unsere Trophäe.
Auf seinem Balkon stand Viridicus und intonierte eine mächtige Beschwörung. Leuchtende Ringe lösten sich aus seinen Händen und schwebten zu dem Wirbel empor. Der begann kleiner zu werden und schloss sich endlich.

Nach einiger Zeit wurde die Pforten geöffnet und wir konnten unseren Behemoth in die Stallungen zurückbringen. Dann machten wir uns auf den Weg zu Viridicus. Eigentlich rechneten wir damit, dass er zu beschäftigt sei für uns, aber wider Erwarten empfing er uns sofort. Er bat uns herein und schloss die Tür hinter uns ab. Dann ließ er sich in seinen Sessel fallen.
"Das war knapp. Danke für euer zügiges Erscheinen. Ich glaube, dass hat den Ausschlag gegeben. Möchtet ihr etwas trinken?"
"Gerne, " sagte ich, "so stark wie vorhanden ist."
Er wirkte gestresst, denn seine Hände zitterten leicht. Er holte einen violetten Likör und goss uns großzügig ein. Das Zeug schmeckte recht mild und süßlich, aber wärmte einen von innen heraus in erstaunlich kurzer Zeit.
"Was ist denn passiert? Als ich die ganzen Dämonen gesehen hatte, hatte ich schon die Befürchtung, dass es an meinen Dämonenkristallen gelegen hat."
"Nein, da kann ich euch beruhigen. Die waren das, was ich vermutet habe, nämlich Seelengefäße. Nein, jemand hier in meiner Ebene verfügt entweder über erhebliche arkane Fähigkeiten oder hat einen Gegenstand mit solchen deponiert."
"Könnte es etwas aus euren Museen gewesen sein?"
"Das ist naheliegend, aber nein. Ich kenne jeden einzelnen Gegenstand und keiner hat diese spezielle Macht. Ich muss euch um etwas bitten. Ich weiß nicht, wer das getan hat. Ich bin mir nur mit Einem sicher: Ihr wart es nicht. Könntet ihr nach diesem Gegenstand suchen und vielleicht den Schuldigen ausfindig machen?""
Wir nickten. Klar, was hätten wir sonst machen sollen und so besprachen wir die weitere Vorgehensweise. Aber ich hatte noch eine Idee.
"Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, dass das mit Bahamut zu tun hat. Der Drachengott ist sehr eigen, was die Unterscheidung zwischen Gut und Böse angeht. Bei letzterem kennt er keine Zurückhaltung. Aber er hat hier mit Xera eine Paladinin, die eine seiner loyalsten Anhängerinnen ist." Meine Rolle ließ ich vornehm aus. "Da kam ich auf die Idee, dass das, was ihr hier tut, nämlich böse Artefakte zu horten, in Bahamuts Sinne ist. Und wenn dem so ist, dann ist es gut, wenn wir euch nach besten Wissen und Gewissen dabei unterstützen."
"Ihr habt meinen Vertrag unterschrieben, ohne ihn zu verstehen, nicht wahr?"
"Natürlich, weil wir keine andere Wahl hatten. Andererseits möchte ich anmerken, dass ein Gott wie Bahamut sich natürlich nicht um infernalische Verträge schert. Wenn er anderer Meinung über die Verwendung von Xera für seine Missionen ist, dann werdet ihr ihn nicht aufhalten können."
Viridicus wurde sehr schweigsam. Dann begann er zu lächeln.
"Da ist was dran. Ghaundar, ich glaube, du wärst ein guter Teufel geworden."
"Ich danke für das Kompliment und ich bin immer offen für lukrative Angebote, euer Gönnerschaft, aber zurzeit haben wir ein Problem zu lösen."
Dann fiel ihm unser Auftrag ein.
"Aber etwas anderes. Wart ihr erfolgreich? Das wäre wenigstens eine gute Nachricht an diesem Tag."
"Wir sind uns nicht sicher, aber wir trafen eine junge Vogelfrau, die das hier geschaffen hatte, als erste ihres Volkes." Ich kramte in meinem Beutel herum und zog die eingewickelte Schale heraus. Es war das Richtige! Viridicus war überglücklich und selbst Xera nickte mir anerkennend zu. Dann machten wir uns auf den Weg zu Turkey, denn wir hatten Hunger nach der Aufregung und eine Mütze Schlaf wäre auch nicht schlecht.

Zurzeit sind wir die Einzigen, denen Viridicus vertraut. Das ist schon seltsam: Der Teufel vertraut einer celestischen Paladinin und einem nicht ganz so celestischen Drow-Attentäter mehr als seinem infernalischen Personal. Die Hölle ist tief gesunken, möchte ich meinen. Und das eine musste ich noch anmerken: Entweder haben wir hier einen Ausnahme-Patron oder die Hölle ist lange nicht so schlecht wie ihr Ruf. Xera meinte zwar, dass wir aufgrund unserer Fähigkeiten eine Ausnahmebehandlung erfahren und der einfache Bauer nicht so viel Glück hätte, aber ich war da gerade sehr unentschlossen.
Aber erst einmal ruhten wir uns aus. Viridicus schickte Suchtrupps aus, die eine Vorerkundung durchführen sollen. Danach sollten wir uns auf den Weg machen und uns die wahrscheinlichen Stellen ansehen. Wir werden dafür natürlich wieder den Dienstwagen nehmen. Mit dem Ding auf der Oberflächenwelt würde ich, könnte ich ... ach was Ghaundar, hör auf zu träumen. Denn dann käme nach einiger Zeit jemand wie Xera und bliese dir dein Lebensflämmchen aus.
Kein Plan reicht mit einiger Sicherheit über das erste Zusammentreffen mit den Spielern hinaus.
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